Das neue "Who is who" der weltweit einflussreichsten Forscher hat der Datenkonzern Clarivate Analytics kürzlich veröffentlicht. In die Liste der "Highly Cited Researchers 2020" wurden 6.167 Personen aus mehr als 60 Ländern aufgenommen, sie bilden das oberste Prozent der am meisten zitierten Wissenschafter. Unter diesen finden sich 37 zumindest teilweise in Österreich tätige Forscher, im vergangenen Jahr waren es 44.
Für die Analyse wurden wissenschaftliche Arbeiten herangezogen, die im Zeitraum von 2009 bis 2019 veröffentlicht und zitiert wurden. Als "Highly Cited Researcher" gelten alle jene Forscher, die in ihrem wissenschaftlichen Gebiet im Erhebungsjahr im obersten Prozent rangieren. Wie oft eine Arbeit von anderen Fachkollegen zitiert wurde, gilt neben der Zahl von Publikationen in Fachzeitschriften als Maß für die wissenschaftliche Relevanz der Arbeit eines Forschers. "Diese Liste identifiziert und würdigt außergewöhnliche einzelne Forscher, die einen großen Einfluss auf die Forschungsgemeinschaft haben, gemessen an der Rate, mit der ihre Arbeit von anderen zitiert wird", so David Pendlebury von Clarivate Analytics in einer Aussendung.
Großteil der einflussreichsten Wissenschafter in den USA
Die meisten der einflussreichsten Wissenschafter arbeiten in den USA mit 2.650 Forschern, die 41,5 Prozent der Autoren auf der Liste vertreten (2019: 44 Prozent). Bereits an zweiter Stelle, wenn auch mit einigem Abstand kommt China mit 770 "Highly Cited Researchers" (12,1 Prozent gegenüber 10,2 Prozent in 2019). Es folgen Großbritannien (514 bzw. 8 Prozent), Deutschland (345 bzw. 5,4 Prozent) und Australien (305 bzw. 4,8 Prozent).
"Die USA bleiben das wissenschaftliche Power-House der Welt. Chinas fortschrittliche Haltung gegenüber Forschung und Entwicklung in den vergangenen zwei Jahrzehnten hat zu viel zitierten und beeindruckenden Arbeiten beigetragen, die internationale Zusammenarbeit verstärkt und die Forschung in wertvolles geistiges Eigentum und Innovation umgesetzt", fasst Joel Haspel von Clarivate die Ergebnisse zusammen.
Die Harvard University ist mit 188 Wissenschaftern die Institution mit der höchsten Konzentration an meist zitierten Forschern weltweit. Nicht mehr so weit entfernt ist die Chinesische Akademie der Wissenschaften mit 124 Forschern, die vor der Stanford University (106) liegt. Es folgen die National Institutes of Health (103) in den USA und die Max Planck-Gesellschaft (70) in Deutschland.
Geringer Frauenanteil
Von den 37 in der Liste vertretenen in Österreich tätigen Forscher sind fünf Frauen. 16 Wissenschafter finden sich in der Kategorie "Cross-Field". In diesem Bereich für fachübergreifende Arbeiten sind Personen vertreten, die starken Einfluss auf mehrere wissenschaftliche Gebiete haben. Sechs Nennungen gibt es in der Kategorie "Physik". Zählt man die Rubriken "Medizin" und "Neurowissenschaften" zusammen, kommt man auf fünf Forscher. Ebensoviele Vertreter gibt es in den "Erdwissenschaften". Zwei Forscher des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien haben es geschafft, gleich in zwei Kategorien zu den "Highly Cited Researchers" zu zählen: Keywan Riahi in Erdwissenschaften und Sozialwissenschaften sowie Yoshihide Wada in Erdwissenschaften und Umwelt und Ökologie.
Nach Institutionen ausgewertet (hier sind Doppelnennungen aufgrund von Mehrfach-Affiliierungen möglich) liegt die Universität Wien mit zehn "Highly Cited Researcher" in Österreich voran, das IIASA kommt auf acht Wissenschafter in der Liste. Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) kommt auf sechs meistzitierte Forscher, die Universität für Bodenkultur (Boku) Wien, die Universität Innsbruck und die Medizinische Universität Innsbruck auf je vier.
Folgende in Österreich tätige Forscher sind "Highly Cited Researchers":
Markus Aspelmeyer, Physik, Uni Wien/ÖAW
Gabriele Berg, Cross-Field, TU Graz
Rainer Blatt, Physik, ÖAW/Uni Innsbruck
Christoph Bock, Cross-Field, ÖAW/MedUni Wien
Wouter Dorigo, Erdwissenschaften, TU Wien
Karl-Heinz Erb, Umwelt und Ökologie, Boku (in der Clarivate-Liste noch als Uni Klagenfurt geführt, Anm.)
Franz Essl, Umwelt und Ökologie, Uni Wien
Oliver Fricko, Cross-Field, IIASA
Helmut Haberl, Cross-Field, Boku/Humboldt Uni Berlin
Petr Havlik, Sozialwissenschaften, IIASA
Georg Hoffmann, Cross-Field, Uni Wien
Kurt Huber, Medizin, Wilhelminenspital/Sigmund Freud Uni (SFU)
Zbigniew Klimont, Erdwissenschaften, IIASA
Fridolin Krausmann, Cross-Field, Boku
Georg Kresse, Physik, Uni Wien
Volker Krey, Cross-Field, IIASA/Norwegian University
Cornelia Lass-Flörl, Cross-Field, MedUni Innsbruck
Hans Lassmann, Neurowissenschaften, MedUni Wien
Werner Peowe, Neurowissenschaften, MedUni Innsbruck
Thomas Rattei, Cross-Field, Uni Wien
Markus Reindl, Neurowissenschaften, MedUni Innsbruck
Keywan Riahi, Erdwissenschaften und Sozialwissenschaften, IIASA
Andreas Richter, Cross-Field, Uni Wien/IIASA
Christian F. Roos, Physik, ÖAW/Uni Innsbruck
Christa Schleper, Cross-Field, Uni Wien
Angela Sessitsch, Cross-Field, Austria Institute of Technology (AIT)
Josef Smolen, Medizin, MedUni Wien/Krankenhaus Hietzing
Jörg Striessnig, Pharmakologie und Toxikologie, Uni Innsbruck
Herbert Tilg, Cross-Field, MedUni Innsbruck
Hugo Valin, Cross-Field, IIASA
Yoshihide Wada, Erdwissenschaften und Umwelt und Ökologie, IIASA
Michael Wagner, Mikrobiologie, Uni Wien/Uni Aalborg
Wolfgang Wagner, Erdwissenschaften, TU Wien
Wolfgang Wanek, Cross-Field, Uni Wien
Sophie Zechmeister-Boltenstern, Cross-Field, Boku
Anton Zeilinger, Physik, Uni Wien/ÖAW
Peter Zoller, Physik, Uni Innsbruck/ÖAW
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(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))