Erziehung in Österreich: Jedes fünfte Kind wird autoritär erzogen

29. Juli 2016 - 9:40

Einer neuen Studie zur Erziehungskompetenz der österreichischen Eltern zufolge setzt ein Fünftel auf Autorität. Bei 29 Prozent steht das Kind im Mittelpunkt, die Hälfte sieht sich pragmatisch-ausgewogen. Auch wenn grobe Wissenslücken zutage kamen, hält Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) wenig von verpflichtenden "Elternkursen", wie sie bei einer Pressekonferenz kürzlich in Wien sagte.

Weniger als die Hälfte der Befragten (47 Prozent) konnte drei Viertel der Wissensfragen richtig beantworten. Bei neun Prozent stimmte nicht einmal die Hälfte. Nur 53,2 Prozent wissen, dass es nicht zutrifft, gerade Jugendliche würden eng gesetzte Grenzen brauchen, weil sie sonst zu aggressiv und orientierungslos wären. Oder bezweifeln, dass es gesetzlich verboten ist, dem Nachwuchs seelisches Leid durch Beschimpfungen oder Anschreien zuzufügen (33,1 Prozent). Dass ein trotziges, zwei bis drei Jahre altes Kind nicht einfach nur schlecht erzogen ist, wissen hingegen 86,7 Prozent.

Autoritär bis kindzentriert

Erziehung in Österreich lässt sich in drei Stile einteilen: pragmatisch (50 Prozent), kindzentriert (29 Prozent) und autoritär (21 Prozent), so die Umfrage zum Thema "Erziehung - nicht genügend? Erziehungskompetenz der Eltern am Prüfstand". Anlass für die Untersuchung waren unter anderem die vielen Medienberichte über "Helikopter-Eltern", bei denen sich ständig alles in erster Linie um die Sprösslinge dreht - mit Tendenz zu Überbehütung. Dieser Erziehungsstil ist nicht der häufigste in Österreich, der bestimmende / kontrollierende Erziehungstyp tendiert aber in diese Richtung.

Das Österreichische Institut für Familienforschung hatte mit Förderung des Familienministeriums 926 Elternteile in einer quantitativen Online-Befragung zu Einstellungen und Verhalten interviewt. Dabei wurden auch Werte und Konfliktthemen eruiert. Während der autoritäre Typ am meisten Wert auf Höflichkeit und gutes Benehmen legt, steht für den kindzentrierten die Meinung des Nachwuchses im Fokus, erläuterte Sozialpädagoge und Studienautor Olaf Kapella. Haupt-Konfliktthemen sind bei allen Sauberkeit, Geschwisterstreit und Medienkonsum. Bei letzterem klaffte die Schere deutlich auseinander: Der autoritäre Erziehungstyp beginnt deutlich früher (ab drei Jahren) mit der Nutzung als die anderen (ab sechs).

Das Ministerium verstärkt diverse Maßnahmen im Bereich Elternbildung. Neben einer Vertiefung und Ausweitung der Online-Aktivitäten und Ratgeber-Literatur helfen derzeit etwa in Oberösterreich nach bayrischem Modell "Familienpaten" in Alltagssituationen. Die Folderserie "Lena macht Schule" widmet sich den Bedürfnissen von Kindern beim Lernen. Großes Thema bei der Familienberatung bleibt der Bereich Scheidung und Trennung, knapp gefolgt von Erziehungsfragen und Partnerschaftsproblemen.

(APA/red, Bild APA)

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