Nationalrat hat Linzer Medizin-Fakultät abgesegnet

25. Februar 2014 - 13:09

Dem Medizin-Studium in Linz steht nun wirklich nichts mehr im Weg. Der Nationalrat hat einen 15a-Vertrag zwischen Bund und Land Oberösterreich abgesegnet, der die Finanzierung der neuen medizinischen Fakultät an der Johannes-Kepler-Uni regelt. Zustimmung kam von Koalition und Freiheitlichen sowie von der oberösterreichischen Grün-Mandatarin Ruperta Lichtenecker.


Vorerst müssen Studenten noch mit Graz vorlieb nehmen

Damit wich Lichtenecker gemeinsam mit ihrem Landsmann Wolfgang Pirklhuber (die dritte Oberösterreicherin Gabriela Moser war heute entschuldigt, Anm.) von der Linie des Grünen Klubs ab, der sich ansonsten gegen die Med-Fakultät aussprach. Lichteneckers Argument, wonach die Med-Fakultät eine wichtige Aufwertung der Linzer Uni bedeute, wog dabei offenbar weniger als die Skepsis von Wissenschaftssprecherin Sigrid Maurer. Sie verwies darauf, dass die Fakultät nicht in die Hochschul-Gesamtstrategie eingegliedert sei und einzig wegen des Wunsches eines Bundeslands eingerichtet werde.

Ärzteberuf muss attraktiver werden

Das Argument, wonach man das Medizin-Studium in Linz brauche, um einem Ärztemangel entgegenzuwirken, zog bei Maurer nicht. Vielmehr brauche es ein Maßnahmenpaket zur Attraktivierung des Ärzteberufs. Denn es nutze keine Fakultät, wenn ein Viertel der Absolventen dann erst wieder abwandere.

Ähnliches befürchtet Rouven Ertlschweiger vom Team Stronach, der sich darüber ärgerte, dass sich Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) auf Steuerzahler-Kosten in Linz ein Denkmal setzen dürfe. Er vermutet, dass vor allem sehr viele Deutsche das exzellente Ausbildungsangebot in Anspruch nehmen werden, um nach dem Abschluss wieder in die Heimat zurückzukehren.

Dass es überhaupt einen Ärztemangel gibt, zog Nikolaus Scherak von den NEOS in Zweifel. Zudem gebe es keine einzige Studie, die belege, dass nur wegen einer Medizin-Fakultät die Ärzte auch in der Region blieben. Dafür brauche es bessere Bedingungen für die Mediziner, etwa bei der Turnus-Ausbildung.

Landpraxen besetzen

Zumindest in dem Punkt waren sich alle Fraktionen einig. Auch der freiheitliche Ärztesprecher Andreas Karlsböck verlangte eine Aufwertung des Berufs, um vor allem Landpraxen wieder besetzen zu können. Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) sicherte zu, in Gesprächen mit dem Gesundheitsminister und dem Land attraktive Angebote für niedergelassene Ärzte ausarbeiten zu wollen.

VP-Wissenschaftssprecher Karlheinz Töchterle, der noch als Ressortchef nicht unbedingt als Fan des Linzer Projekts galt, befürwortete den Beschluss am Montag. Im Wesentlichen spricht aus seiner Sicht für die Fakultät, dass medizinische Einrichtungen sehr forschungsstark seien und somit der gesamte Standort Kepler-Uni gestärkt werde. Für den oberösterreichischen SP-Mandatar Harry Buchmayr ist angesichts einer Pensionierungswelle von Ärzten in zehn Jahren eine zusätzliche Ausbildungsstätte absolut vertretbar.

Der heutige Beschluss sieht vor, dass der Bund ab heuer bis zum geplanten Vollausbau 2027/28 einen jährlich steigenden Betrag für Personalkosten, Infrastruktur und laufende Sachkosten übernehmen wird - von 2,74 Mio. Euro für 2014 bis 58,33 Mio. Euro im Jahr 2028. Für Neu-, Ergänzungs- und Umbauten samt Ersteinrichtung kommen in der Gründungsphase das Land und die Gemeinden auf.

Start vorerst in Graz

Starten soll die Med-Fakultät bereits heuer, freilich ausgelagert in Graz. Die ersten beiden Studienjahre (vorklinische Ausbildung) werden zunächst komplett an der dortigen Medizin-Uni absolviert: 2014/15 und 2015/16 sollen je 60 Studenten zugelassen werden, ab 2016/17 sind es 120.

Ab 2016 gibt es dann neben Wien, Innsbruck und Graz eine vierte Stadt in Österreich, in der man Medizin studieren kann. Die eigentliche Ausbildung in Linz startet nämlich zum Wintersemester 2016/17. Mittelfristig soll es dann 300 Anfänger-Studienplätze geben. Davon sollen 180 die volle Ausbildung in Linz absolvieren (inklusive vorklinische Ausbildung). Bis zu 120 wechseln auch künftig erst nach dem Vorklinikum in Graz oder "einer anderen österreichischen universitären Einrichtung" in die oberösterreichische Landeshauptstadt.

(APA/red, Bild APA)
 

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