"Die Hitze der Stadt ist im Sommer brutal" sang Austrobarde Rainhard Fendrich schon 1982. Durch den Klimawandel hat sich die Situation bis heute verschärft, berichteten Forscher bei der Generalversammlung der European Geosciences Union (EGU) in Wien. Die Zunahme der Hitzebelastung sei in den Städten doppelt so groß wie am Land und würde exorbitant steigen, wenn man nichts dagegen tue.
Dass Städte im Sommer Hitzeinseln sind, ist schon seit 200 Jahren bekannt, erklärte Hendrik Wouters von der Universität Gent (Belgien) bei einer Pressekonferenz. In den Städten seien die Temperaturen im Vergleich zum Umland stets um einige Grad höher. Der Effekt sei in der Nacht sogar noch größer als tagsüber, weil die künstliche Landschaft aus Beton und Asphalt kaum auskühle. Solche "Hotspots" werden bei Hitzewellen verstärkt. Diese treten durch den Klimawandel häufiger auf und dauern länger, sagte er.
Man kann die Hitze der Städte nicht nur spüren und messen, sondern sogar vom All aus sehen. NASA Bilder zeigen oft recht große Löcher in den Nebelwolken, wo große Städte sind, denn dort werden sie durch die höheren Temperaturen stark verdünnt, so Wouters.
Höhere Sterberaten
Die Konsequenzen seien schon jetzt zu merken. Im Sommer nehme die Arbeitsleistung der Städter messbar ab, Infrastruktur komme zu Schaden und "exzessiv mehr Patienten werden in den städtischen Krankenhäusern aufgenommen", erklärte der Forscher. Sogar die Sterberaten seien deutlich höher.
"Bei extremen Temperaturen braucht noch dazu die Rettung länger", berichtete Francis Pope von der Universität Birmingham (Großbritannien). Gemeinsam mit Kollegen fand er heraus, dass bei über 20 Grad Celsius und bei unter zwei Grad Celsius die Wartezeiten auf die dringende Hilfe frappant zunehmen. Grund dafür sei, dass dann viel mehr Fahrten zu bewältigen sind, erklärte er. Besonders drastisch sei die Situation während Hitze- und Kältewellen.
Solche Probleme werden zunehmen, warnte Wouters. Für 2041 bis 2075 prophezeite er eine Vervielfachung des städtischen "Hitzestresses". Doch selbst in ländlichen Regionen seien die Folgen der Erwärmung nicht zu unterschätzen. Die Hitzebelastung würde dann auf dem Land so hoch sein, wie heute in den Städten.
Weniger Treibhausgase
Wie sehr - frei nach Fendrich - das Leben in der Stadt in Zukunft ermattend und zur Qual wird, hänge stark davon ab, wie sich die Menschheit weiterhin verhält. Wenn die Städte und Treibhausgasemissionen wachsen wie bisher, würde der Hitzestress dort enorm steigen und etwa an 25 Tagen die Warnstufen-Temperaturen um zehn Grad überschritten werden. Könne man die Emissionen drastisch reduzieren, würde die Hitzebelastung immerhin auf heutigen Maßen eingefroren. "Die lokalen Verantwortlichen müssen aber vor allem dafür sorgen, dass die Städte kompakt und begrünt sind, und möglichst wenig Treibhausgase verursachen", so der Wissenschafter.
Mit einer traditionellen japanischen Methode könne man die städtischen Temperaturen wenigstens ein bisschen reduzieren, erklärte Anna Solcerova von der Technischen Universität Delft (Niederlande). "Uchimizu" würde schon seit dem 17. Jahrhundert im Fernen Osten praktiziert. Dort besprenkelten die Menschen ihre Häuser, Straßen, Tempel und Gärten mit gesammeltem Regenwasser. Die Forscherin konnte nun zeigen, dass dies tatsächlich bei großer Hitze hilft. Vor allem in der Nacht könne man damit Kühle erzeugen, sagte sie.
(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))