Zentralmatura: Von der Entstehung der Aufgaben bis zur Prüfung

3. Mai 2016 - 13:28

Die schriftliche Zentralmatura, die heuer erstmals verpflichtend an Berufsbildenden Höheren Schulen (BHS) und zum zweiten Mal flächendeckend an AHS stattfindet, soll die Reifeprüfung vergleichbarer machen. Dementsprechend langwierig ist die Erstellung der Aufgaben. Rigide Sicherheitsvorkehrungen sollen verhindern, dass die Aufgaben auf einen Schlag unbrauchbar werden - was nicht immer gelingt.

Die Entwicklung der zentral erstellten Aufgaben durch das Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) beginnt schon ein bis zwei Jahre vor dem Prüfungstermin. "Item-Writer" (speziell geschulte Fachlehrer, repräsentativ nach Schularten und Regionen zusammengesetzt) erstellen Aufgaben, die im Idealfall abbilden, ob jemand tatsächlich das erwartete Niveau in einem Fach erreicht. Schwierigkeitsgrad und Verständlichkeit jeder Aufgabe werden bei Feldtestungen mit 100 bis 200 Schülern überprüft, Hörbeispiele werden zusätzlich von Tontechnikern genehmigt. Unbrauchbare Aufgaben werden verworfen, andere verbessert und noch einmal feldgetestet. Bei der letzten Hürde überprüft eine Expertengruppe (Fachdidaktiker, Praktiker etc.) jede einzelne Aufgabe daraufhin, ob sie den jeweiligen Standards - bei Fremdsprachen etwa der Europäische Referenzrahmen - entspricht.

In alarmgesichertem Raum gelagert

Jene Aufgaben, die dieses umfangreiche Prozedere "überlebt" haben, werden streng gehütet: Abgekoppelt und gesichert werden sie aufbewahrt. Gedruckt werden sie in einer Druckerei, die während dieser Zeit für den Normalbetrieb gesperrt und videoüberwacht wird. Dort werden die Prüfungspakete kuvertiert und gesichert. Beim Transport werden die Testhefte von der Druckerei abgeholt und in einem alarmgesicherten Raum der Sicherheitsfirma gelagert, zu dem nur ganz wenige Personen Zugang haben. In speziell gesicherten Fahrzeugen, die jederzeit per GPS geortet werden können, so dass ein Unfall oder Überfall sofort bemerkt würde, werden die Aufgaben in einem vorab ausgemachten Zeitfenster einige Tage vor der Reifeprüfung an die Schulen geliefert.

Die Übergabe erfolgt nach strengem Protokoll: Nur die Personen, die der Sicherheitsfirma vorab genannt wurden, dürfen die Prüfungsbögen entgegennehmen. Gemeinsam wird die Unversehrtheit des Pakets kontrolliert, nach der Überprüfung des Ausweises wechseln die Aufgaben schließlich den Besitzer, das Ganze wird noch per Unterschrift und Stempel besiegelt.

Damit endet dann die Zuständigkeit des Bifie. Ab nun muss die Schulleitung darüber wachen, dass die Aufgaben sicher verwahrt und nicht schon vor der Prüfung angesehen und im schlimmsten Fall unter den Schülern verbreitet werden. Im Falle "unvorhergesehener Ereignisse" können die Schulen die Aufgaben bei Bedarf in der Früh von einer gesicherten Downloadplattform herunterladen, die Zugangsdaten bekommen sie erst unmittelbar davor zugeschickt. Schon bei der Premiere an den AHS im vergangenen Jahr kam dieser "Plan B" zweimal zum Einsatz, weil bei (vermutlich nicht den Matura-Aufgaben geltenden) Einbrüchen Latein- bzw. Englisch-Aufgaben geöffnet wurden.

Kuverts erst vor Augen der Schüler öffnen

Am Prüfungstag selbst werden die Bögen unmittelbar vor dem um 08.30 Uhr angesetzten Prüfungsbeginn aus dem Safe geholt. Für jede Klasse gibt es mehrere braune Kuverts mit den zentral erstellten Aufgaben, eine für jeden Prüfungsteil. Erst in der Klasse, vor den Augen der Schüler, dürfen die Kuverts geöffnet und das Siegel gebrochen werden.

Die Schüler müssen jede Teilaufgabe in einem fixen Zeitfenster lösen, dann werden die Unterlagen wieder abgesammelt und die nächste Aufgabestellung vorgelegt. Dabei muss die Nummer auf dem Testbogen jeweils mit der übereinstimmen, die auf einem Aufkleber am Tisch steht. Dadurch soll später das Bifie die Prüfungen anonymisiert wissenschaftlich analysierten können - rein praktisch soll es außerdem dem Hefttausch mit dem Nachbarn vorbeugen.

Bei der Auswertung der Prüfung haben die Lehrer ebenfalls nicht mehr freie Hand: Ein Beurteilungsraster gibt Kriterien dafür vor, ob eine Antwort richtig oder falsch ist. Für die Notenvergabe gibt es ebenfalls Richtlinien.

(APA/red, Bild APA/Jäger)

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