Studie der Med Uni Wien untersucht wie Online-Foren auf suizidgefährdete Menschen wirken können

14. November 2016 - 8:59

Suizidgefährdete Menschen suchen sich in größter Not oft Hilfe im Internet. Bei den zahlreichen Angeboten ist zwischen professionell geführten und von Laien betriebenen Foren zu unterscheiden. Laut einer aktuellen Studie der Medizinischen Universität Wien können auch letztere zur Verbesserung der Situation der betroffenen Personen beitragen, sofern es sich um sogenannte Antisuizid-Foren handelt.

Dass Betroffene in professionellen Foren nachhaltige Hilfe finden können ist klar. Die Ausgangsfrage der Studie war nun, ob sich auch in den nicht-professionellen Angeboten ein positiver Effekt gegen eine Selbsttötungsabsicht zeigte. Dazu untersuchten die Wissenschafter vom Zentrum für Public Health der Med Uni Wien das Kommunikationsverhalten in diesen Foren. Das Ergebnis der Studie ergab, dass sich gerade in Antisuizid-Foren durchaus positive Effekte dahin gehend gezeigt haben, dass sich der Zustand der Poster über die Zeit der Postingaktivität psychologisch verbessert hat. Dazu untersuchte das Team sieben deutschsprachige Foren und analysierte 1.200 Threads mit rund 25.000 Postings. Dabei wurde immer der Kommunikationsverlauf eines Erst-Posters zu seinem Anliegen untersucht.

Berater sollten Foren ansprechen

"Wichtig ist bei den erfolgreichen Beispielen zu betonen, dass die psychologische Verbesserung einhergeht mit einem Gesprächssetting, in dem jeder Poster intim über seine eigenen Erfahrungen erzählt und ihm aktiv zugehört wird. Dabei sollte aber nicht vergessen werden, sich bei Bedarf auch professionelle Hilfe zu suchen. Für professionelle Helfende andererseits macht es Sinn, mit Patienten und Klienten auch über das Posten in nicht-professionellen Foren zu sprechen. So lassen sich potenziell negative Effekte verhindern und auch ein besserer Einblick in die Situation der Betroffenen erhalten," sagte Studienautor Thomas Niederkrotenthaler in einer Aussendung der Uni.

Der Forscher rät dazu, die nicht-professionellen Foren nicht schlechtzumachen, da hier eine starke Zielgruppe für Präventionsarbeit existiere. Wichtig sei, dass diese Angebote eine Zusatzhilfsfunktion für Betroffene haben können, und dass die Erfahrungen in professionellen Settings auch besprochen werden können.

Laut dem Studienautor gibt es bei den von Laien betriebenen Foren zwei große Unterscheidungen. Die "Antisuizid-Foren" haben laut dem Wissenschafter eine klare Positionierung zur Verhütung des Suizides, und ermöglichen einen konstruktiven Austausch über Krisensituationen. Die "Prosuizid-Foren" sind hingegen eher geschlossen ausgerichtet, hier komme es relativ oft zu einem oberflächlichen Austausch über Suizidalität, der vulnerablen Personen schaden könne.

(APA/red)

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