Ex-WU-Rektor Christoph Badelt wird neuer Wifo-Chef

24. Februar 2016 - 9:38

Der langjährige Rektor der Wirtschaftsuniversität (WU) und Wissenschafter des Jahres 1999, Christoph Badelt, startet im Pensionsalter seine dritte Karriere: Ab September tritt er die Nachfolge Karl Aigingers als Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) an. Am Freitag (26. Februar) wird Badelt 65 Jahre alt.


Badelt war 13 Jahre lang WU-Rektor

Die Auswahlkommission hat Badelt einstimmig als neuen Leiter des Wifo vorgeschlagen. Am 23. Februar nahm der Wifo-Vorstand diesen Vorschlag einstimmig an und fixierte die Amtsübergabe per 1. September 2016, teilte das Wirtschaftsforschungsinstitut in einer Aussendung mit.

Der Ex-WU-Rektor setzte sich in einem zweistufigen Verfahren gegen 31 Bewerberinnen und Bewerbern durch. "Badelt hat im Hearing hohe soziale und fachliche Kompetenz bewiesen und ist durch seine wissenschaftliche Tätigkeit und Managementerfahrung bestens für die neue Funktion geeignet", so Wifo-Präsident Christoph Leitl.

WU-Rektor von 2002 bis 2015

Bekannt wurde der Volkswirt mit den Forschungsschwerpunkten Sozialpolitik, Sozialmanagement und Nonprofit-Management vor allem als WU-Rektor der Jahre 2002 bis 2015. In dieser Funktion sowie als Präsident der Rektorenkonferenz (mittlerweile Universitätenkonferenz) von 2005 bis 2009 scheute er vor klaren Worten und Unmutsäußerungen über die Hochschulpolitik nicht zurück

Gelegenheit dazu bekam er praktisch am Serviertablett: Gleich am Beginn seiner Tätigkeit als Rektoren-Chef 2005 kippte der Europäische Gerichtshof (EuGH) die österreichische Uni-Zugangsregelung. Die Unis waren daraufhin vor allem in Fächern mit Numerus Clausus in Deutschland mit einem Ansturm deutscher Studenten konfrontiert.

Den steigenden Erstsemestrigenzahlen begegnete Badelt als einer der ersten Uni-Chefs mit Vorlesungen in Kinocentern und Prüfungen in der Wiener Stadthalle. Um die Qualität des Doktoratsstudiums an der WU zu sichern, verhängte er dafür Zugangsbeschränkungen, die allerdings vom Ministerium wieder aufgehoben wurden. Als bisher einziger Rektor erstritt er für seine Uni auf dem Rechtsweg vom Wissenschaftsministerium nachträglich ein höheres Grundbudget in seiner Leistungsvereinbarung - "wegen gravierender Veränderung der zugrunde liegenden Rahmenbedingungen", weil eine politische Einigung über Zugangsbeschränkungen nicht zustande gekommen war.

Kritik an "absurder Hochschulpolitik"

Überhaupt war Badelt selten um kritische Worte verlegen: Er wetterte etwa über die "absurde Hochschulpolitik" und kommentierte die Abschaffung der Studiengebühren mit "Ich pack's einfach nicht." Nicht zuletzt deshalb galt er immer wieder auch als Kandidat für das Amt des Wissenschaftsministers.

An der WU stellte Badelt die Studien komplett auf das neue System mit Bachelor- und Masterabschlüssen um und entschied sich für einen Neubau des WU-Gebäudes zwischen Messegelände und Prater. Dieser wurde plangemäß im Herbst 2013 eröffnet. Als Rektor stellte er sich 2015 nach 13 Jahren nicht mehr der Wiederwahl. Anschließend plante er eigentlich zwei Forschungssemester ein, zeigte sich im APA-Gespräch aber für eine neue Managementfunktion offen.

"Wissenschafter des Jahres 1999"

Angesichts seiner hochschulpolitischen Aktivitäten vergisst man leicht Badelts wissenschaftliche Leistungen: Schon in seiner Zeit als Forscher hatte er die öffentliche Diskussion nicht gescheut, plädierte für eine rational begründete Sozialpolitik und trat für sozial benachteiligte Gruppen und den Abbau sozialer Asymmetrien ein. Dieses öffentliche Engagement trug ihm auch die vom Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten vergebene Auszeichnung "Wissenschafter des Jahres 1999" ein.

Badelt wurde am 26. Februar 1951 in Wien geboren. Sein Studium der Volkswirtschaft an der damaligen Hochschule für Welthandel schloss er 1976 mit dem Doktorat ab. Anschließend arbeitete er als Assistent an der WU, nach mehreren Auslands-Aufenthalten erlangte er 1984 die Lehrbefugnis aus Sozialökonomie, Wirtschafts- und Sozialpolitik. Nach einigen Jahren als außerordentlicher Professor an der WU und mehreren Rufen an deutsche Unis wurde Badelt 1997 zum Ordinarius für Wirtschafts- und Sozialpolitik an der WU berufen. Seine Laufbahn an der Uni-Spitze begann der Vater von drei erwachsenen Kindern 1998, als er zum Vizerektor für Infrastruktur der WU bestellt wurde.

(APA/Red, Bild APA)

tutor18

Studium.at Logo

© 2010-2021  Hörsaal Advertainment GmbH

Kontakt - Werbung & Mediadaten - Datenschutz - Impressum

Studium.at versichert, sämtliche Inhalte nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und aufbereitet zu haben.
Für etwaige Fehlinformationen übernimmt Studium.at jedenfalls keine Haftung.