US-Wahl: Das bedeutet Trump für die Wissenschaft

10. November 2016 - 13:58

Wissenschaft war kein Thema im US-Wahlkampf, dennoch haben Aussagen des Wahlsiegers Donald Trump etwa zum Klimawandel die Scientific Community aufhorchen lassen. In den USA tätige österreichische Forscher äußerten sich gegenüber der APA besorgt und abwartend über die Zukunft: "Die Wissenschaft geht schwierigen Zeiten entgegen", sagte etwa Stammzellforscher Marius Wernig von der Uni Stanford.

Wernig bezieht sich in seiner Befürchtung, die er insbesondere für die Stammzellforschung sieht, auf Aussagen Trumps und des künftigen Vizepräsidenten Mike Pence. Hoffnungslos ist Wernig aber nicht: "Dieser Mann scheint unvorhersehbar zu sein, vielleicht wird es ja gar nicht so schlimm wie befürchtet", sagte er über Trump.

Der Biomathematiker Martin Nowak von der Harvard University verweist auf die Internationalität der Wissenschaft, "jede Gesetzgebung, die Mobilität reduziert, schadet ihr". Nowak glaubt aber nicht, dass "der Wissenschaftsstandort USA durch den Ausgang einer Wahl zerstört werden kann. Das müsste ein längerer Prozess sein, eine Änderung der Weltordnung."

Im Zusammenhang mit dem Klimawandel, den Trump im Wahlkampf als Scheindebatte und Erfindung der Chinesen bezeichnet hat, sieht Nowak die Notwendigkeit für globale Zusammenarbeit zur Lösung dieses Problems: "Man muss Brücken bauen, nicht Mauern." Er könne nur hoffen, dass jede Regierung verstehe, wie wichtig es sei, "hier Vernunft und Wissenschaft sprechen zu lassen".

US-Universitäten bleiben attraktiv

"Wenn sich die Menschen vom Schock der Wahl erholt haben, wird es sich zeigen, ob der Wissenschaftsstandort langfristig einen Schaden abbekommen haben wird", sagte der Anästhesist Peter Nagele von der Washington University in St. Louis. Er glaubt aber nicht, dass die US-Universitäten an Attraktivität verlieren werden.

Angesichts seiner Aussagen zum Klimawandel und seiner oft nicht faktenbasierten Argumentation sieht Nagele aber durchaus die Gefahr, dass Trump als Türöffner in eine postfaktische Ära fungieren könnte. Er verweist auch auf den künftigen Vizepräsidenten Pence, der die Evolutionstheorie in Frage stelle. "Hier gibt es schon ein gewisses Unbehagen, ob und wie weit hier von politischer Seite in die Schul-Ausbildung und Wissenschaftsfinanzierung eingegriffen wird."

Für den Chirurgen Harald Ott von der Harvard Medical School ist Trump eine "wild card", die Auswirkungen auf die US-Wissenschaft seien deshalb "sehr schwer vorherzusagen". Der Physiker Friedrich Prinz von der Stanford University gibt sich abwartend, eine "auf Fakten basierte Meinung" werde er sich bilden, sobald er das erste Budget der neuen Administration gesehen habe.

Fördermittel könnten reduziert werden

Auch Konrad Hochedlinger vom Howard Hughes Medical Institute will mangels konkreter Pläne noch keine Auswirkungen abschätzen. Da Trump und sein Team aber Steuersenkungen und erhöhte Militärausgaben angekündigt haben, sei zu befürchten, dass staatliche Fördermittel für die Wissenschaft reduziert werden könnten. "Man kann momentan nur hoffen, dass er sich mit wissenschaftlichen Beratern umgibt, die hier vernünftige Pläne ausarbeiten", so Hochedlinger.

Von US-Wissenschaftern fielen die Reaktionen nach der Wahl zum Teil heftig aus: "Trump wird der erste Anti-Wissenschafts-Präsident sein", wird etwa Michael Lubell von der American Physical Society auf der Website des Fachjournals "Nature" zitiert, "die Konsequenzen werden sehr, sehr schwerwiegend sein".

Für Andrew Rosenberg von der "Union of Concerned Scientists" (Vereinigung besorgter Wissenschafter) können sich Forscher den Luxus negativer Gedanken nicht leisten. "Wissenschafter müssen aufstehen und sich Gehör verschaffen", wird Rosenberg auf der Website des Fachjournals "Science" zitiert. "Sie können sich nicht in ihre Labors verkriechen und sagen, dass sie mit all dem nichts mehr zu tun haben wollen, nur weil die Wahl nicht so ausgegangen ist, wie sie sich das vorgestellt haben."

(APA/red, Bild APA/Fohringer)

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