Valium könnte gegen soziale Ängstlichkeit helfen

18. Juli 2017 - 11:10

Niedrig dosiertes Diazepam (Handelsname Valium) hilft ängstlichen Ratten, sich sozial besser zu behaupten. Das hat eine Tierversuchsstudie der Ecole Polytechnique Federale de Lausanne (EPFL) gezeigt, wie die Hochschule mitteilte.

Erfolgreiche Versuche mit Ratten
Erfolgreiche Versuche mit Ratten

Ängstliche Personen sind im sozialen Umfeld oft angespannt und können sich schlecht durchsetzen. Darunter leidet das Selbstvertrauen und Betroffene fühlen sich übersehen und abgelehnt. Bereits frühere Studien haben Hinweise geliefert, dass angstlösende Medikamente, zu denen auch das Schlafmittel Diazepam zählt, in niedriger Dosis ängstlichen Personen im sozialen Umfeld helfen könnten. Der Wirkstoff erhöht dabei die Energieproduktion in Nervenzellen, die mit Motivation und Belohnung zusammenhängen. Allerdings fehlte es bisher an wissenschaftlichen Beweisen.

Das Diazepam helfe hochgradig ängstlichen Ratten, ihren Nachteil beim Kampf um ihren Sozialstatus zu überwinden, schrieben die Forscher um Carmen Sandi im Fachmagazin "Molecular Psychiatry". Auch mittelängstliche Ratten konnten sich demnach besser behaupten, wenn sie niedrig dosiertes Diazepam erhielten. Bei Tieren mit wenigen Angstsymptomen bewirkte die Behandlung hingegen keine weitere Steigerung ihrer ohnehin höheren sozialen Wettbewerbsfähigkeit.

Erhöhte Kommunikation zwischen Hirnarealen

Sandi und ihr Team haben auch entschlüsselt, wie das Diazepam diese Wirkung erzielt: Es erhöht die Kommunikation zwischen zwei Hirnarealen, die an der Verarbeitung von Motivation und Belohnung beteiligt sind. Dies löst eine biochemische Kettenreaktion aus, durch die die Energieproduktion in den Nervenzellen dieser Hirnareale erhöht wird.

Die Resultate zeigten zum einen, dass angstlösende Medikamente helfen könnten, Nachteile im sozialen Umfeld zu überwinden, wie die EPFL in ihrer Mitteilung festhielt. Noch wichtiger sei jedoch die Erkenntnis, dass die Energiekraftwerke der Zellen - die sogenannten Mitochondrien - ein vielversprechendes Ziel sind, um angstbedingte soziale Funktionsstörungen zu behandeln.

Ihre Funktion ließe sich allenfalls durch einen pharmakologischen Ansatz beeinflussen, oder auch durch spezifisches Verhaltenstraining oder Ernährungsintervention, wurde Sandi in der Aussendung zitiert. Ihr Team untersucht derzeit nichtpharmakologische Möglichkeiten, die gleichen Mechanismen im Gehirn zu beeinflussen.

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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