Mikrobiologenkongress: C. difficile-Infektionen hoch gefährlich

21. April 2017 - 0:10

Erkrankungen durch das Bakterium Clostridium difficile (C. difficile) sind hoch gefährlich. Laut einer schottischen Studie, die am Samstag (22. April) zum Start des 27. Europäischen Kongresses für Klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten (ECCMID) in Wien präsentiert wird, verdoppelt eine solche Infektion das Sterberisiko von Spitalspatienten.

Häufige Infektion in Spitälern
Häufige Infektion in Spitälern

Alistair Leanord von der Universität in Glasgow und seine Mitarbeiter haben in den schottischen Krankenhäusern zwischen 2010 und 2013 insgesamt 3.304 Patienten mit C. difficile-Infektionen identifizieren können und mit 9.516 Spitalspatienten ohne diese Darminfektion verglichen. Zwei Drittel der Kranken hatten sich im Spital angesteckt. C. difficile ist damit eine klassische Ursache für sogenannte nosokomiale Infektionen, welche vor allem in Einrichtungen des Gesundheitswesens verbreitet sind.

Deutlich höheres Sterberisiko

Laut der Auswertung der Wissenschafter starben 29 Prozent der Patienten mit einer C. difficile-Erkrankung binnen zwei Monaten nach der Aufnahme ins Krankenhaus aus irgendeinem Grund (Gesamtmortalität) im Vergleich zu 14 Prozent der Kranken ohne eine solche zusätzliche Infektion. 60 Prozent der Betroffenen wurden wegen einer wiederkehrenden C. difficile-Erkrankung binnen sechs Monaten erneut ins Krankenhaus eingeliefert.

Die Spitalskosten bei einem Patienten mit zusätzlicher C. difficile-Erkrankung betrugen laut den Berechnungen im Durchschnitt rund 8.600 Euro. Bei Krankenhauspatienten ohne eine solche Infektion lagen sie im Durchschnitt bei 3.200 Euro. "In Schottland verursachten die C. difficile-Infektionen pro Jahr rund 10.600 zusätzliche Krankenhaus-Aufenthaltstage. Das entspricht der ständigen Belegung einer 30-Betten-Station zusätzlich", sagte Leanord.

C. difficile-Infektionen können die Folge von Hygiene-Mängel in Spitälern sein. Sie sind schwierig zu behandeln, Rückfälle sind häufig. "In Europa kommt es pro Jahr schätzungsweise auf rund 125.000 C. difficile-Infektionen. Die Rückfallsrate beträgt 15 bis 30 Prozent. In Großbritannien geht die Zahl der Fälle seit 2008 zurück. Das dürfte vor allem durch verbesserte Hygiene und verbesserte Antibiotika-Verschreibungen bedingt sein", sagte David Enoch, Mikrobiologe des Nationalen Infektions-Service Großbritanniens (Cambridge). Zwischen 2002 und 2013 seien fast 6.900 Fälle registriert worden.

Bekämpfung erschwert

In Österreich gibt es seit Jahren Diskussionen über die Häufigkeit bzw. die Meldung von C. difficile-Infektionen. 2016 wurden dem Gesundheitsministerium insgesamt 475 solcher Erkrankungen gemeldet. Nur rund zehn österreichische Krankenhäuser beteiligten sich bis zum Juni 2016 an einem freiwilligen System zur Meldung von C. difficile-Infektionen. "Wir haben rund 2.700 (laut Krankenhausfinanzierung; Anm.) abgerechnete C. difficile-Fälle, davon 235 Todesfälle", sagte im vergangenen Jahr Franz Allerberger, Bereichsleiter für Humanmedizin der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Als Mikrobiologie-Warnsignal tauchten diese Erkrankungen zum größten Teil aber nicht auf, was deren Bekämpfung erschwere. Die Mortalität könne bei rund 25 Prozent liegen.

(APA/red, Foto: APA/APA (Fohringer))

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