Matura: Drei Prozent schafften es auch nach zweitem Nebentermin noch nicht

11. April 2016 - 10:33

Knapp drei Prozent bzw. rund 530 der 18.200 im Vorjahr zur neuen AHS-Reifeprüfung angetretenen Schüler haben die Matura auch nach dem zweiten Nebentermin noch nicht bestanden. Ein Fünftel hat nach Absolvierung von vorwissenschaftlicher Arbeit (VWA), schriftlicher und mündlicher Matura einen Vorzug, zeigen Zahlen des Bildungsministeriums. In Relation am häufigsten scheiterten Schüler in Vorarlberg.

Die neue Matura hat 2015 an AHS erstmals flächendeckend stattgefunden. Wichtigste Neuerung war die Zentralmatura im schriftlichen Teil, dazu kamen die (wie schon bisher an den Schulen erstellte) mündliche Reifeprüfung sowie erstmals eine VWA. Alle drei Säulen kann man unabhängig voneinander absolvieren, jede muss aber positiv sein. Für die Statistik einbezogen wurden der Haupttermin im Frühling 2015 sowie die beiden Nebentermine im September/Oktober 2015 bzw. Jänner/Februar 2016.

"Die neue Reifeprüfung bringt auch einen Systemwechsel", so Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) in einer der APA übermittelten Stellungnahme. "Statt kurzfristig angestrebertem Detailwissen sollen langfristig abrufbare Kompetenzen abgeprüft werden - weg vom Auswendiglernen, hin zum Verstehen. Mehr Fairness, mehr Qualität und Vergleichbarkeit wird dadurch erreicht."

Ein Fünftel mit Vorzug

Österreichweit haben 2,9 Prozent der Maturanten die Reifeprüfung auch nach dem zweiten Nebentermin noch nicht bestanden. 20,2 Prozent erreichten einen ausgezeichneten Erfolg (Notenschnitt höchstens 1,5 und kein Vierer), 23,1 Prozent einen guten Erfolg (Notenschnitt höchstens 2,0 und kein Vierer). 53,7 Prozent haben "normal" bestanden. Insgesamt seien dies "schöne Ergebnisse", so die Ministerin. "43 Prozent haben einen ausgezeichneten oder guten Erfolg nach Hause gebracht."

Verhältnismäßig fast doppelt so viele Schüler als im Österreich-Schnitt scheiterten in Vorarlberg (5,6 Prozent): In Wien haben 3,9 Prozent die Matura noch nicht geschafft, in Salzburg 3,4 Prozent, in Niederösterreich 2,8 Prozent, in der Steiermark 2,4 Prozent, im Burgenland 2,2 Prozent, in Oberösterreich 2,1 Prozent, in Tirol 1,9 Prozent und in Kärnten 1,5 Prozent.

Die meisten Vorzüge wurden in der Steiermark vergeben (23 Prozent), gefolgt von Oberösterreich (22,2 Prozent) und Kärnten (21,6 Prozent), die wenigsten im Burgenland (15,1 Prozent) und in Tirol (16,9 Prozent).

Nach Geschlechtern haben insgesamt die Mädchen etwas besser abgeschnitten: Von ihnen haben 2,5 Prozent nicht bestanden, bei den Burschen waren es 3,5 Prozent. Auch ausgezeichnete und gute Erfolge finden sich bei den Mädchen etwas häufiger.

Von den größeren Schultypen haben die Oberstufenrealgymnasien (ORG) die mit Abstand schlechtesten Ergebnisse zu verzeichnen. Dort scheiterten 5,1 Prozent der Schüler, während es an den Gymnasien nur 1,4 Prozent, an den Realgymnasien 2,7 Prozent und an den wirtschaftskundlichen Realgymnasien 3,2 Prozent waren. Umgekehrt erreichten an den Gymnasien 27,7 Prozent der Maturanten einen Vorzug. An den Realgymnasien waren es 19,9 Prozent, an den wirtschaftskundlichen 13,8 Prozent und an den ORG 11,7 Prozent.

VWA als Stolperstein

Als größter Stolperstein bei der neuen Matura erwies sich die neue Vorwissenschaftliche Arbeit (VWA). Von den insgesamt rund 530 der 18.200 angetretenen Schülern, die die Reifeprüfung noch nicht geschafft haben, scheiterten rund 350 zumindest auch an der VWA - meist aber, weil sie gar keine abgegeben hatten.

Insgesamt wurden knapp 17.900 vorwissenschaftliche Arbeiten beurteilt - 300 Kandidaten haben sie also nicht abgeschlossen. Dazu kamen 0,3 Prozent bzw. etwas mehr als 50 negativ bewertete VWA. Grund für eine Nichtbeurteilung ist vor allem, dass gar keine Arbeit abgegeben bzw. präsentiert wurde. In diesen Fällen können die Schüler zwar zur schriftlichen oder mündlichen Matura antreten - bevor sie die Reifeprüfung bestehen, müssen sie aber eine neue VWA abliefern und präsentieren.

Insgesamt hätten sich die VWA "bewährt", betonte Gabriele Heinisch-Hosek: Die Hälfte davon seien mit einem Einser bewertet worden, nur 0,3 Prozent mit einem Fünfer.

Bei der schriftlichen Matura (Zentralmatura) selbst scheiterten die meisten Kandidaten erwartungsgemäß in Mathematik: Inklusive Kompensationsprüfungen schafften bisher 1,1 Prozent der rund 18.100 zur Mathe-Matura angetretenen Schüler (Schüler müssen nicht zu allen Matura-Teilprüfungen angetreten sein, Anm.) diese Klausur nicht - das sind etwa 200. Am häufigsten war dies bei Vorarlbergern und Salzburgern (je 2,1 Prozent) der Fall. Von den größeren Schultypen verzeichneten die ORG (2,1 Prozent) die meisten Fünfer und die Gymnasien die wenigsten (0,5 Prozent). 11,9 Prozent der Kandidaten bekamen ein Sehr Gut - am häufigsten wurde der Einser in Oberösterreich (16,2 Prozent) vergeben und am seltensten im Burgenland (8,6 Prozent).

Burschen besser in Mathe

Nach Geschlechtern haben die Burschen bessere Mathe-Resultate erzielt: Zwar hielten sich die Nicht Genügend in etwa die Waage (1,1 Prozent bei den Mädchen, 1,0 Prozent bei den Burschen). Burschen bekamen aber wesentlich häufiger ein Sehr Gut (16,2 Prozent) als Mädchen (8,9 Prozent), auch bei den Zweiern lagen sie voran.

Bei der schriftlichen Englisch-Klausur scheiterten bisher insgesamt 0,5 Prozent bzw. rund 80 der knapp 16.700 angetretenen Schüler. Auch hier sind die meisten Fünfer in Vorarlberg (1,3 Prozent) zu finden bzw. nach Schultypen an den ORG (1,1 Prozent). 24,1 Prozent bekamen einen Einser, nach Bundesländern wurde in Wien am häufigsten zur Höchstnote gegriffen (27,9 Prozent) und im Burgenland (15,2 Prozent) am seltensten.

Die Burschen verzeichneten auch hier Vorteile, die aber wesentlich geringer als in Mathe ausfielen: Insgesamt schafften bisher 0,3 Prozent der Burschen und 0,7 Prozent der Mädchen die Englisch-Zentralmatura nicht. Die Burschen hatten auch etwas häufiger Einser (24,9 vs. 23,5 Prozent) und Zweier (33,4 vs. 29,8 Prozent).

Im Fach Deutsch sind aufgrund der geringen Zahl an Fünfern (0,1 Prozent bzw. knapp 20 der 18.206 Angetretenen) praktisch keine Unterschiede zwischen Bundesländern und Schultypen auszumachen. Insgesamt erhielten 19,9 Prozent der Kandidaten einen Einser - am seltensten waren sie im Ländle (15,3 Prozent), am häufigsten in der Steiermark (23 Prozent).

Nach Geschlechtern erzielten die Mädchen etwas bessere Ergebnisse. Sie hatten bei gleicher Anzahl an Fünfern häufiger Sehr Gut (21,9 vs. 17,1 Prozent) und Gut (30,6 vs. 26,4 Prozent).

Positiv hob Heinisch-Hosek die Gesamt-Ergebnisse bei den Fremdsprachen hervor: Sowohl in Englisch als auch in Französisch, Griechisch, Latein, Spanisch und Italienisch lag die Erfolgsquote bei mindestens 99,5 Prozent.

(APA/red, Bild APA)

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