IHS-Chef Kocher will Koops mit Unis verstärken und mehr Geld aufstellen

17. November 2016 - 15:28

IHS-Chef Martin Kocher will die Zusammenarbeit seines Instituts mit den Universitäten verstärken und auch dessen finanzielle Ausstattung verbessern. Derzeit ist das Institut für Höhere Studien mit seinen 10 Mio. Euro Jahresbudget nur zur Hälfte durch Projekte, Aufträge bzw. Drittmittel finanziert, dieser Anteil solle in Richtung zwei Drittel erhöht werden, sagte Kocher kürzlich.

Das IHS stehe wirtschaftlich OK da, aber "natürlich hätten wir gern mehr Geld", so Kocher, der das Institut seit Anfang September leitet. Mit 10 Mio. Euro im Jahr sei das IHS etwas schlechter finanziert als das Wifo, das bei etwa gleichen Aufgaben mehr Geld zur Verfügung habe.

Aktuell sei das IHS zur Hälfte grundfinanziert - und zur anderen Hälfte über Projekte, Aufträge, Drittmittel auch von der EU, Forschungsfonds etc. Besser wäre ein 80-prozentiger Fremdfinanzierungs- und 20-prozentiger Sockelfinanzierungsanteil. "Richtung zwei Drittel wäre mein langfristiges Ziel", meinte der Institutschef im Klub der Wirtschaftspublizisten.

Gemeinsame Doktoratsstellen schaffen

Das IHS zählt knapp 120 Mitarbeiter, davon rund zwei Drittel wissenschaftliche Mitarbeiter. "Wir sind optimistisch, dass wir noch etwas wachsen können", meinte Kocher. Verstärkt wolle man mit den Universitäten zusammenarbeiten, etwa durch gemeinsame Schaffung von Doktoratsstellen oder durch die Zulassung von Senior Researchers in beiden Einrichtungen, "daran arbeiten wir." Ursprünglich sei das IHS als Institut ja sogar gegründet worden, weil die Unis nicht stark genug waren.

Kocher legt wert darauf, dass das IHS interdisziplinär aufgestellt ist - "das Wifo hat nur Ökonomen" -, Ziel sei es, sowohl akademisch als auch angewandt zu forschen. Das sei ein relativ modernes Verständnis einer Wissenschaftsorganisation. Insgesamt gebe es am IHS elf verschiedene Forschungsgruppen. Nach außen trete er als "das Gesicht" des IHS auf, aber nicht als das einzige.

Eine gewisse Konkurrenz der Forschungsinstitute in Österreich hält der Verhaltensökonom Kocher schon für gut, im Vergleich zu manch anderen - er nennt beispielhaft Agenda Austria - sehe sich das IHS als "neutrales evidenzbasiertes Forschungsinstitut".

Einbindung in internationale Projekte

Im internationalen Vergleich sei das IHS zwar kein ganz großer Player, aber doch in verschiedene internationale Projekte eingebunden. Ähnlich und dem IHS vergleichbar seien in Deutschland etwa ifo, DIW und ZEW, wenn auch natürlich größer.

Er selbst habe sich für die Leitungsfunktion des IHS beworben, weil er nach insgesamt zwölf Jahren wissenschaftlicher Tätigkeit, davon zehn Jahre im Ausland, "noch angewandter und breiter" tätig sein wollte. Der gebürtige Salzburger (aus Altenmarkt-Zauchensee) studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität Innsbruck, wo er 2002 mit der besten Dissertation seines Jahrganges im Fach öffentliche Finanzen promovierte und sich 2007 habilitierte. Danach war er in Amsterdam und Norwich in England sowie über Gastprofessuren in Göteborg und Brisbane tätig. Mit seinem 5-Jahres-Vertrag als IHS-Direktor folgte er auf Christian Keuschnigg. Davor forschte und lehrte Kocher an der Ludwig-Maximilians-Uni in München. Im Studienjahr 2016/17 ist er dort noch in Teilzeit tätig, ab Herbst 2017 dann Vollzeit beim IHS in Wien.

Die Leitung im IHS übernahm der mittlerweile 43-jährige Kocher Anfang September zeitgleich mit Ex-WU-Rektor Christoph Badelt beim Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo), der dort auf Karl Aiginger nachfolgte. Mit dem Wifo kooperiere das IHS gut, "und ich habe vor, die kleinen Animositäten zwischen den Direktoren nicht fortzuführen", betonte Kocher zu den geradezu legendären Wortgefechten früherer Institutschefs bei den vierteljährlichen Konjunkturprognose-Präsentationen.

(APA/red, Bild APA)

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