Matura Ergebnisse 2016: Unterschiede zwischen Schulen und Klassen enorm

27. Juni 2016 - 19:38

Bei den schriftlichen Zentralmatura-Klausuren hat es enorme Unterschiede zwischen den Schulen und Klassen gegeben. So hätte im Fach Mathematik an den AHS in 112 Klassen kein einziger Schüler ein "Nicht genügend" kassiert, in 107 seien dagegen mehr als 50 Prozent negativ gewesen, so der Direktor des Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie), Jürgen Horschinegg, vor Journalisten.

Insgesamt seien die Ergebnisse der Matura nach Einbeziehung der Kompensationsprüfung gut ausgefallen, betonte Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ). "Erinnern wir uns an unsere eigene Maturazeit, auch da gab es negative Noten." In Mathematik hätten insgesamt (AHS und BHS zusammen) 93,8 Prozent der Maturanten bestanden, in Englisch 96,7 Prozent und in Deutsch 99 Prozent.

Im internationalen Schnitt kämen bei Abschlussprüfungen etwa 90 Prozent der Angetretenen durch, so Sektionschef Christian Dorninger. "Da liegen wir höher." National zog er einen Vergleich mit den Lehrabschlussprüfungen: Dort seien rund 82 Prozent erfolgreich.

Verweise auf die wesentlich schlechteren Klausurergebnisse konterte Hammerschmid mit: "Wir haben ein zweistufiges System." Die starken Verbesserungen bei den Kompensationsprüfungen - an den AHS schafften diese rund zwei Drittel der Schüler - seien auch nichts Neues, so Dorninger. Vor der Einführung der neuen Matura hätten Schüler Fünfer bei der schriftlichen Prüfung im Rahmen der mündlichen ausbessern können ("Zusatz"). "Es war schon immer so, dass die Hälfte bis zwei Drittel das genutzt hat. Das ist nichts Neues an den Schulen." Es gebe eben auch Lerntypen, die ihre Stärken eher im mündlichen Bereich haben.

Sehr wohl ansehen will man sich Ministerium aber, warum sich in manchen Bundesländern fünf Sechstel der Schüler ihren Fünfer ausbessern konnten, in anderen aber nur die Hälfte. "Diesem Thema werden wir uns widmen", so Sektionschef Kurt Nekula. "Wir sind eine lernende Organisation, die erstmals die Zahlen und Daten bekommt."

Für genaue Interpretation noch zu früh

Für eine genaue Interpretation der heuer schlechteren Klausurergebnisse ist es laut Horschinegg zu früh. Insgesamt müsse man sich drei Bereiche ansehen. Das seien einerseits die angetretenen Gruppen: So könnten heuer etwa Repetenten aus dem Vorjahr dabeisein, die 2015 gar nicht erst zur Matura antreten durften. Dann müsse man die Tests selbst hernehmen, ob es bei bestimmten Aufgaben Probleme gegeben habe. Allerdings seien die heurigen Aufgaben von den gleichen Personen wie im Vorjahr entwickelt und zum Teil sogar im gleichen Feldtest überprüft worden.

Und schließlich müsse man analysieren, welche Lernstrategien die Schüler angewendet haben, so Horschinegg. Bei der Matura müsste ein einmal erlernter Lösungsweg auf neue Sachverhalte angewendet werden. "Das ist wie in der Fahrschule. Auch dort lernt man verschiedene Strategien - aber im realen Leben kommen die Leute nicht alle von rechts und halten sich auch nicht genau an die Spuren."

Schwankungen sind normal

Eines sei aber klar: "Wir müssen uns daran gewöhnen, dass es von Jahr zu Jahr Schwankungen geben wird bei den Ergebnissen", so Horschinegg. Manche Gründe dafür werde man aus den Daten herausanalysieren können, manche aber nicht. Die unterschiedlichen Ergebnisse je nach Schulart will er nicht überbewerten: "Unterschiedliche Schularten sind ja nicht deshalb unterschiedlich, weil sie einen anderen Namen haben, sondern weil sie unterschiedliche Dinge tun." Vielleicht müsse man auch einfach die Erwartung adaptieren, dass diese bei standardisierten Prüfungen alle gleiche Resultate erbringen. Bei diesen Prüfungen gehe es lediglich darum, für die Hochschulen ein bestimmtes Level sicherzustellen.

Schulergebnisse will Hammerschmid nicht veröffentlichen. Das wäre die falsche Strategie: "Es geht nicht darum, Schulen schlechtzumachen." Im Zentrum stehe in Zusammenarbeit mit der Schulaufsicht die Weiterentwicklung der Unterrichtsqualität. Das könne von schulinternen Fortbildungsmaßnahmen über regelmäßige Kompetenzchecks bis hin zu Förderkursen für schwächere Schüler gehen.

(APA/Red)

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