FH St. Pölten unterstützt EU-Archäologieprojekt "3D Pitoti"

11. Februar 2015 - 9:15

Die Fachhochschule St. Pölten unterstützt Archäologen im Rahmen des EU-Projekts "3D Pitoti" bei der Erforschung von prähistorischen Steinfiguren im norditalienischen Tal Valcamonica in der Lombardei. Mittels 3D-Scanner werden die meist Jahrtausende alten, in Fels gemeißelten Darstellungen erstmals dreidimensional untersucht und in einer eigens entwickelten Datenbank gespeichert.

Mehr als 50.000 Petroglyphen, sogenannte Pitoti (im lokalen Dialekt "kleine Puppen"), seien zwischen 4000 v. Chr. und dem Mittelalter in Stein geschlagen worden, hieß es in einer Aussendung der FH. Sie zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe und zeigen Jagd-, Duell- und Tanzszenen sowie Europas erste Landkarte.

Herkömmliche Technik sehr zeitaufwendig

Die Erforschung der Artefakte gestalte sich jedoch aufgrund der schwer zugänglichen Hanglagen oft mühevoll, weshalb mit der Digitalisierung der Steinbilder begonnen wurde. "Die traditionelle Methode des Dokumentierens ist sehr zeitaufwendig. Wir müssen die Figuren per Hand auf Plastikfolien malen. Da sich die Folien mit der Temperatur verändern, verzerrt das außerdem nachträglich die Zeichnungen", sagte Alberto Marretta, Archäologe und Direktor am Parco Archeologico Comunale di Seradina-Bedolina in Capo di Ponte im Valcamonica-Tal.

Die neue Technik liefere mehr Details, inhärente Strukturen in den 3D-Daten der aufgezeichneten Petroglyphen könnten erkennbar und nutzbar gemacht werden: "Wir könnten so Antworten auf offene Fragen finden, wo wir mit den alten Methoden an die Grenzen gestoßen sind", betonte Marretta. Nach Auswertung der Ergebnisse sollen Rückschlüsse auf die Produktion der Bilder gezogen werden, etwa ob das Werkzeug aus Metall oder Stein war und auf welche Art gehämmert und gepeckt wurde. Weiters sollen sich über die Struktur der Schläge bestimmte Stile und eventuell sogar einzelne Künstler identifizieren lassen, hieß es.

Der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich

Forscher des Instituts für Creative\Media/Technologies (IC\M/T) an der FH St. Pölten haben im Rahmen des EU-Projekts unter der Leitung der Universität Nottingham mit Beteiligung der Universität Cambridge eine Methode zum automatischen Klassifizieren der Pitoti entwickelt. Zu diesem Zweck werden die Bilder in ein Schema aus Strichen und Knotenpunkten umgewandelt. Computer würden dann anhand des Schemas verbunden mit Eigenschaften der Kontur der Gravuren neue Bilder erkennen und einordnen können, wurde betont.

Durch die Digitalisierung werden die Pitoti auch der Öffentlichkeit etwa in Ausstellungen, als Film, Animation oder Installation dauerhaft zugänglich gemacht. Die Laufzeit des EU-Projekts ist bis Februar 2016 angesetzt.

(APA/red)

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