Pädagogen fordern bessere Bedingungen für Bildung im Kindergarten

24. Januar 2017 - 12:30

Für drei Viertel der Österreicher sind Krippe und Kindergarten die ersten Bildungsinstitutionen, zeigt eine Studie von Integral für den Österreichischen Berufsverband der Kindergarten- und HortpädagogInnen (ÖDKH). In der Praxis finde dort derzeit wegen widriger Rahmenbedingungen eher Betreuung als Bildung statt, kritisiert ÖDKH-Vorsitzende Raphaela Keller bei einer Pressekonferenz.

Online-Befragung: Dachverband ortet positivere Wahrnehmung als Realität
Online-Befragung: Dachverband ortet positivere Wahrnehmung als Realität

64 Prozent befinden laut der Umfrage (repräsentative Online-Befragung unter rund 1.800 befragten 14-69-Jährigen von November 2016), dass derzeit Bildung im Kindergarten "eher gut" vermittelt wird, sechs Prozent finden, dass passiere "sehr gut". Die Wahrnehmung der Befragten ist damit laut ÖDKH allerdings positiver als die Realität.

Kritik an Betreuungsverhältnissen

"In den Sonntagsreden wird der Kindergarten als Bildungseinrichtung gesehen, nur mit der Umsetzung hapert es", fordert Keller bessere Rahmenbedingungen. So sollte etwa laut Empfehlung des Charlotte-Bühler-Instituts, das zu Elementarpädagogik forscht, ein Pädagoge auf drei bis maximal sieben Kinder kommen. In der Realität sei hingegen oft ein Pädagoge für 25 Kinder verantwortlich, teilweise unterstützt von einem Assistenten. Keller fordert deshalb einen Strukturrahmenplan, in dem etwa Betreuungsverhältnisse oder Zeit für Vor- und Nachbereitung und Elterngespräche bundesweit einheitlich geregelt werden.

Noch immer sei außerdem der Übergang vom Kindergarten zur Volksschule trotz Modellen wie der Weitergabe von Leistungsportfolios schwierig, da die jeweiligen Pädagoginnen und Pädagogen mit ihren unterschiedlichen Ausbildungen "keine gemeinsame Sprache" hätten. Enttäuscht zeigte sich Keller in diesem Zusammenhang darüber, dass anders als ursprünglich angedacht die Elementarpädagogik nicht Teil der neuen Pädagogenausbildung geworden ist. Sie fordert eine Ausbildung an den Unis. Nach der derzeitigen Ausbildung über berufsbildende höhere Schulen würden sich ohnehin nur wenige Absolventen für die Arbeit im Kindergarten entscheiden. Zusätzlich fordert Keller, dass der Kindergarten Bundeskompetenz werden soll. Derzeit sind die Gemeinden Träger der Elementarbildungseinrichtungen.

Junge sehen Kindergarten schon vermehrt als Bildungseinrichtung

Weitere Ergebnisse der Umfrage: Acht von zehn der Befragten sind zwar der Meinung, dass im Kindergarten Bildung vermittelt werden sollte und eine fundierte pädagogische Ausbildung der Mitarbeiter (sehr) wichtig wäre, so Martin Mayr von Integral bei der Präsentation. Mussten sich die Befragten allerdings für eine Hauptzuständigkeit des Kindergartens entscheiden, war das für drei Viertel die Betreuung. Nur unter den 14- bis 19-Jährigen wird der Kindergarten vor allem als Bildungseinrichtung verstanden. Krippe und Hort werden nur von 29 bzw. 28 Prozent als Bildungsinstitution gesehen.

Das dürfte u.a. mit dem engen Bildungsbegriff der Befragten zu tun haben, die Bildung vor allem mit Lernen und Wissensvermittlung assoziieren. Eine Trennung, die für Keller überholt ist: "Jede Betreuungssituation ist gleichzeitig eine Bildungssituation, das lässt sich nicht trennen." Gerade das schlechte Abschneiden von Krippe und Hort zeige, dass die Leute zu wenig über die Bildungsarbeit wüssten, die dort schon jetzt geleistet werde.

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa)/Waltraud Grubitzsch)

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