Studie: So wirkt sich Nachwuchs auf das Befinden der Eltern aus

12. August 2014 - 17:27

Mit 1,35 Kindern pro Frau hat die Steiermark innerhalb von Österreich die zweitniedrigste Gesamtfruchtbarkeitsrate. Wie sich der Nachwuchs auf das Befinden der Eltern auswirkt - Lust und Freude oder Belastung - wurde an der Universität Graz untersucht. Demnach ergeben sich negative Effekte v.a. bei Personen, die sehr jung Eltern werden, oder bei Alleinerziehenden.

"Kinder machen glücklich", heißt es oft. Tatsächlich fordert der Nachwuchs von den Eltern vielseitige Leistungen emotioneller, organisatorischer und finanzieller Art ab. Das Wohlbefinden von Vätern und Müttern im Laufe der Elternschaft lässt sich aber nicht über einen Kamm scheren, wie Bernhard Riederer in seiner Dissertation am Institut für Soziologie der Universität Graz in einer neuen Studie deutlich machte: "Sowohl individuelle Faktoren als auch das gesellschaftliche Umfeld beeinflussen die Zufriedenheit der Eltern", fasste Riederer im Gespräch mit der APA zusammen.

Leben im Auf und Ab

Grundsätzlich gelte: "Rund um die Geburt des Kindes sind nahezu alle Eltern glücklich, dann kommt es zu einem ständigen auf und ab der Gefühle, die mit den jeweiligen individuellen Anforderungen und Belastungen zusammenhängen", schilderte Riederer. Dauerhaft positive oder dauerhaft negative Effekte auf das Wohlbefinden habe er nach seinen Analysen nicht ausmachen können.

Der Soziologe hat systematisch untersucht, wie Wohlfahrtsstaat und kultureller Hintergrund auf das Familienglück wirken. Dazu hat er Daten der Europäischen Wertestudie 2008/2009 und des Projekts Familienarbeit 2006 (Paardaten von Eltern aus drei Nationen) analysiert. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass sowohl individuelle als auch kontextuelle Faktoren das Befinden von Eltern beeinflussen. Positiver seien die Effekte von Kindern beispielsweise in Ländern, in denen Betreuungseinrichtungen angeboten und ohne ein schlechtes Gewissen genutzt werden. Soziale Transferleistungen alleine würden jedoch nur die Zufriedenheit von Personen, die in wirtschaftlich angespannten Verhältnissen leben, erhöhen, so der Grazer.

"Wer bei der Familiengründung die Ausbildung abgeschlossen hat und mit beiden Beinen im Leben steht, profitiert eher von den Kindern", schilderte der Soziologe. Unklar bleibe, ob Eltern mit höherem Einkommen umso glücklicher sind. "Das hängt auch damit zusammen, dass Eltern im oberen Einkommensbereich für derartige Studien schwer erreichbar sind", schilderte Riederer.

Gesellschaftliche Verpflichtung wirkt eher hemmend

Neben familienpolitischen Maßnahmen sei auf alle Fälle auch die Wertehaltung des gesellschaftlichen Umfelds relevant: Je stärker in einer Gesellschaft familiäre Erziehungsverpflichtungen betont und Kinder als Notwendigkeit für ein erfülltes Leben angesehen werden, desto eher sei das Wohlbefinden der Mütter und Väter beeinträchtigt. Auch könnten überzogene Erwartungen in den Nachwuchs, die als Quelle des automatischen Glücks herhalten müssen, Enttäuschungen hervorrufen.

Besonders negativ wirke sich die Elternschaft auf Alleinerzieherinnen aus, wenn im Umfeld die Meinung vorherrscht, dass für das glückliche Aufwachsen eines Kindes auch die Anwesenheit des Vaters nötig sei. Frauen wollen Erwerb und Familie mit Kindern erfolgreich vereinen, was aber nur schwer zu verwirklichen zu sein scheint. Das könne sich auch auf den Partner auswirken: "Wenn sich die Frau durch die Belastung von Kinderbetreuung, Haus- und Berufsarbeit gestresst fühlt, bekommt das der Vater indirekt ebenfalls negativ zu spüren", erklärte Riederer.

Service: Bernhard Riederer: "Kinder: Lust oder Last? Effekte von Kindern auf das persönliche Wohlbefinden der Eltern", Diss. aus Soziologie im Doktorat Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Mai 2013, Universität Graz.

(APA/red, Bild APA)

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