"March for Science": Forscher wollen nicht allein marschieren

20. April 2017 - 13:40

Die Organisatoren des "March for Science" in Wien wollen breite Schichten der Gesellschaft zur Teilnahme am Samstag (22. April) motivieren. Jeder mitmarschierende Wissenschafter solle zwei weitere nicht in der Forschung tätige Personen mitnehmen, so Helga Nowotny, Ex-Präsidentin des Europäischen Forschungsrats (ERC), bei einer Pressekonferenz.

Nowotny: Jeder Wissenschafter soll zwei weitere Personen mitbringen
Nowotny: Jeder Wissenschafter soll zwei weitere Personen mitbringen

"Wissenschaft braucht Verbündete", betonte Nowotny. Der "March for Science" solle nicht ein Marsch von Wissenschaftern sein, sondern ein Marsch mit Wissenschaftern. Wie viele Personen in Wien dem Aufruf zur weltweit in mehr als 500 Städten stattfindenden Veranstaltung folgen werden, wollte Organisator Oliver Lehmann nicht prognostizieren. In den vergangenen vier Wochen habe man in sozialen Medien und auf der Homepage rund 150.000 Kontakte registriert, außerdem tagen 12.000 Teilnehmer der European Geosciences Union ab Sonntag in Wien. Dazu kämen breite Unterstützung der meisten heimischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH). "Es ist letztlich aber vom Wetter abhängig", meinte Lehmann.

Kurzvorträge und Experimente

Mit dem Marsch, der nach einem "Science Picnic" mit Kurzvorträgen und Experimenten im Sigmund-Freud-Park vor der Votivkirche ab 14.00 Uhr über Freyung, Stephansplatz, Wollzeile, Albertina und Heldenplatz zum Maria-Theresien-Platz führt, suche man bewusst die Mitte der Gesellschaft bzw. der Stadt, so Lehmann.

Zwar betonen die Organisatoren, dass sich der Marsch nicht gegen etwas oder jemanden richtet - die Stoßrichtungen machten die Teilnehmer aber klar. "Wer Wissenschaft betreibt, steht im Austausch mit Wissenschaftern aus der ganzen Welt", so Nowotny. "Die US-Kollegen sind im Zustand der Schockstarre nach der Wahl von Präsident Trump und dem, was sich an Folgen abzeichnet. Die Türkei ist nicht weit entfernt und Ungarn sogar noch näher." Die von der Schließung bedrohte Central European University in Budapest sei jene Universität in der Region, die vom ERC die meisten Förderpreise erhalten habe.

Wissenschaft und Gesellschaft nicht zu trennen

Wissenschaft und Gesellschaft seien nicht zu trennen, betonte Nowotny. "Wissenschaft steht für Fakten, Gesellschaft steht für Werte - diese Zweiteilung ist passe." In dem Moment, wo demokratische Werte angegriffen würden, müsse die Wissenschaft Stellung nehmen, weil sie selbst bedroht sei. Die Einstellung "Normal seid ihr im Elfenbeinturm und was rundherum passiert, geht euch nix an" lehnt sie ab. "Dem ist nicht so."

Die Rektorin der Akademie der bildenden Künste, Eva Blimlinger, will dabei auch Überzeugungsarbeit leisten: "Es gibt Personen in der Gesellschaft, die sagen werden: 'Was kümmert ihr euch um die türkischen Universitäten'. Es geht jetzt aber darum, denen zu sagen, dass wenn Wissenschaft dort verfolgt wird, sich das in eine großen Spirale auch auf euer Leben auswirken wird. Das zu erklären ist nicht einfach, aber es ist die Aufgabe von Universitäten."

Allianz und Ministerium rufen zur Teilnahme auf

Auch die "Allianz österreichischer Wissenschaftsorganisationen" und das Wissenschaftsressort rufen zur Teilnahme an der Demo auf, um ein "Zeichen für die Freiheit und Offenheit der Wissenschaften sowie gegen antidemokratische und wissenschaftsfeindliche Handlungen" zu setzen.

"Die Freiheit der Wissenschaft ist eine elementare Grundlage unserer Demokratie. Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind Orte der kritischen Auseinandersetzung, der Toleranz und des freien Denkens. Umso wichtiger sind Initiativen, die für eine offene und freie Wissensgesellschaft eintreten", wird Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) in einer Aussendung der Allianz zitiert. Aus "Zeitgründen" werde der Ressortchef aber nicht an dem Marsch teilnehmen, hieß es auf Anfrage der APA aus seinem Büro.

Bei der Demonstration gehe man "gemeinsam gegen alternative Fakten und systematische Lügen und für den Geist der Aufklärung und die Freiheit der Wissenschaft auf die Straße", so der Präsident der Universitätenkonferenz (uniko), Oliver Vitouch, im Namen der Allianz. Mit dem "March for Science" solle "gemeinsam eine weltumspannende Nachricht gesendet werden, dass einer freien und unabhängigen Wissenschaft eine zentrale und nicht zu relativierende Rolle einzuräumen ist".

Der Allianz österreichischer Wissenschaftsorganisationen gehören u.a. das Institute of Science and Technology (IST) Austria, der Wissenschaftsfonds (FWF), die uniko und die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) an.

Service: https://www.marchforscience.com/; www.ScienceMarchVienna.at

(APA/red, Foto: APA/APA (Pfarrhofer))

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