Viel mehr Medienkonsum als Sport bei Jugendlichen

7. August 2017 - 12:40

Im Routine-Tagesablauf haben die modernen Medien bei Jugendlichen allen anderen Beschäftigungen - auch dem Sport - eindeutig den Rang abgenommen. 10,3 Stunden Medienkonsum an Wochentagen und gar zwölf Stunden an den Wochenenden stehen 5,1 Stunden Sport pro Woche gegenüber. Das hat eine Studie mit 391 Heranwachsenden im Alter zwischen zehn und 14 Jahren in Tirol ergeben.

Smartphones & Co machen anderen Aktivitäten Konkurrenz
Smartphones & Co machen anderen Aktivitäten Konkurrenz

"Der Gebrauch von Medien ist ein bedeutender und bestimmender Faktor für die sportlichen Aktivitäten und die motorischen Leistungen als Teil des komplexen Freizeitverhaltens in der Jugend", schrieben die Autoren, unter ihnen Klaus Greier vom Institut für Sportwissenschaften der Universität Innsbruck, vor kurzem in der Wiener Klinischen Wochenschrift. Sie haben bei 391 Kindern und Jugendlichen aus 16 Tiroler Schulklassen (Neue Mittelschule und Gymnasium) im Alter zwischen zehn und 14 Jahren einerseits den Body-Mass-Index und die motorischen Fähigkeiten bestimmt, andererseits deren Medienkonsum erfragt.

Teils mehr Adipöse als Übergewichtige

Frappierend an den Ergebnissen erscheint zunächst, dass der Anteil der adipösen Jugendlichen teilweise schon höher als jener der noch Übergewichtigen liegt: 71,5 Prozent der Burschen waren normalgewichtig, 10,6 Prozent übergewichtig und 13,2 Prozent bereits adipös. Bei den Mädchen lag der Anteil der Normalgewichtigen bei 75 Prozent, 10,9 Prozent waren übergewichtig und 10,3 Prozent adipös. Bei den Schülern der Neuen Mittelschule betrug der Anteil der Normalgewichtigen 69 Prozent, unter den Gymnasiasten hingegen 78,4 Prozent. Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund waren nur zu 62 Prozent normalgewichtig, Kinder ohne Migrationshintergrund hingegen zu 77,3 Prozent.

Im Durchschnitt betätigten sich die Kinder und Jugendlichen an 4,4 Tagen der Woche sportlich. Das erfolgte durchschnittlich über einen Zeitraum von 5,1 Stunden.

Wie sehr der Medienkonsum in Konkurrenz zu allen anderen Aktivitäten des täglichen Lebens treten muss, zeigen folgende Erhebungsdaten: Im Durchschnitt hatte jeder der Heranwachsenden 5,6 der folgenden Medien/Geräte zur Verfügung: Fernsehen, Mobiltelefon, Smartphone, Tablet, PC/Laptop, stationäre und portable Spielkonsolen, CD-Spieler, MP3-Player und Radio. Sie selbst hatten im Durchschnitt zwei Drittel der Geräte im Besitz. 31,1 Prozent gaben an, sie könnten ohne Smartphone nicht leben. Das spielte sich quer durch alle sozialen Schichten ab. "Die Anzahl der verfügbaren Medien war unabhängig vom Alter, dem Schultyp oder dem sozialen Status der Familien, auch unabhängig vom eventuellen Migrationshintergrund", schrieben die Autoren.

10 bis 12 Stunden Medienkonsum am Tag

Nahm man alle Medien in Betracht, benutzten die Heranwachsenden die Geräte pro Tag im Durchschnitt 10,3 Stunden lang, Samstag und Sonntag waren es bereits zwölf Stunden. Der Konsum von Medien mit Bildschirmen machte davon unter der Woche im Durchschnitt 8,2 Stunden aus, am Wochenende 9,9 Stunden. Die Gesamtwerte waren bei den Burschen um 2,5 Stunden höher als bei den Mädchen.

"Starker Medienkonsum, ein hoher BMI-Wert und Migrationshintergrund korrelieren negativ mit sportlichen Aktivitäten und den motorischen Fähigkeiten", stellten die Autoren fest. Allerdings seien das keine sprichwörtlichen Einbahnstraßen: Die Faktoren bedingen sich gegenseitig und können sowohl Ursache als auch Nebeneffekt sein. "Man muss kritisch sagen, dass Medienkonsum die sportlichen Aktivitäten und noch weniger die motorischen Fähigkeiten per se beeinflusst. Es handelt sich eher um einen 'Zeit-Killer' und ist damit Teil des komplexen Freizeitverhaltens der Jugendlichen", schrieben die Fachleute.

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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