Brustkrebskonferenz: Mehr Therapie muss nicht besser sein

16. März 2017 - 11:15

Mehr aggressive Therapie bei frühem Brustkrebs muss nicht besser sein. Umgekehrt kann eine "De-Eskalation" der Behandlung durchaus optimale Behandlungsergebnisse bringen - ohne unnötige Nebenwirkungen und Langzeitkonsequenzen. Dies erklärten Fachleute am 15. März zu Beginn der 15. St. Gallen Brustkrebskonferenz in Wien (bis 18. März).

"De-Eskalation" soll weniger Nebenwirkungen bringen
"De-Eskalation" soll weniger Nebenwirkungen bringen

"Wir haben bereits rund 3.000 Teilnehmer. Dies hier ist derzeit die einzige Krebskonferenz in Europa mit wachsender Beteiligung. Wir haben Experten aus 105 Staaten hier", sagte Co-Organisator Michael Gnant, Vorstand der Universitätsklinik für Chirurgie (MedUni Wien/AKH) gegenüber der APA.

Der Brustkrebsspezialist, auch Präsident der Österreichischen Studiengruppe für Brust- und Dickdarmkrebs (ABCSG), war in den vergangenen Jahren wesentlich an der Übersiedlung der Konferenz von der Schweiz nach Österreich beteiligt. Dies erfolgte vor allem aus Platzgründen. Die alle zwei Jahre stattfindende Veranstaltung konzentriert sich auf die Diskussion aktueller wissenschaftlicher Untersuchungen zur Mammakarzinom-Erkrankung im frühen Stadium und auf das Finden von Leitlinien für die Behandlung der Patientinnen.

Konstant sinkende Mortalität

"Die Mortalität bei Brustkrebs fällt konstant. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate beträgt heute in vielen Ländern mehr als 85 Prozent. Das hat aber seinen Preis für viele Frauen. Die Behandlung kann einen Tag oder auch 15 Jahre lang dauern. Die Exposition gegenüber den Medikamenten wurde länger. Die Patientinnen haben damit auch mehr mit den Langzeitkonsequenzen zu leben", sagte die belgische Expertin Martine Piccart, die mit dem diesjährigen internationalen Preis der Veranstalter geehrt wurde.

Die Frage ist, welche Behandlungsform für die einzelne Patientin am besten geeignet ist. Die sich ständig vergrößernden Therapieoptionen von Chirurgie, Strahlenbehandlung, Chemotherapie und antihormonellen Medikamenten und gleichzeitig das Entdecken von immer mehr biologischen Unterarten des Mammakarzinoms machen die Situation zunehmend komplexer. "Die Sterblichkeit bei Brustkrebs ist geringer geworden. Das ist den systemischen (medikamentösen; Anm.) Therapien zu verdanken. Wir haben das durch eine Eskalation der Behandlung erreicht. Jetzt sollten wir unser Augenmerk aber eher auf eine De-Eskalation richten", sagte der britische Experte Ian Smith (Royal Marsden Hospital/London).

Faktum ist, dass der klassische Ansatz der Anwendung von immer umfangreicheren Kombinationstherapien zwar innerhalb von Jahrzehnten zu deutlichen Verbesserungen geführt hat. Doch mittlerweile ist offenbar ein Punkt erreicht, bei dem nur noch aggressivere Behandlungsstrategien keine wesentlich besseren Effekte mehr bringen.

"Das Fachmagazin 'The Breast' hat gerade eine ganze Ausgabe den Themen der 'Überdiagnose', der 'Überbestrahlung' und der 'Überbehandlung' gewidmet", sagte Philip Poortmans, niederländischer Strahlentherapeut, der jetzt am Institut Curie in Paris wissenschaftliche arbeitet. So gebe es Patientinnen bei denen man durchaus mit einem chirurgischen Eingriff plus einer kurzzeitigen Strahlentherapie auskommen könnte, ohne zusätzlich "automatisch" noch eine Chemotherapie anzuhängen.

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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