Forum Alpbach - Kapsch: "Wir scheuen Konflikte und kooperieren nicht"

23. August 2017 - 15:25

Mit dem Generalthema des Forum Alpbach, "Konflikt und Kooperation", kann IV-Präsident Georg Kapsch wenig anfangen: "In Österreich sind wir konfliktscheu, es gibt oft faule Kompromisse." Für den Vorsitzenden des Rates für Forschung und Technologieentwicklung (RFT), Hannes Androsch, gilt es vor allem, die Potenziale der Digitalisierung zu nutzen und sich nicht in "Retro-Träumereien" zu verlieren.

Kapsch: "Es gibt nicht zu wenig Geld in dem Land, es ist nur falsch verteilt"
Kapsch: "Es gibt nicht zu wenig Geld in dem Land, es ist nur falsch verteilt"

Beide Begriffe, Konflikt bzw. Kooperation, seien per se weder gut noch schlecht, sagte Kapsch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Androsch zur Eröffnung der Alpbacher Technologiegespräche. Während ein grundsätzliches Konfliktpotenzial um Ressourcen wie Geld, geistiges Eigentum oder hoch qualifiziertes Personal bestehe, seien Konflikte auch kreativitätsfördernd.

Fragmentierte Forschungsförderungslandschaft

Weiteres Konfliktpotenzial ortet Kapsch in der fragmentierten Forschungsförderungslandschaft und der Aufteilung der Forschungsagenden auf mehrere Ministerien. Der Fokus liege zu sehr auf Zahlen wie der Höhe der Forschungsquote, für ihn nur eine Ausprägung von einer Art generellem "Inputfetischismus" in österreichischen Forschungsangelegenheiten. Auch sieht der Präsident der Industriellenvereinigung (IV) die Leistungen von Großunternehmen für die Forschung in Österreich nicht genug anerkannt.

Kooperation wiederum sei nicht automatisch positiv, denn es gehe immer auch um Eigeninteressen. Wo die Zusammenarbeit jedenfalls verbessert gehöre, sei zwischen Universitäten, Fachhochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen bzw. auch Unis und Unternehmen. "Wir müssen diese Hürde überspringen und immer die ganze Innovationskette betrachten", sagte Kapsch, der auch die fehlende Brücke zwischen angewandter Forschung und Grundlagenforschung bemängelte. Grundproblem über alle Bereiche: "Es gibt nicht zu wenig Geld in dem Land, es ist nur falsch verteilt."

Umbruchszeit

"Wir leben in einer ähnlichen Umbruchszeit wie vor 250 Jahren vom Agrar- zum Industriezeitalter", sagte Androsch. Der Wandel vom Industrie- zum Digitalzeitalter laufe aber viel rascher und disruptiver ab. "Wir müssen uns auf neue Möglichkeiten des digitalen Zeitalters einstellen, sie sind eine Chance und eine Herausforderung." Damit seien klarerweise auch Probleme und Gefahren verbunden, Stichwort Cyberkriminalität.

Zur Bewältigung der Cyberwelt brauche es eine digitale Alphabetisierung, so der RFT-Vorsitzende: "Ohne entsprechende digitale Infrastruktur geht es aber auch nicht. Wenn es nicht ein flächendeckendes, rasches und verlässliches Netzwerk mit Cloud-Anbindung, 5G-Niveau etc. gibt, kann das alles nicht funktionieren."

Als Beispiel für künftige Entwicklungen nannte Androsch etwa die Präzisionsmedizin, die das Spitalswesen reformieren werde. In der Industrie gehe es darum, die Möglichkeiten so rasch wie möglich zu nutzen, "damit wir nicht unter die Räder kommen, weil viele Technologien sind disruptiv". "Wenn wir eine breite Industriebasis erhalten wollen, von der ein Großteil unseres Wohlstands abhängt, müssen wir Geschäftsmodelle schaffen, die in den nächsten 20 Jahren erfolgreich sein können", so Androsch.

(APA/red, Foto: APA/APA (Hochmuth))

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