Kosmetikinnovation ohne Palmöl made in der Wachau

20. April 2017 - 14:10

Palmöl steht in der Kritik. Wegen der Schäden, die durch die Massenproduktion im Regenwald und am Weltklima entstehen, fordern manche Umweltschützer einen Boykott. Das würde das Problem aber nur verschieben, meinen andere. "Vielfalt ist wichtig. Probleme entstehen, wenn alle auf das Gleiche setzen", sagen die Naturkosmetikerzeuger vom Nikolaihof Wachau.

Erzeugt aus Rohstoffen wie Traubenkernöl aus eigenen Weingärten
Erzeugt aus Rohstoffen wie Traubenkernöl aus eigenen Weingärten

Für die handgefertigte, Demeter-zertifizierte Bio-Linie dieNikolai hat sich die Winzerfamilie für einen Weg ohne Exotisches wie Palmöl oder Sheabutter entschieden. In der Pflege werden Rapsöl-Emulgatoren verwendet, für die neuen Reinigungsprodukte ein palmölfreies Tensid. Der Verzicht sei eine Herausforderung gewesen, berichtete Geschäftsführer Günter Stöffelbauer bei einem Pressetermin in Wien. "Wir haben ein Jahr nach einem Zuckertensid ohne Palmöl gesucht. Hier sind die großen Hersteller gefragt, die sich Investitionen in Forschung und Entwicklung leisten können: Sucht nach Alternativen!" Diversifikation bei den Rohstoffen sei wichtig: "Wenn alle auf einen Stoff setzen, wird überbewirtschaftet und die Herstellung kann nicht mehr nachhaltig sein."

Monokulturen statt Regenwälder

Immer mehr Konsumenten wünschen sich Produkte ohne "kritische Substanzen". Bei Kosmetik war dies in den vergangenen Jahren vor allem Erdöl. Die Industrie hat reagiert, und jetzt verdrängt Palmöl Paraffin & Co. aus den Cremetiegeln. Durch die massenhafte Nachfrage ist der zu niedrigen Preisen herstellbare Ersatz aus der ertragreichen Ölpalme aber längst selbst in die Kritik gekommen: In den Hauptproduktionsländern Malaysia und Indonesien fallen fortlaufend wertvolle Regenwälder immer neuen Monokulturen zum Opfer. Die Anbauflächen haben sich seit 1990 verzehnfacht. Die Produktion ist enorm gestiegen, von rund 25 Millionen Tonnen im Jahr 2001 auf 66 Millionen Tonnen im Jahr 2015.

Heute ist Palmöl vor Soja- das meistproduzierte Pflanzenöl mit einem Anteil von rund einem Drittel an der weltweiten Gesamtmenge. Laut der Umweltschutzorganisation Greenpeace findet es sich in jedem zweiten Supermarkterzeugnis - in Lebens-, Wasch- und Reinigungsmitteln sowie Kosmetik. Der Siegeszug kommt nicht von ungefähr: "Die Ölpalme ist dreimal so ertragreich wie Raps und sechsmal so ertragreich wie Soja", erläuterte Stöffelbauer. Hauptabnehmer ist nach Indien die EU, wo die Hälfte des Imports für Bio-Treibstoffe verwendet werde. In Kosmetik ist es nicht deklarationspflichtig, seine Verwendung wird häufig mit Bezeichnungen wie "Pflanzenöl" verschleiert.

Prince Charles und Camilla als Fans

"dieNikolai"-Kosmetik basiert auf "bio-dynamischen Rohstoffen von Österreichs ältestem Weingut". Seit März 2016 werden Rohstoffe wie Traubenkernöl aus den eigenen Weingärten zu Pflegeprodukten verarbeitet. Die nunmehr 13 Produkte umfassende Linie hat sogar schon einen royalen Fan: Der umweltschutzbewegte britische Thronfolger Prinz Charles und seine Ehefrau Camilla hätten sich bei ihrem kürzlich erfolgten Österreich-Besuch sehr interessiert gezeigt. "Sie hat gesagt, das hätte sie gern, und zum Abschied hat sie gesagt: 'Aber bitte nicht vergessen'", berichtete Weingut-Chefin Christine Saahs der APA. Mithilfe der Diplomatieexperten in der Wiener Hofburg werde der Herzogin von Cornwall nun "das komplette Sortiment" nach London geliefert, "und er kriegt den Wein".

(APA/red, Foto: APA/APA (Gindl))

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