Häupl-Vorschlag: "Gymnasium für alle"

10. März 2016 - 15:48

Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) hat einen Vorschlag geäußert, mit dem er die ÖVP von der Gesamtschule überzeugen will: "Wenn die ÖVP so am Gymnasium hängt, dann machen wir doch die Gesamtschulreform 'Gymnasium für alle'", sagte Häupl im Rahmen der Klubtagung der Wiener SPÖ.


Der Wiener Bürgermeister würde die Gesamtschule auch "Gymnasium" nennen

Das Ergebnis der Schulreform sei "vom Prinzip her ein gutes". Dass allerdings Vorarlberg und das Burgenland die einzigen Bundesländer sein sollen, die die Möglichkeit haben, im ganzen Bundesland die gemeinsame Schule als Modellversuch umzusetzen und Wien nicht, sei "lächerlich", meinte Häupl in Bezug auf den Vorstoß von ÖVP-Bundesparteiobmann Reinhold Mitterlehner.

Dem Wiener ÖVP-Chef Gernot Blümel, der Mitterlehners Gesamtschulvorstoß kritisiert hatte, empfahl Häupl: "Blümel soll nicht daran denken, Wiener Bürgermeister zu werden, sondern kann vielleicht der Nachfolger vom Neugebauer (Vorsitzender der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst Fritz, Anm.) werden."

FPÖ und ÖVP lehnen Häupls Schulideen ab

FPÖ-Vizebürgermeister Johann Gudenus und Blümel haben unterdessen mit Kritik auf die Aussagen von Häupl (SPÖ) reagiert. "Dieser bildungstechnische Einheitsbrei würde das Niveau nur weiter nach unten drücken", kommentierte Gudenus. "Auch wenn man die Gesamtschule Gymnasium nennen würde, wie der Herr Bürgermeister vorgeschlagen hat, würde sich nichts an der Nivellierung nach unten ändern."

Ähnlich Blümel: "Wenn Häupl jetzt davon spricht, das Gymnasium zur Gesamtschule zu machen, heißt das nichts anderes, als auch noch eine bestens funktionierende Schulform in Wien zu ruinieren". Eine flächendeckende Gesamtschule wäre "sozialistische Gleichmacherei und Nivellierung nach unten".

Häupl ortet bei ÖVP semierotisches Verhältnis zum Begriff Gymnasium

Häupl wiederum betonte, dass er den in seiner Rede dargelegten Vorstoß in Sachen "Gymnasium für alle" ganz ernst meine. Das hat er nach seinem Auftritt auch in einer Pressekonferenz bekräftigt. Er wolle damit auf die Bedürfnisse der ÖVP eingehen, versichert er.

"Offensichtlich hat die ÖVP ein semierotisches Verhältnis zum Begriff Gymnasium", mutmaßte der Stadtchef - der keine inhaltlichen Hürden für eine Umsetzung sieht. Schon jetzt, so gab er zu bedenken, seien etwa Lehrpläne und Schulbücher in den jeweiligen Unterstufen identisch.

Laut Häupl müssten sowohl SPÖ als auch ÖVP mit der Lösung zufrieden sein: "Wir kriegen die gemeinsame Schule, die ÖVP den Begriff Gymnasium und findet darin Befriedigung."

Auch die Wiener Grünen bleiben dabei, wie sie in einer Aussendung betonten: Die gemeinsame Schule für alle Kinder von zehn bis 14 Jahren sei jenes Modell, das für jedes Kind die besten Chancen bedeute: "Beste Bildung und Zukunftschancen werden in der gemeinsamen Schule ideal umgesetzt", versicherte Bildungssprecher und Klubobmann David Ellensohn.

(APA/red, Bild APA)

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