Im Studienjahr 2009/2010 überstieg die Zahl der qualitätsgesicherten
und akkreditierten FH-Studiengänge erstmals die 300er-Marke, so die
Bilanz des Berichts des Fachhochschulrats (FHR) 2009 (III-201 d.B.),
der nun dem Parlament vorliegt. Die Entwicklung des FH-Sektors
charakterisiert der FHR dabei als ungebrochen positiv.
Umstellung auf neue Studienarchitektur weitgehend abgeschlossen
Von
den insgesamt 315 offen stehenden FH-Studiengängen, die von 20
Erhaltern (19 juristischen Personen des privaten Rechts und einer
juristischen Person des öffentlichen Rechts) angeboten werden, weisen
laut Bericht 187 die Form eines Bachelor-, 124 eines Master- und vier
eines Diplomstudiengangs auf. Die Umstellung auf die neue
Bologna-Studienarchitektur konnte damit weitgehend abgeschlossen
werden: der Anteil der Bachelor- und Masterstudiengänge am
Gesamtangebot liegt nunmehr bei nahezu 99 %.
Nicht zuletzt vor
dem Hintergrund dieser Umstellung erteilte der FHR 2009 28 Bescheide
über Erst-Akkreditierungen, wobei 23 dieser Studiengänge ihren
Studienbetrieb 2009/2010 aufnahmen. 10 der 28 akkreditierten
Studiengänge sind thematisch neu, d. h. nicht aus der Überführung eines
bestehenden Diplomstudiums in die neue Studienarchitektur entstanden.
Darüber hinaus re-akkreditierte der FHR 32 Studiengänge, deren
Genehmigungsdauer ausgelaufen war. Bedauern äußert der Fachhochschulrat
darüber, dass es aufgrund budgetärer Restriktionen nicht möglich ist,
neue Studienplätze mittels Bundesfinanzierung zu fördern. Von den
Erhaltern der Fachhochschulen konnten dem FHR deshalb keine
Kurzfassungen für den Ausbau bestehender bzw. für die Einrichtung neuer
Studiengänge vorgelegt werden. Für das bestehende FH-Angebot seien
allerdings die Fördersätze des Bundes ab dem Studienjahr 2009/2010
durchschnittlich um 13,7 % erhöht worden, heißt es im Bericht.
46,4 % des Studienangebots ist berufsbegleitend absolvierbar
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der FH-Studiengänge bot man in Vollzeitform, 79 berufsbegleitend, 63
in Vollzeitform und berufsbegleitend und vier zielgruppenspezifisch an.
Damit können 46,4 % des gesamten Studienangebots berufsbegleitend
absolviert werden (2008/2009: 45,7 %). Der Anteil der Studierenden, die
diese Angebote nutzten, lag 2009/2010 bei 35,1 %.
Das Gros der
Fachhochschulstudiengänge (43,8 %) hatte einen
technisch-ingenieurwissenschaftlichen Schwerpunkt. 32,7 % entfielen
außerdem auf wirtschaftswissenschaftlich und 13 % auf
gesundheitswissenschaftlich orientierte Angebote. Dahinter rangieren
die Fächergruppen Sozialwissenschaft (5,7 %), Gestaltung und Kunst (2,5
%), Naturwissenschaften (1,3 %) sowie Militär- und
Sicherheitswissenschaften (1 %).
Gesamtangebot an Aufnahmeplätzen wurde weiter erhöht
Im
Studienjahr 2009/2010 konnte außerdem ein Zuwachs um 1.879
Studienplätze im FH-Sektor verzeichnet werden, womit sich das
Gesamtangebot an Aufnahmeplätzen auf insgesamt 13.961 erhöhte. Das Gros
(9.438) dieser Aufnahmeplätze entfiel auf Bachelorstudiengänge, bei
den Masterstudiengängen hielt man bei einem diesbezüglichen Wert von
4.367. Die Zahl aller im FH-Sektor angebotenen Studienplätze hielt im
Studienjahr 2009/2010 bei 35.903. Die für 2009 angepeilte Planungsgröße
überschritt man damit leicht.
Mit Meldestichtag 15. November
2009 studierten 36.077 Personen (19.529 männlichen und 16.548
weiblichen Geschlechts) an den österreichischen Fachhochschulen. Der
Frauenanteil ist seit dem Studienjahr 1994/1995 kontinuierlich
gestiegen und hält nun bei 45,9 %.
77% der FH-Studierenden absolvieren ihr Studium in der Regelzeit
Zwischen
1996/1997 und 2008/2009 schlossen insgesamt 45.037 Studierende ihr
FH-Studium ab, 8.714 davon im Studienjahr 2008/2009. Diese absolvierten
zu 50,7 % ein Bachelor-, zu 13,8 % ein Master- und zu 35,5 % einen der
auslaufenden Diplomstudiengänge. 77 % dieser AbsolventInnen haben ihr
FH- Studium im Rahmen der vorgesehenen Regelstudiendauer zum Abschluss
gebracht, 21 % innerhalb eines Jahres nach der Regelstudiendauer. Aus
der steigenden Zahl der Abschlüsse und der gelungenen Integration von
FH-AbsolventInnen in den Arbeitsmarkt lasse sich, so der Bericht, eine
steigende Wirksamkeit des Fachhochschulsektors in der österreichischen
Wirtschaft und Gesellschaft ableiten.
Die Bildungsnachfrage
übersteigt in diesem Bereich das Bildungsangebot nach wie vor deutlich:
So entfielen im Studienjahr 2009/2010 durchschnittlich 2,7
BewerberInnen auf einen Aufnahmeplatz. Dieser Wert variiere jedoch
stark entlang der Fächergruppen, gibt der Bericht zu bedenken: Liegt
das Verhältnis Bewerber pro Aufnahmeplatz in der Gruppe "Technik &
Ingenieurwissenschaften" bei 1,8, kommen in der Gruppe
"Gesundheitswissenschaften" 7,9 BewerberInnen auf einen verfügbaren
Studienplatz. Unterschiede zeigen sich jedoch auch zwischen den
Studienformen: Während in Bachelorstudiengängen 3,4 Bewerbungen auf
einen Aufnahmeplatz entfallen, hält man in den Masterstudiengängen bei
einem Wert von 1,4.
Die Drop-out-Rate liegt im
Fachhochschulbereich insgesamt bei 22,7 %. Die höchsten Werte weisen
die Fächergruppen "Technik & Ingenieurwissenschaften" (28 %) und
"Wirtschaftswissenschaften" (19,5 %) auf. Die Wahrscheinlichkeit, dass
das Studium frühzeitig abgebrochen wird, ist bei berufsbegleitenden
Angeboten höher als bei Studien, die in Vollzeitform organisiert
werden.
Durchlässigkeit zwischen FH und Universität gilt es zu verbessern
Der
erfolgreiche Abschluss eines FH-Master- oder Diplomstudiengangs
berechtigt den Absolventen zu einem facheinschlägigen Doktoratsstudium
an einer Universität. Im WS 2009/2010 betrieben 800 FH-AbsolventInnen
ein solches Studium, was einem deutlichen Anstieg gegenüber dem
Vergleichswert des Wintersemesters 2007/2008 (639) gleichkommt. 14
dieser 800 Studierenden absolvierten bereits ein PhD-Studium.
Für
die Aufnahme eines Doktoratsstudiums entscheiden sich vor allem
männliche FH-Abgänger (68,5 %). Im Studienjahr 2008/2009 wurden laut
Bericht insgesamt 38 Studienabschlüsse von DoktorandInnen mit
FH-Erstabschluss verzeichnet. Dennoch sind Schwierigkeiten in Hinblick
auf die Durchlässigkeit zwischen Fachhochschulen und Universitäten, wie
der Bericht darlegt, immer wieder Thema. Der FHR spricht sich in
diesem Zusammenhang klar gegen Mobilitätshindernisse zwischen den
verschiedenen Sektoren des Hochschulbereichs aus.
Gesundheits- und Krankenpflege: FHR fordert einheitliche Ausbildung
Mit
den im April 2008 rechtswirksam gewordenen Änderungen des Gesundheits-
und Krankenpflegegesetzes wurden die Rahmenbedingungen für den Start
von FH-Studiengängen im Bereich der allgemeinen Gesundheits- und
Krankenpflege geschaffen. 2008 startete als Pilotprojekt des BMG und
BMWF ein bundesfinanzierter Bachelorstudiengang "Gesundheits- und
Krankenpflege" an der FH Campus Wien. Nun bietet auch die FH Salzburg
einen solchen (landesfinanzierten) Studiengang an, womit bereits zwei
Bildungseinrichtungen die Basisausbildung der Gesundheits- und
Krankenpflege in Österreich im Sinne einer Akademisierung des
Berufsfelds auf Bachelorniveau anheben.
Damit kann die
Ausbildung entweder im Rahmen des Besuchs einer Gesundheits- und
Krankenpflegeschule oder durch ein einschlägiges FH-Studium erfolgen.
Die Parallelführung dieser beiden Ausbildungsschienen bezeichnet der
FHR jedoch als nicht zielführend, zumal es auf diese Weise zu einer
Hierarchisierung innerhalb desselben beruflichen Tätigkeitsfelds kommen
könne. Es gelte deshalb, so der Bericht, eine politische Klarstellung
zu treffen, wie das Personal in der Gesundheits- und Krankenpflege
zukünftig ausgebildet werden soll. Aus Sicht des FHR wäre eine
Integration der Ausbildungen im gehobenen Dienst für Gesundheits- und
Krankenpflege in den Fachhochschulsektor anzustreben.
BHS-AbgängerInnen stellen größte Gruppe unter den Aufgenommenen
Die
AbgängerInnen von Berufsbildenden Höheren Schulen stellen mit 45,6 %
nach wie vor die größte Gruppe unter den an Fachhochschulen
Aufgenommenen. Auf Platz zwei rangieren mit einem Anteil von 30,1 %
AHS-MaturantInnen, wobei man im Studienjahr 2009/2010 einen leichten
Rückgang gegenüber dem Vorjahr verzeichnete. Insgesamt verfügen damit
75,7 % der 2009/2010 in den FH-Sektor Eingetretenen über ein
Reifezeugnis, das auf dem Weg einer traditionellen österreichischen
Schullaufbahn erworben wurde. Der Anteil der Aufgenommenen mit
nicht-traditionellem Zugang blieb mit 11,7 % beinahe unverändert
gegenüber dem Vorjahr.
Insgesamt haben sich 2009/2010 38.165
Personen um einen Studienplatz an einer FH beworben, wovon 14.282
aufgenommen werden konnten. Ein Bewerberüberhang ist vor allem in den
in Vollzeitform organisierten Studiengängen zu verzeichnen.
Große regionale Disparitäten im FH-Sektor
Die
meisten FH-Studiengänge werden nach wie vor in Wien (78) und
Niederösterreich (50) angeboten, wo im Studienjahr 2009/2010 auch die
meisten Studierenden und StudienanfängerInnen zu verzeichnen waren.
Dahinter rangieren die Bundesländer Steiermark (46), Oberösterreich
(45), Tirol (31), Kärnten (22), Salzburg (18), Burgenland (15) und
Vorarlberg (10).
Den höchsten Frauenanteil unter den
FH-Studierenden verzeichnet mit 53,1 % Niederösterreich. Auf den
Plätzen zwei und drei folgen Tirol (53 %) und das Burgenland (50,5 %).
Den relativ niedrigsten Frauenanteil weist seit Jahren Oberösterreich
(2009/2010: 34,3 %) auf.
Anteil nebenberuflich Lehrender überwiegt deutlich
Von
den insgesamt 9.626 im Studienjahr 2008/2009 im FH-Sektor tätigen
Lehrenden gingen nur 14,4 % ihrer Lehrtätigkeit hauptberuflich nach.
Der Anteil der nebenberuflich Lehrenden überwog mit 85,6 % bei Weitem.
Was
den Frauenanteil am Lehrpersonal anbelangt, lag er bei den
hauptberuflich Lehrenden bei 34,3 %, bei den nebenberuflich Lehrenden
bei 29,1 %.
Mitglieder des Lehr- und Forschungspersonals sollen -
so der gesetzliche Auftrag - in angewandte F&E-Aktivitäten
eingebunden werden. Dieser Forderung wird im Rahmen diverser Programme,
auf die der Bericht detailliert eingeht, Rechnung getragen.
(Quelle: OTS)