ÖH ortet Intransparenz und Gesetzeslücken bei Lehrerausbildung

11. Juli 2016 - 10:23

Mit Herbst startet in ganz Österreich die neue Lehrerausbildung für die Sekundarstufe, für die Pädagogische Hochschulen (PH) und Universitäten gemeinsame Studien in Verbünden anbieten. Kritik an diesem Konstrukt kommt von Lehramtsstudenten und Österreichischer HochschülerInnenschaft (ÖH): Die neue Sekundarstufen-Lehrerausbildung sei intransparent und finde im rechtsfreien Raum statt.

Die neue Lehrerausbildung sieht vor, dass Lehrer der Sekundarstufe (v.a. Neue Mittelschule/NMS, AHS, berufsbildende mittlere und höhere Schulen/BMHS) von PH nur noch in Kooperation mit einer Uni ausgebildet werden dürfen. Bundesweit haben sich dafür vier sogenannte Verbünde herausgebildet, in denen die beiden Hochschultypen gemeinsame Lehramtsstudien anbieten. Ab Herbst wird die Sekundarlehrerausbildung komplett auf das neue System umgestellt.

Studentenvertreter kritisieren allerdings das Zustandekommen der neuen Ausbildung: Jene Arbeitsgruppen, die die neuen Studien entwickelt haben, seien ohne gesetzliche Grundlage etabliert worden, heißt es in einem Positionspapier von Lehramtsstudierenden aus ganz Österreich, das mit Unterstützung der ÖH erstellt wurde. Auch die Studienpläne seien in informellen Arbeitsgruppen ohne gesetzliche Grundlage entwickelt worden; die Curricularkommissionen, in denen auch Studenten eine Stimme haben, seien entmachtet worden. Teilweise hätten die Studierendenvertreter nicht einmal Einblick in die Kooperationsverträge erhalten. "Der ganze Prozess ist nicht mehr transparent", beklagt ÖH-Generalsekretärin Magdalena Goldinger (Fraktion Engagierter Studierender/FEST) gegenüber der APA.

Rechtliche Fragen ungeklärt

Erst bis Herbst soll die für die gemeinsame Lehrerausbildung notwendige Angleichung von Universitätsgesetz und Hochschulgesetz (mit den Regelungen für die PH) kommen, schlagend wird diese laut Goldinger "mit Glück" mit dem Studienjahr 2017/18. Bis dahin gebe lediglich eine Arbeitsgruppe im Wissenschaftsministerium informelle Rechtsauskünfte. "Mit Herbst gehen aber noch mehr Studierende hinein in das neue System, ohne dass die rechtlichen Fragen geklärt wären", kritisiert die ÖH-Generalsekretärin.

Probleme gibt es laut dem stellvertretenden ÖH-Vorsitzenden Philip Flacke (Fachschaftslisten/FLÖ) auch bei der Durchlässigkeit: Will man etwa den Master in einem anderen Verbund machen als den Bachelorabschluss, werden nicht alle bisherigen Lehrveranstaltungen angerechnet. Man müsse pauschal die Studienleistung eines ganzen Semesters (30 ECTS) nachholen, schildert Flacke. Auch inhaltlich gebe es massive Unterschiede zwischen den Verbünden: Unter den praktisch-pädagogischen Studien (Schulpraxis) verstehe etwa jeder etwas anderes. Einzige Gemeinsamkeit: Der Umfang sei viel zu gering, um den Studierenden die für zeitgemäßen Unterricht benötigten Fähigkeiten zu vermitteln. Überhaupt sei das Angebot teilweise gestrig: So sei im Verbund Mitte (Salzburg, Oberösterreich) etwa von der Uni Salzburg durchgesetzt worden, dass statt des von den PH angebotenen Schwerpunkts Neue Medien Latein als Pflichtfach festgeschrieben wurde.

Deutliche Qualitätsverluste

Für Qualitätsverluste bei der neuen Lehrerausbildung sorgten aus Sicht der Lehramtsstudenten auch die unklaren Finanzierungsmechanismen des Wissenschaftsministeriums. Die Studienpläne seien deshalb unter großem Zeitdruck entstanden, was der Qualität geschadet habe. "Letztendlich konnten sich alle nur fügen, um ein halbwegs studierfähiges Studium auf Schiene zu bringen und in den Wettbewerb der Förderungsgelder rechtzeitig eintreten zu können", heißt es im Positionspapier.

In der ÖH glaubt man allerdings, dass die Verbünde ohnehin nur eine Einrichtung auf Zeit sind. "Noch haben die PH ihre Existenzberechtigung durch die Lehrerfortbildung. Aber es gibt viele Spekulationen, dass das System der Verbünde irgendwann implodieren wird", so Goldinger. Solange es die Cluster mit ihren teilweise mehrere hundert Kilometer voneinander entfernten Standorten gibt, braucht es aus Sicht der angehenden Lehrer allerdings eine Lösung, wie die Studierenden möglichst geld- und zeitsparend an mehreren Hochschulen studieren können. Dafür fordern sie einerseits ein österreichweites Studierendenticket um 360 Euro pro Jahr, andererseits eine Abschaffung oder Verringerung der Anwesenheitspflicht bei Lehrveranstaltungen und gleichzeitig mehr E-Learning-Angebote.

(APA/red, Bild APA)

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