Neonicotinoide - Risiko für Wildbienen und Co. größer als angenommen

12. Januar 2017 - 9:45

Pestizide aus der Gruppe der Neonicotinoide bedrohen nicht nur Bienen, sondern auch andere Lebewesen ernsthaft. Das geht aus einer kürzlich von Greenpeace veröffentlichten Studie hervor. Unabhängige Wissenschafter der University of Sussex haben dafür die Ergebnisse von hunderten wissenschaftlichen Untersuchungen seit 2013 überprüft. Aufgrund der Ergebnisse forderte die NGO ein Totalverbot.

Neonicotinoide kontaminieren Gewässer, Böden und Vegetation
Neonicotinoide kontaminieren Gewässer, Böden und Vegetation

Laut der Studie sind Neonicotinoide in der Umwelt allgegenwärtig und kontaminieren Gewässer, Böden und Vegetation. Sogar Vögel könnten demnach unter den Auswirkungen leiden. Die drei untersuchten Stoffe Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam unterliegen seit 2013 zwar einem EU-weiten Teilverbot, die negativen Auswirkungen sind aber nach wie vor erheblich, so die Umweltschutzorganisation. Greenpeace forderte daher ein Totalverbot der aus ihrer Sicht gefährlichen Pestizide, für das sich Umwelt- und Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) auf europäischer Ebene einsetzen sollte.

"Die umfangreiche Studie des renommierten Experten Dave Goulson und seines Teams zeigt klar, dass Neonicotinoide zum Sterben von Bienen, Hummeln und Wildbienen beitragen", fasste Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace in Österreich, die Resultat zusammen. Darüber hinaus sahen die Autoren der Studie einen Zusammenhang zwischen dem Einsatz dieser Wirkstoffe und der Tatsache, dass viele Schmetterlinge, Vögel und Wasserinsekten immer seltener werden. "Der Einsatz von Neonicotinoiden gefährdet daher viele Tiere und eine intakte Umwelt mehr als bisher angenommen", folgerte Theissing-Matei.

4.000 Gemüsesorten von Bestäubungsleistungen abhängig

Neonicotinoide sind eine Gruppe hochwirksamer Pestizide, die schädliche Insekten töten sollen, aber auch schon länger in Verdacht stehen, Bienen, Hummeln und andere bestäubende Insekten zu schädigen. Diese spielen aber auch für die Landwirtschaft und die Nahrungsmittelproduktion eine entscheidende Rolle. In Europa sind alleine über 4.000 Gemüsesorten von diesen Bestäubungsleistungen abhängig, argumentierte Greenpeace. Doch die wichtigen Blütenbesucher seien in Gefahr. So verzeichnen einige Wildhummelarten dramatische Rückgänge und sind gebietsweise oder weltweit bereits ausgestorben. Für andere Insekten verfügbare Daten bieten ebenfalls ein besorgniserregendes Bild, schrieb Greenpeace.

Seit 2013 erhobene wissenschaftliche Daten belegen außerdem, dass Neonicotinoide inzwischen nicht nur auf Ackerflächen, sondern auch in der weiteren Umwelt zu finden sind: "Diese Pestizide werden regelmäßig in Gewässern, Böden oder Wildblumen nachgewiesen. Wir dürfen das Risiko für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Co. nicht weiter akzeptieren", betonte Theissing-Matei.

Service: Deutsche Zusammenfassung der Studie "Umweltrisiken durch Neonicotinoide": http://bit.ly/2j4ZtOv, Gesamte Studie in englischer Sprache: http://bit.ly/2iEyAxS

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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