Haben Frösche ein Elefantengedächtnis?

29. April 2016 - 11:53

Pfeilgiftfrösche legen ihre Eier an Land ab und transportieren nach dem Schlüpfen die Kaulquappen am Rücken zu weit verstreuten kleinen Wasserstellen im Regenwald. Dabei verfügen sie offenbar über ein Elefantengedächtnis, um in einem so komplexen Lebensraum wie dem Regenwald gute Brutplätze wiederzufinden, wie Wiener Forscher in der Fachzeitschrift "Animal Behaviour" berichten.

Hierzulande pflanzen sich die meisten Frösche und Kröten in Tümpeln und Seen fort, die sie jedes Jahr an denselben Stellen vorfinden. Der Regenwald ist hier ein deutlich komplexerer Lebensraum mit stark wechselnden Bedingungen, wo gute Brutplätze eher unzuverlässig anzutreffen sind. Wie Pfeilgiftfrösche (Dendrobatidae) damit umgehen, haben Wissenschafter der Universität Wien und der Veterinärmedizinischen Universität Wien in Französisch-Guyana untersucht.

Tiere suchten auch Wasserstellen auf, die es nicht mehr gab

Andrius Pasukonis vom Department für Kognitionsbiologie der Uni Wien und sein Team haben in ihrer Studie Frösche beim Kaulquappentransport verfolgt, um herauszufinden, ob sie räumliches Erinnerungsvermögen nutzen, um Wasserstellen für ihren Nachwuchs zu finden. Die Wissenschafter entfernten dazu eine Reihe von künstlich angelegten Wasserstellen, welche die ein bis fünf Zentimeter großen Frösche zuvor zum Ablegen ihrer Kaulquappen verwendet hatten.

"Wir haben sehr viele Frösche wieder exakt an den früher genutzten Wasserstellen angetroffen. Manche von ihnen sind dafür über 100 Meter weit gewandert", erklärt Pasukonis gegenüber der APA. Einige Frösche haben sich sogar bis zu sechs unterschiedliche Wasserstellen in rund 100 Metern Umkreis gemerkt. Die Studie zeige klar, dass bei Amphibien flexibles räumliches Erinnerungsvermögen eine wichtige Rolle beim Auffinden von Wasserstellen spielt, selbst in so komplexem Lebensräumen wie im tropischen Regenwald.

Auch Geruch des Nachwuchses spielte Rolle

Abgesehen vom Gedächtnis könnte auch Geruch eine wichtige Rolle spielen. In der Studie suchten die Frösche auch bevorzugt Stellen auf, an denen die Wissenschafter etwa einen halben Meter über dem Boden Kübel mit vielen Kaulquappen aus den zuvor entfernten künstlichen Wasserstellen aufgehängt hatten. Dies deute darauf hin, dass sich Frösche auch von Geruch leiten lassen, um zuvor genutzte Wasserstellen wiederzufinden.

Erst kürzlich hatte Eva Ringler von der Abteilung für Vergleichende Kognitionsforschung des Messerli Forschungsinstitutes der Vetmeuni an einer Pfeilgiftfrosch-Art das gute Gedächtnis von Frosch-Weibchen gezeigt, die sich genau merken, wohin sie ihre Eier gelegt haben und diese Gelege gezielt ansteuern, um ihren eigenen und nicht fremden Nachwuchs zu den Wasserstellen tragen.

Weiterführend:
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0003347216000713

(APA/red)

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