Schuhenn tritt Wahlamt als Mozarteum-Rektor nicht an

11. Juli 2017 - 9:40

Die Universität Mozarteum Salzburg tut sich offensichtlich schwer, den Rektors-Posten neu zu besetzen. Nach dem Rückzug von Siegfried Mauser, der in Deutschland wegen sexueller Nötigung verurteilt worden war, ist die Wahl des Universitätsrates im Mai auf Dirigent Reiner Schuhenn gefallen. Doch der in Deutschland geborene Musiker trat nun von seinem Wahlamt als designierter Rektor zurück.

Neuwahl an Uni vermutlich im Spätherbst
Neuwahl an Uni vermutlich im Spätherbst

Professor Schuhenn (55), ehemaliger Rektor der Hochschule für Musik und Tanz Köln, informierte den zuständigen Bundesminister wie auch den Universitätsrat über seinen Rücktritt "mit sofortiger Wirkung". Der Grund seiner plötzlichen Absage liegt offenbar darin, dass er sein Wunschteam für das dreiköpfige Vizerektorat nicht aufstellen konnte. Nur eine Person, die bereits jetzt im Vizerektorat sitzt, soll einstimmig gewählt worden sein und damit die erforderliche Mehrheit des Universitätsrates erhalten haben. Die anderen beiden Personen, die Schuhenn vorgeschlagen hatte, fanden offenbar keine mehrheitliche Zustimmung.

Überraschende Absage

Der designierte Rektor wurde aufgefordert, einen geänderten Vorschlag einzubringen. Doch offensichtlich hat er mittlerweile das Vertrauen in den Universitätsrat verloren. Die Absage des Dirigenten kam für die Universität überraschend. Heute habe er vom Rückzug des Dirigenten erfahren, sagte der Vorsitzende des Universitätsrates, der Salzburger Anwalt Karl Ludwig Vavrovsky, gegenüber der APA. "Es hat keine Möglichkeit gegeben, diese Ansicht zu ändern." Aus rechtlicher Sicht heißt es jetzt "zurück an den Start", wie er erklärte. Vavrovsky geht davon aus, dass es aufgrund des komplexen Prozederes im Spätherbst zu einer Neuwahl kommen wird.

Der Universitätsrat werde nun baldmöglichst zusammenkommen, um über den Inhalt einer Neuausschreibung zu beraten, teilte die Universität Mozarteum in einer Aussendung am Montagnachmittag mit. Die Amtsgeschäfte werden bis zum Amtsantritt eines neuen Rektors von der Vizerektorin für Außenbeziehungen, Sarah Wedl-Wilson, und dem Vizerektor für Lehre, Mario Kostal, geführt. Die beiden haben bereits seit Jahresbeginn die Salzburger Kunstuniversität interimistisch geleitet.

Die Rektors-Neuwahl war wegen des Rückzugs von Rektor Siegfried Mauser notwendig geworden. Mauser, der erst seit Oktober 2014 an der Spitze des Mozarteums gestanden war, ließ sich im Frühjahr 2016 beurlauben, nachdem er in München wegen sexueller Nötigung einer Professorin angeklagt worden war. Nach seiner Verurteilung zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten wurde sein Dienstverhältnis an der Salzburger Kunstuniversität einvernehmlich aufgelöst.

Seit April 2016 leitete Brigitte Hütter die Kunstuniversität interimistisch. Sie wechselte allerdings mit Jahreswechsel an die Johannes Kepler Universität in Linz. Im Mai erfolgte eine Abstimmung des Universitätsrates des Mozarteums über einen Dreier-Vorschlag des Senates, bei die Wahl auf Reiner Schuhenn fiel. Die Amtszeit des 1962 in Baden-Württemberg geborenen Musikers hätte mit 1. Oktober 2017 begonnen und bis 2021 gedauert.

Schwierige Besetzung

Die Kunstuniversität Mozarteum muss nun die seit April 2016 vakante Stelle des Rektors erneut ausschreiben. Eine Wahl ist im Dezember 2016 geplatzt. Die Neuausschreibung hätte gleich zu Jahresbeginn erfolgen sollen, es kam aber erneut zu Verzögerungen. Die bisherige Unirats-Vorsitzende Viktoria Kickinger war wegen der Kalamitäten um die Rektors-Neuwahl von ihrem Posten zurückgetreten.

Auf die Frage, warum die Besetzung von Führungspositionen am Mozarteum so schwierig erscheint, gibt es keine offizielle Antwort. Hinter vorgehaltener Hand werden persönliche Eitelkeiten und Egoismen sowie das komplizierte Universitätsgesetz genannt. Zu viele Gremien hätten ein Mitspracherecht, zudem sei die Bereitschaft des Hauses für eine gemeinsames Vorgehen nicht sehr ausgeprägt, heißt es.

(APA/red, Foto: APA/APA (Gindl))

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