Rektor will Universität Klagenfurt zum "Lakeside District" machen

5. August 2016 - 14:32

Die Alpen Adria Universität (AAU) in Klagenfurt soll gemeinsam mit dem benachbarten Lakeside Park zu einem "Lakeside District" werden. Dieses Ziel strebt Rektor Oliver Vitouch an. Im APA-Interview erklärte Vitouch, ihm schwebe eine intensivierte Kooperation der AAU mit der Fach- und der Pädagogischen Hochschule vor. Gemeinsam mit dem Land soll eine "Kärntner Hochschulstrategie" entwickelt werden.

Universität, Bildung, Forschung, Technologie - all das soll nach Vitouchs Vorstellung auf diesem Areal verortet sein. "Das Interesse von Fachhochschule und Land ist da, die Pädagogische Hochschule hat bereits im Lakeside Park angedockt", so Vitouch. Eine erste Gesprächsrunde zur Hochschulstrategie habe bereits stattgefunden, im September will man sich erneut zusammensetzen. Man will aber auch für das Land da sein, so Vitouch: "Ich wünsche und hoffe, dass wir zu Kärnten4.0 beitragen können, und zwar nicht nur im Technologiebereich. Wir wollen Kärnten neu denken und das Land in Richtung Nachhaltigkeit, Offenheit und Zukunftsorientierung entwickeln."

Karl-Popper-Kolleg als Beispiel

Vitouch, seit 2012 im Amt, beschreibt seine Zukunftspläne für die AAU so: "Das Konzept besteht darin, den Efeu sprießen zu lassen, zu ermöglichen, dass die Dinge gut gemacht werden, und hoffentlich stehen wir 2025 dann so da, dass sich all die Projekte nachhaltig etablieren konnten, die angestoßen wurden." Als Beispiel nannte Vitouch das Karl-Popper-Kolleg, ein 2015 gegründetes Wissenschafts- und Doktoratskolleg, das die Anstellung von Doktoranden und die Einladung von Fellows ermöglicht. Der erste Zyklus widmete sich dem Thema "Modeling-Simulation-Optimization" (MSO) aus dem Bereich der Mathematik und der Technischen Wissenschaften. "Wir haben auch die Rechte erhalten, das Kolleg nach Karl Popper zu benennen, sodass neben Musil, Bachmann und Lavant ein weiterer Säulenheiliger mit der Uni verbunden wird."

Die bereits laufende Sanierung des Zentral- und des Nordtrakts der Universität werde auch eine "innen und außen sichtbar veränderte Universität" mit sich bringen. "Wir haben dabei den Anspruch, die Decken höher zu hängen, und das meine ich durchaus auch wörtlich." Der Bau solle mehr Licht und Transparenz erhalten, "deshalb wird es auch Verglasungen im Entree und bei den Hörsälen geben". Zwar gibt es 26 Millionen Euro für die Sanierung, trotzdem braucht die Universität zusätzliche Mittel. Die sollen über die Kampagne "Wir machen die AAU reicher" hereinkommen, bei der jeder Spender sozusagen einen Sitzplatz in einem der Hörsäle 1 bis 4 sponsert. Mit dem Geld sollen Technik und Ausstattung mitfinanziert werden.

Auf die Frage, ob dies nicht ein Armutszeugnis für Österreich sei, meinte Vitouch: "Das mag man so sehen, zumal das Prinzip des Mäzenatentums vor allem in Niedrigsteuerländern wie den USA, Großbritannien oder der Schweiz verbreitet ist, und weniger in Hochsteuerländern, die eher etatistisch orientiert sind." Andererseits würden die Österreicher ja auch für den Tierschutz oder die Kirche spenden, warum also nicht auch für die Universität. Zudem steigere die Aktion die Bindung zur Universität, daher freue er sich über jeden gestifteten Sitzplatz. Die Kampagne sei sehr gut angelaufen, zuletzt aber etwas ins Stocken geraten, meinte der Rektor, der auch hier auf neuen Schwung hofft.

Im Jahr 2004 wurde die Uni in Alpen Adria Universität umbenannt. Auf die Frage, ob dieser Begriff eher ein Etikett sei oder gelebt werde, sagte Vitouch, man habe im Hier und Jetzt durchaus herzeigbare Erfolge: "Es könnte aber natürlich mehr sein, das ist Anspruch und Auftrag an uns selbst, aber auch an die Stadt Klagenfurt als Universitätsstadt". Klagenfurt habe die Tendenz, sich selbst klein zu machen. "Die Stadt sollte den Kopf heben, und sich eher mit Graz, Salzburg oder Ljubljana vergleichen, sich als größere Stadt begreifen", fordert er.

Erziehungswissenschaft zweitstärkstes Studium

Ursprünglich war das Fächerspektrum der Uni auf Bildungswissenschaften beschränkt. Diese sind zwar aus dem Namen verschwunden, aber immer noch sehr präsent. Vitouch: "Die Erziehungswissenschaft ist nach der Wirtschaftswissenschaft das zweitstärkste Studium." Auch die Lehramtsstudien, neuerdings in Kooperation im "Entwicklungsverbund Süd-Ost", seien nach wie vor sehr gefragt. Dem allenthalben geäußerten Vorwurf, die Universitäten würden zu Berufsausbildungsstätten reduziert, wo es mehr um Ausbildung als um Bildung geht, kann der Rektor nichts abgewinnen: "Ich glaube nicht, dass der Ausbildungsanteil in den vergangenen 20, 25 Jahren überbordend mehr geworden ist." Es habe sich erwiesen, dass es Konstanten gebe, die über Jahrhunderte stabil blieben. "Universitäten haben den Anspruch, den Dingen auf den Grund zu gehen." Medizin und die Rechtswissenschaften seien sicherlich auch auf die Berufsausbildung konzentriert, natürlich auch das Lehramt, in anderen Bereichen sei das nicht so. "Wir bekommen den Vorwurf, zu verschult zu sein, gleichermaßen wie den, dass wir zu theoretisch und praxisfern wären."

Der Gefahr, mit dem Bachelor- und Masterstudium den Studierenden die Möglichkeit zu nehmen, abseits des gewählten Studiums sich etwas breiter mit Wissen versorgen zu können, wirke man mit den vor einem Jahr eingeführten Erweiterungscurricula entgegen. "Das sind Lehrveranstaltungsmodule aus anderen Fächern, die man parallel zum eigentlichen Studium absolvieren kann." Damit könnten die Studierenden ihren Horizont erweitern, die Curricula sind auch interdisziplinär angelegt. "Das Echo war groß, sowohl bei den Studierenden, als auch bei den Instituten." Mit diesen Erweiterungsmöglichkeiten ist, so Vitouch, auch die Hoffnung verbunden, dass kleine Institute wie die Philosophie oder die Slawistik wieder mehr Aufmerksamkeit erhalten.

(APA/red, Bild APA/Neubauer)

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