Deutlich mehr SchülerInnen mit anderer Erstsprache

15. Januar 2013 - 20:43

Die Zahl der Schüler mit einer anderen Erstsprache als Deutsch hat sich zwischen 1995 und 2011 verdoppelt. Das zeigen Daten aus dem am 14. Jänner präsentierten "Nationalen Bildungsbericht". In dieser Zeit ist der Anteil der "einsprachig deutschsprachigen" Kinder an den Volksschulen von 88 auf 76 Prozent gesunken. "Daheim eine andere Sprache als Deutsch zu sprechen heißt aber nicht, dass die Kinder nicht Deutsch sprechen oder keine guten Leistungen bringen können", betonte Herausgeberin Barbara Herzog-Punzenberger bei einer Pressekonferenz.

Die Verdoppelung der Zahl mehrsprachiger Schüler zeigt sich in praktisch allen Bundesländern. In Kärnten, Niederösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg ist der Anstieg etwas niedriger, in Oberösterreich etwas höher, Wien und das Burgenland liegen etwa im Schnitt. Einzig die Steiermark ist mit mehr als einer Verdreifachung der Zahl der Kinder mit anderer Erstsprache (von rund 5.000 auf 16.000) ein Ausreißer.

Der Bildungserfolg von mehrsprachigen Schülern ist je nach Herkunftsgruppe unterschiedlich: Schüler, die daheim Polnisch, Slowakisch oder Ungarisch sprechen, sind zu einem höheren Anteil in Gymnasien als rein deutschsprachige Kinder, so Herzog-Punzenberger. Umgekehrt ist dagegen die Lage türkischsprachiger Kinder. Ähnliches zeigt die PISA-Studie 2009: Einsprachig deutschsprachige Kinder erzielten im Lesen im Schnitt 481 Punkte, Kinder mit Türkisch als Erstsprache 369 Punkte, Kinder aus dem bosnisch/kroatisch/serbischen (BKS) Sprachraum 412 und Kinder aus anderen Sprachgruppen 442 Punkte. Und: Zwölf Prozent der Schüler, die zuhause nur Deutsch sprachen, besuchen fast jede Woche eine Deutsch-Förderstunde in der Volksschule, 24 Prozent tun dies manchmal. Bei den Kindern, die daheim Türkisch sprechen, beträgt der entsprechende Anteil 27 Prozent (fast jede Woche) bzw. 37 Prozent (manchmal), bei den BKS-Kindern 19 (fast jede Woche) bzw. 29 Prozent (manchmal).

Unterschiede nach Schultypen

Deutliche Unterschiede gibt es auch bei den unterschiedlichen Schultypen: An den Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik bzw. -sozialpädagogik liegt der Anteil der mehrsprachigen Schüler nur bei vier Prozent, an berufsbildenden höheren Schulen (BHS) mit Tourismusschwerpunkt bei fünf Prozent, an Handelsakademien dagegen bei 24 Prozent.

Auch sonst zeigt sich ein differenziertes Bild: Mehrsprachige Kinder werden überdurchschnittlich oft in Vorschulklassen (und damit als nicht schulreif) eingestuft, landen überdurchschnittlich häufig in Sonderschulen und finden sich umgekehrt unterdurchschnittlich oft in AHS. Gerade an den höheren Schulen zeigt sich aber auch eine Art Trendumkehr: Betrug der Anteil von Schülern mit einer anderen Erstsprache als Deutsch an AHS 1995 erst 4,6 Prozent, lag er im Schuljahr 2010/11 bereits bei 14,7 Prozent, an den BHS stieg er in diesem Zeitraum von 3,6 auf 12,7 Prozent.

Nachholbedarf gibt es laut Herzog-Punzenberger bei der Lehreraus- und -weiterbildung. Künftig solle es "keinen Lehrer geben, der nicht weiß, wie er kompetent mit der Mehrsprachigkeit der Schüler bzw. Eltern umgehen kann" (APA/red, Bild APA).

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