IMP - Neue Heimat für Biologie-Forschungs-Flaggschiff

1. März 2017 - 15:30

Das Institut für Molekularbiologie (IMP) als Flaggschiff entsprechender Grundlagenforschung in Wien ist von seinen Einrichtungen her neu aufgestellt: Am 1. März wurde sein neues Gebäude für 260 Beschäftigte, davon 200 Wissenschafter, in Wien-Landstraße eröffnet. Gegründet wurde und finanziert wird das Institut zu einem Gutteil durch den deutschen Pharmakonzern Boehringer Ingelheim.

3.000 Quadratmeter des neuen Gebäudes machen allein die Labors aus
3.000 Quadratmeter des neuen Gebäudes machen allein die Labors aus

"Für die Anerkennung der Grundlagenforschung kann man sich gar nicht genug verwenden", sagte Bundespräsident Alexander van der Bellen in seiner Eröffnungsrede. In der Grundlagenforschung stehe man vor besonderen Herausforderungen. Man wisse nie, wann und wo man ankomme.

Das IMP wurde 1985 von Boehringer Ingelheim (BI) und dem US-Biotechkonzern Genentech gegründet. Später übernahm das deutsche Unternehmen alle Anteile. Die jährliche Finanzierung durch BI beläuft sich auf rund 20 Millionen Euro. "Wir wollen verstehen, wie Zellen auf molekularer Ebene funktionieren", sagte der wissenschaftliche Leiter, Jan-Michael Peters. Genauso gehe es um die Aufklärung von Mechanismen, wie es in Zellen und Organismen zu Fehlern und eventuell zu krankhaften Prozessen komme.

Über 2.000 wissenschaftliche Publikationen

Seit 1986 haben Wissenschafter am IMP mehr als 2.000 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht. Es sind mittlerweile 60 bis 90 pro Jahr. Die Zahl der ERC-Grants (Europäischer Forschungsrat) seit 2007 beträgt aktuell 14. IMP-Forschungen waren bisher mit 93 Patenten verbunden. An dem Institut arbeiten insgesamt 15 Forschungsgruppen mit Beteiligten von 40 Nationen. Das Vienna Biocenter umfasst insgesamt 1.400 Wissenschafter mit rund hundert Forschungsgruppen.

Molekulare Zellbiologie, Strukturbiologie und Biochemie, Gen-Expression und Chromosomen-Biologie, Stammzellbiologie und Entwicklungsbiologie, Immunologie und Krebs sowie Neurowissenschaften sind die aktuellen Forschungsgebiete des Instituts. Das neue Gebäude bietet auf acht Ebenen 15.000 Quadratmeter Fläche (nutzbare Fläche: 8.200 Quadratmeter). 3.000 Quadratmeter machen allein die Labors aus. Rund um das IMP ist das Vienna Biocenter mit Universitätsinstituten und anderen Forschungseinrichtungen (z.B. Institut für Molekulare Biotechnologie/IMBA und Gregor-Mendel-Institut für Molekulare Pflanzenbiologie) mit insgesamt 1.400 Wissenschaftern und hundert Forschungsgruppen entstanden. Das Zentrum lebt vom Erfahrungsaustausch der Beteiligten und von gemeinsam genutzten technischen Einrichtungen.

Boehringer Ingelheim-Generaldirektor Hubertus von Baumbach, Mitglied der Eigentümerfamilie des Konzerns, der den Neubau mit einer Investition von 52 Millionen Euro ermöglicht hat, sagte: "Wir fühlen uns in Österreich sehr wohl." Man habe als Unternehmen das Ziel, zur Gesellschaft etwas beizutragen - und dabei sei das IMP ein grundlegender Baustein.

Grundlagenforschung als "erste Faktor einer Kette von Forschungen"

Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) betonte, Grundlagenforschung sei der erste Faktor einer Kette von Forschungen, die letztendlich auch zu Wirtschaftsgütern werden könnten. Wiens Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) erklärte in Vertretung des erkrankten Bürgermeisters Michael Häupl: "Life Science ist der Schwerpunkt der Wiener Wissenschafts- und Wirtschaftspolitik." Die Bundeshauptstadt habe eine pulsierende Szene auf diesem Gebiet entwickelt.

Die eigentliche Eröffnung mit dem symbolischen Durchschneiden einer DNA-Doppelhelix erfolgte durch Emmanuelle Charpentier, nunmehr Direktorin des Max Planck Instituts für Infektionsbiologie in Berlin. Sie hat am Biocenter in Wien vor einigen Jahren erste Grundlagen für die sogenannte CRISPR-Cas9-Methode erarbeitet, mit der gezielt Erbgut von Organismen geschnitten werden kann.

(APA/red, Foto: APA/APA (Hochmuth))

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