Mit dem Schulbeginn kommt auch oft die Angst

3. September 2010 - 10:17

Leistungsdruck schon im Volksschulalter- immer mehr Kinder durch zu hohe Erwartungen überfordert

 (Wien) – Langsam neigen sich die Ferien dem Ende zu und viele Kinder fangen schon an zu zittern – der erste Schultag steht an. Schulangst ist mittlerweile weit verbreitet, es sei schwer zu sagen, wie viele Kinder und Jugendliche wirklich betroffen seien, erklärt der Wiener Psychologe Gerald Kral.

Druck und überhöhte Erwartungshaltung bereits im Vorfeld der Einschulung seien oftmals kontraproduktiv. „Eltern erreichen mit der besten Absicht oft genau das Gegenteil“, so Kral, der Psychologe nennt dabei auch ein Beispiel aus seiner Praxis, bei dem eine Mutter bereits mit ihrem fünf Jahre alten Sohn begann die Buchstaben zu lernen.

„Sie wollte, dass er es in der Schule dann leichter hat. Doch genau das Gegenteil ist der Fall“, erklärt Krall, denn aufgrund des Entwicklungsstandes sei der Bub noch gar nicht in der Lage gewesen alles aufzunehmen und fühlte sich überfordert. Auch bei der derzeit schwierigen Arbeitsmarktsituation sieht Krall hier einen Zusammenhang: Die am schlechtesten Ausgebildeten haben es später am schwersten und Eltern wollen bereits früh dagegen vorgehen.

Es bleibt jedoch schwierig die Überforderung der Lernenden zu erkennen, denn die Symptome sind sehr unterschiedlich: Von Bauchweh über Übelkeit bis hin zu Erbrechen und Kopfschmerzen können die verschiedensten psychosomatischen Leiden auf den zu großen Leistungsdruck hinweisen, es gebe jedoch zwischen den Geschlechtern eher weniger Unterschiede.

Je früher hier jedoch vorgesorgt wird, desto besser, denn im fortschreitenden Alter kommt es bei den Jugendlichen erhöht zu Misserfolgserlebenissen aufgrund des hohen Leistungsdrucks, depressive Verstimmungen sind die Folge.

 Bei Volksschülern sei es noch einfacher, ihr Leistungslimit einzuschätzen, bei Älteren dürfe man wiederum die generelle Unlust in die Schule zu gehen nicht mit echter Schulangst verwechseln. „Es ist ein Unterschied, ob Kindern zum Beispiel einfach ungern das Zimmer zusammenräumen oder jeden Sonntag am Abend körperliche Beschwerden bekommen“, betont Karl.

Gerade die Kindergartenkinder seien besonders gefährdet, die sich hier bereits in sozialen Situationen schlecht zurechtfinden. Eltern sollten schnellstmöglich erkennen und versuchen einzugreifen, sobald herauskommt, dass es Schwierigkeiten hat sich in einer Gruppe einzufügen.

Wenn nötig auch mit psychologischer Hilfe, schließlich sei die „Umstellung des gesamten Lebens in der Schule wahnsinnig groß“.

Karl hat in der Praxis viel mit Kindern zu tun, die unter Schulangst leiden. Dass derzeit immer mehr Familien Hilfe aufsuchen, bedeute nicht, dass es früher weniger Betroffene gab. Lediglich die Sensibilisierung sei größer geworden, erläutert der Psychologe. (apa/red)

tutor18

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