Zahl der akkreditierten FH-Studiengänge übersteigt 300er-Marke FHR: Bedauern über budgetäre Einschnitte bei den Fachhochschulen

11. Januar 2011 - 16:14

Im Studienjahr 2009/2010 überstieg die Zahl der qualitätsgesicherten und akkreditierten FH-Studiengänge erstmals die 300er-Marke, so die Bilanz des Berichts des Fachhochschulrats (FHR) 2009 (III-201 d.B.), der nun dem Parlament vorliegt. Die Entwicklung des FH-Sektors charakterisiert der FHR dabei als ungebrochen positiv.

Umstellung auf neue Studienarchitektur weitgehend abgeschlossen

Von den insgesamt 315 offen stehenden FH-Studiengängen, die von 20 Erhaltern (19 juristischen Personen des privaten Rechts und einer juristischen Person des öffentlichen Rechts) angeboten werden, weisen laut Bericht 187 die Form eines Bachelor-, 124 eines Master- und vier eines Diplomstudiengangs auf. Die Umstellung auf die neue Bologna-Studienarchitektur konnte damit weitgehend abgeschlossen werden: der Anteil der Bachelor- und Masterstudiengänge am Gesamtangebot liegt nunmehr bei nahezu 99 %.

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund dieser Umstellung erteilte der FHR 2009 28 Bescheide über Erst-Akkreditierungen, wobei 23 dieser Studiengänge ihren Studienbetrieb 2009/2010 aufnahmen. 10 der 28 akkreditierten Studiengänge sind thematisch neu, d. h. nicht aus der Überführung eines bestehenden Diplomstudiums in die neue Studienarchitektur entstanden. Darüber hinaus re-akkreditierte der FHR 32 Studiengänge, deren Genehmigungsdauer ausgelaufen war. Bedauern äußert der Fachhochschulrat darüber, dass es aufgrund budgetärer Restriktionen nicht möglich ist, neue Studienplätze mittels Bundesfinanzierung zu fördern. Von den Erhaltern der Fachhochschulen konnten dem FHR deshalb keine Kurzfassungen für den Ausbau bestehender bzw. für die Einrichtung neuer Studiengänge vorgelegt werden. Für das bestehende FH-Angebot seien allerdings die Fördersätze des Bundes ab dem Studienjahr 2009/2010 durchschnittlich um 13,7 % erhöht worden, heißt es im Bericht.

46,4 % des Studienangebots ist berufsbegleitend absolvierbar

169 der FH-Studiengänge bot man in Vollzeitform, 79 berufsbegleitend, 63 in Vollzeitform und berufsbegleitend und vier zielgruppenspezifisch an. Damit können 46,4 % des gesamten Studienangebots berufsbegleitend absolviert werden (2008/2009: 45,7 %). Der Anteil der Studierenden, die diese Angebote nutzten, lag 2009/2010 bei 35,1 %.

Das Gros der Fachhochschulstudiengänge (43,8 %) hatte einen technisch-ingenieurwissenschaftlichen Schwerpunkt. 32,7 % entfielen außerdem auf wirtschaftswissenschaftlich und 13 % auf gesundheitswissenschaftlich orientierte Angebote. Dahinter rangieren die Fächergruppen Sozialwissenschaft (5,7 %), Gestaltung und Kunst (2,5 %), Naturwissenschaften (1,3 %) sowie Militär- und Sicherheitswissenschaften (1 %).

Gesamtangebot an Aufnahmeplätzen wurde weiter erhöht

Im Studienjahr 2009/2010 konnte außerdem ein Zuwachs um 1.879 Studienplätze im FH-Sektor verzeichnet werden, womit sich das Gesamtangebot an Aufnahmeplätzen auf insgesamt 13.961 erhöhte. Das Gros (9.438) dieser Aufnahmeplätze entfiel auf Bachelorstudiengänge, bei den Masterstudiengängen hielt man bei einem diesbezüglichen Wert von 4.367. Die Zahl aller im FH-Sektor angebotenen Studienplätze hielt im Studienjahr 2009/2010 bei 35.903. Die für 2009 angepeilte Planungsgröße überschritt man damit leicht.

Mit Meldestichtag 15. November 2009 studierten 36.077 Personen (19.529 männlichen und 16.548 weiblichen Geschlechts) an den österreichischen Fachhochschulen. Der Frauenanteil ist seit dem Studienjahr 1994/1995 kontinuierlich gestiegen und hält nun bei 45,9 %.

77% der FH-Studierenden absolvieren ihr Studium in der Regelzeit

Zwischen 1996/1997 und 2008/2009 schlossen insgesamt 45.037 Studierende ihr FH-Studium ab, 8.714 davon im Studienjahr 2008/2009. Diese absolvierten zu 50,7 % ein Bachelor-, zu 13,8 % ein Master- und zu 35,5 % einen der auslaufenden Diplomstudiengänge. 77 % dieser AbsolventInnen haben ihr FH- Studium im Rahmen der vorgesehenen Regelstudiendauer zum Abschluss gebracht, 21 % innerhalb eines Jahres nach der Regelstudiendauer. Aus der steigenden Zahl der Abschlüsse und der gelungenen Integration von FH-AbsolventInnen in den Arbeitsmarkt lasse sich, so der Bericht, eine steigende Wirksamkeit des Fachhochschulsektors in der österreichischen Wirtschaft und Gesellschaft ableiten.

Die Bildungsnachfrage übersteigt in diesem Bereich das Bildungsangebot nach wie vor deutlich: So entfielen im Studienjahr 2009/2010 durchschnittlich 2,7 BewerberInnen auf einen Aufnahmeplatz. Dieser Wert variiere jedoch stark entlang der Fächergruppen, gibt der Bericht zu bedenken: Liegt das Verhältnis Bewerber pro Aufnahmeplatz in der Gruppe "Technik & Ingenieurwissenschaften" bei 1,8, kommen in der Gruppe "Gesundheitswissenschaften" 7,9 BewerberInnen auf einen verfügbaren Studienplatz. Unterschiede zeigen sich jedoch auch zwischen den Studienformen: Während in Bachelorstudiengängen 3,4 Bewerbungen auf einen Aufnahmeplatz entfallen, hält man in den Masterstudiengängen bei einem Wert von 1,4.

Die Drop-out-Rate liegt im Fachhochschulbereich insgesamt bei 22,7 %. Die höchsten Werte weisen die Fächergruppen "Technik & Ingenieurwissenschaften" (28 %) und "Wirtschaftswissenschaften" (19,5 %) auf. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Studium frühzeitig abgebrochen wird, ist bei berufsbegleitenden Angeboten höher als bei Studien, die in Vollzeitform organisiert werden.

Durchlässigkeit zwischen FH und Universität gilt es zu verbessern

Der erfolgreiche Abschluss eines FH-Master- oder Diplomstudiengangs berechtigt den Absolventen zu einem facheinschlägigen Doktoratsstudium an einer Universität. Im WS 2009/2010 betrieben 800 FH-AbsolventInnen ein solches Studium, was einem deutlichen Anstieg gegenüber dem Vergleichswert des Wintersemesters 2007/2008 (639) gleichkommt. 14 dieser 800 Studierenden absolvierten bereits ein PhD-Studium.

Für die Aufnahme eines Doktoratsstudiums entscheiden sich vor allem männliche FH-Abgänger (68,5 %). Im Studienjahr 2008/2009 wurden laut Bericht insgesamt 38 Studienabschlüsse von DoktorandInnen mit FH-Erstabschluss verzeichnet. Dennoch sind Schwierigkeiten in Hinblick auf die Durchlässigkeit zwischen Fachhochschulen und Universitäten, wie der Bericht darlegt, immer wieder Thema. Der FHR spricht sich in diesem Zusammenhang klar gegen Mobilitätshindernisse zwischen den verschiedenen Sektoren des Hochschulbereichs aus.

Gesundheits- und Krankenpflege: FHR fordert einheitliche Ausbildung


Mit den im April 2008 rechtswirksam gewordenen Änderungen des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes wurden die Rahmenbedingungen für den Start von FH-Studiengängen im Bereich der allgemeinen Gesundheits- und Krankenpflege geschaffen. 2008 startete als Pilotprojekt des BMG und BMWF ein bundesfinanzierter Bachelorstudiengang "Gesundheits- und Krankenpflege" an der FH Campus Wien. Nun bietet auch die FH Salzburg einen solchen (landesfinanzierten) Studiengang an, womit bereits zwei Bildungseinrichtungen die Basisausbildung der Gesundheits- und Krankenpflege in Österreich im Sinne einer Akademisierung des Berufsfelds auf Bachelorniveau anheben.

Damit kann die Ausbildung entweder im Rahmen des Besuchs einer Gesundheits- und Krankenpflegeschule oder durch ein einschlägiges FH-Studium erfolgen. Die Parallelführung dieser beiden Ausbildungsschienen bezeichnet der FHR jedoch als nicht zielführend, zumal es auf diese Weise zu einer Hierarchisierung innerhalb desselben beruflichen Tätigkeitsfelds kommen könne. Es gelte deshalb, so der Bericht, eine politische Klarstellung zu treffen, wie das Personal in der Gesundheits- und Krankenpflege zukünftig ausgebildet werden soll. Aus Sicht des FHR wäre eine Integration der Ausbildungen im gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege in den Fachhochschulsektor anzustreben.

BHS-AbgängerInnen stellen größte Gruppe unter den Aufgenommenen

Die AbgängerInnen von Berufsbildenden Höheren Schulen stellen mit 45,6 % nach wie vor die größte Gruppe unter den an Fachhochschulen Aufgenommenen. Auf Platz zwei rangieren mit einem Anteil von 30,1 % AHS-MaturantInnen, wobei man im Studienjahr 2009/2010 einen leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr verzeichnete. Insgesamt verfügen damit 75,7 % der 2009/2010 in den FH-Sektor Eingetretenen über ein Reifezeugnis, das auf dem Weg einer traditionellen österreichischen Schullaufbahn erworben wurde. Der Anteil der Aufgenommenen mit nicht-traditionellem Zugang blieb mit 11,7 % beinahe unverändert gegenüber dem Vorjahr.

Insgesamt haben sich 2009/2010 38.165 Personen um einen Studienplatz an einer FH beworben, wovon 14.282 aufgenommen werden konnten. Ein Bewerberüberhang ist vor allem in den in Vollzeitform organisierten Studiengängen zu verzeichnen.

Große regionale Disparitäten im FH-Sektor

Die meisten FH-Studiengänge werden nach wie vor in Wien (78) und Niederösterreich (50) angeboten, wo im Studienjahr 2009/2010 auch die meisten Studierenden und StudienanfängerInnen zu verzeichnen waren. Dahinter rangieren die Bundesländer Steiermark (46), Oberösterreich (45), Tirol (31), Kärnten (22), Salzburg (18), Burgenland (15) und Vorarlberg (10).

Den höchsten Frauenanteil unter den FH-Studierenden verzeichnet mit 53,1 % Niederösterreich. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Tirol (53 %) und das Burgenland (50,5 %). Den relativ niedrigsten Frauenanteil weist seit Jahren Oberösterreich (2009/2010: 34,3 %) auf.

Anteil nebenberuflich Lehrender überwiegt deutlich

Von den insgesamt 9.626 im Studienjahr 2008/2009 im FH-Sektor tätigen Lehrenden gingen nur 14,4 % ihrer Lehrtätigkeit hauptberuflich nach. Der Anteil der nebenberuflich Lehrenden überwog mit 85,6 % bei Weitem.

Was den Frauenanteil am Lehrpersonal anbelangt, lag er bei den hauptberuflich Lehrenden bei 34,3 %, bei den nebenberuflich Lehrenden bei 29,1 %.

Mitglieder des Lehr- und Forschungspersonals sollen - so der gesetzliche Auftrag - in angewandte F&E-Aktivitäten eingebunden werden. Dieser Forderung wird im Rahmen diverser Programme, auf die der Bericht detailliert eingeht, Rechnung getragen.

(Quelle: OTS)

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