friday lecture day: Barrierefrei?!

13. Januar 2011 - 17:18

Die internationale Tagung "Barrierefrei?! - Perspektiven der Disability und Gender/Queer Studies auf die Hochschullandschaft" findet am 28. Jänner 2011 in der Aula am Campus der Universität Wien statt. Anliegen der gemeinsamen Veranstaltung des Center for Teaching and Learning / CTL und des Referat Genderforschung ist es, Diskussionsstränge der internationalen und interdisziplinären Disability Studies vorzustellen, die zur Sensibilisierung für Perspektiven und Fragestellungen der Disability, Gender und Queer Studies als Querschnittsthematik beitragen. Damit wird ein Diskussionsprozess zu ihrer Integration in die Hochschulentwicklung initiiert.

Disability, Gender und Queer Studies sind anspruchsvolle, international etablierte Forschungsbereiche. Gemeinsam ist den Studies vor allem ihre interdisziplinäre und kulturwissenschaftliche Orientierung, ihre Kritik an Macht, Normen und Normierungen. Queer Studies stellen die Repräsentation des zweigeschlechtlichen Körpers und eines ihm innewohnenden heterosexuellen Begehrens als angeblich naturgegebenes Faktum in Frage. Die Disability Studies machen explizit, dass auch Behinderung - meist verkörpert und als Abweichung von der Norm (Nicht-Behinderung) gedacht - nicht als sog. Tatsache der Natur aufzufassen ist. Ein weiterer wichtiger Kritikpunkt ist die oft stillschweigende Auslöschung des Geschlechts (Gender) und der Sexualität von Menschen, die als behindert aufgefasst werden. Der friday lecture day unterstreicht, wie unabdingbar es ist, Fragen von Behinderungen aus der Perspektive der sozialen und kulturellen Konstruktion einer Vielzahl, oft miteinander verschränkter Barrieren, die Ausgrenzung und Unterdrückung bedingen, kritisch zu durchleuchten.

Robert McRuer, Professor an der George Washington University und international bekannter Theoretiker, befasst sich mit den wechselseitigen Beziehungen und Spannungen zwischen Disability und Queer Studies. In seinem Vortrag diskutiert er Fragen der Generierung von sexualisierten Erkenntnissen ("cripistemologies") in der gegenwärtigen globalen Wissensordnung und die kulturelle Entstehung von "mangelhaft" (defective) aufgefassten Subjekten ohne Anspruch auf Grundversorgung, Schutz und Menschenwürde. Anne Waldschmidt, die erste Professorin für Disability Studies in Deutschland (Universität Köln) sowie Leiterin der internationalen Forschungsstelle Disability Studies (iDiS), diskutiert die Bedeutung der internationalen und interdisziplinären Disability Studies für die akademische Lehre. Sie argumentiert, dass "Behinderung" keine objektiv feststellbare "Naturtatsache", sondern eher ein unscharfer Oberbegriff ist, der sich auf eine bunte Mischung von unterschiedlichen körperlichen und kognitiven Merkmalen bezieht, die oft nichts anderes gemeinsam haben als das soziale Stigma der Begrenzung, Abweichung und Unfähigkeit. Heike Raab ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Innsbruck und Lehrbeauftragte an verschiedenen Universitäten. Sie plädiert dafür - ausgehend von Thesen der beiden französischen Philosophen Deleuze und Guatari - Forschung und Wissenschaft aus der Perspektive von minorisierten Existenzweisen zu betreiben. Die Disability Studies stehen, so argumentiert Raab, wie Gender und Queer Studies für eine kritische Intervention von Minoritären im Feld der Wissenschaft. Alle drei Forschungsausrichtungen sind in sozialen Bewegungen verwurzelt und gründen auf einem emanzipatorischen und herrschaftskritischen Ansatz.

Die Vorträge werden ergänzt durch Respondenzen bzw. Kommentare von WissenschafterInnen und Studierenden der Universität Wien.

Von 18:30 bis 20:00 Uhr findet die Podiumsdiskussion "Defekt? Normen und Normierungen - Interventionen der Disability und Gender/Queer Studies? statt.

Sie wird von Renata Schmidtkunz, ORF/3sat, Club 2 und Radio Ö1 moderiert. TeilnehmerInnen am Podium:

  • Helene Jarmer, Behindertensprecherin der Grünen, Abgeordnete zum Nationalrat, Lehrbeauftragte am Institut für Bildungswissenschaft, Universität Wien

  • Ursula Naue, Mitglied des Unabhängigen Österreichischen Monitoringausschusses zur Überwachung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen

  • Wolfgang Nowak, Behindertenvertrauensperson, Initiator und Mitentwickler des taktilen Informationssystems für sehbehinderte und blinde Menschen (ISoTI), Universität Wien

  • Heike Raab, Universität Innsbruck, Expertin für Disability, Gender, Queer Studies

  • VertreterIn von Queers on Wheels

Veranstaltungsort: Aula am Campus der Universität Wien,

Spitalgasse 2, Hof 1.11, 1090 Wien

Zeit: 28. Jänner 2011, 9:00 bis 20:00 Uhr

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