Bildungsvergleichsstudien: Schlechter Lesen, besser Rechnen

11. Dezember 2012 - 15:24

Eine moderate Verschlechterung bei den Leseleistungen, minimal bessere Mathematikergebnisse und eine leichte Verbesserung in den Naturwissenschaften - diese Ergebnisse haben die beiden veröffentlichten internationalen Bildungsvergleichsstudien PIRLS (Lesen) und TIMSS (Mathe, Naturwissenschaften) für die heimischen Volksschüler gebracht. Die Leistung von Österreichs Volksschülern lag bei allen drei Fertigkeiten über dem Schnitt aller Teilnehmerländer, bei den Naturwissenschaften auch über dem der getesteten EU-Länder. Die besten Ergebnisse erzielten bei PIRLS Hongkong, Russland und Finnland in Mathematik belegen Singapur, Südkorea und Hongkong die Spitzenplätze, in den Naturwissenschaften Südkorea, Singapur und Finnland

Für die von der Forschungsgemeinschaft IEA (International Association for the Evaluation of Educational Achievement) alle fünf (PIRLS) bzw. vier (TIMSS) Jahre durchgeführten Studie wurden im Frühjahr 2011 in Österreich rund 4.700 Schüler der vierten Klasse Volksschule getestet. An PIRLS haben diesmal 45 Länder teilgenommen, davon 23 EU-Länder, bei TIMSS 50 Länder (21 EU-Staaten).

Bei PIRLS ist Österreich unter jenen sechs Ländern, bei denen sich die Lese-Leistung der Volksschüler im Vergleich zu 2006 statistisch signifikant, wenn auch nur moderat verschlechtert hat. Österreichs Zehnjährige erreichten diesmal 529 Punkte und liegen damit zwar signifikant über dem Schnitt aller Teilnehmerländer (512 Punkte), aber unter jenem der teilnehmenden EU-Länder (534 Punkte). Das bedeutet Platz 25 von 45 untersuchten Ländern bzw. Rang 16 unter den 23 getesteten EU-Ländern. Bei der letzten Ausgabe 2006 lag der Lese-Mittelwert noch bei 538 Punkten - das entsprach Platz 20 innerhalb der 45 Teilnehmerländer bzw. Rang zwölf unter den damals 21 teilnehmenden EU-Ländern.

In Mathematik geht es aufwärts


Der Anteil an Risikoschülern beim Lesen liegt in Österreich bei 20 Prozent: 17 Prozent der Volksschüler landen bei PIRLS in der untersten Kompetenzstufe, können also nur unzureichend sinnerfassend lesen, drei Prozent schaffen nicht einmal diese unterste Stufe. Die Gruppe der Risikoschüler ist damit im Vergleich zu 2006 (16 Prozent) weiter gewachsen, liegt aber unter dem internationalen Schnitt von 30 Prozent. Nur fünf Prozent schaffen es diesmal indes in die Gruppe der leistungsstärksten Schüler (2006: acht Prozent), im internationalen Schnitt sind es fast doppelt so viele.

In Mathematik und den Naturwissenschaften geht es an nach einem Absturz (minus 26 Punkte bei Mathematik, minus 12 bei Naturwissenschaften) bei der vergangenen TIMSS-Studie 2007 wieder aufwärts, was aus Sicht des Unterrichtsministeriums auf "gezielte Maßnahmen" zurückzuführen ist: In Mathematik haben die Volksschüler diesmal 508 Punkte ergattert, das sind signifikant mehr als im Schnitt aller untersuchten Länder (491), allerdings deutlich weniger als im Schnitt der EU-Länder (519). Das bedeutet Rang 23 unter 50 teilnehmenden Ländern bzw. Platz 14 unter den 21 teilnehmenden EU-Staaten. Damit haben die heimischen Volksschüler zwar drei Punkte mehr als bei der letzten TIMSS-Erhebung erreicht, von dem 1995 erreichten Wert von 531 Punkten sind sie allerdings noch immer weit entfernt.

Groß ist mit 25 Prozent die Gruppe jener, die in der niedrigsten Kompetenzstufe landen, fünf Prozent noch darunter. Damit hat fast jeder Dritte am Ende der Volksschule große Probleme, einfachste mathematische Fragestellungen zu lösen. Die Gruppe der Risikoschüler ist damit im Vergleich zu 2007 (31 Prozent) nahezu unverändert geblieben. Nur zwei Prozent der österreichischen Volksschüler sind diesmal in der höchsten Kompetenzstufe zu finden (2007: drei Prozent), der internationale Schnitt liegt bei acht Prozent.

Starker Einfluss von Bildung der Eltern

In den Naturwissenschaften liegt der österreichische Mittelwert diesmal bei 532 Punkten (2007: 526) , das ist deutlich über dem internationalen Schnitt (486) und auch jenem der EU-Länder (521). Österreich belegt damit diesmal Rang 13 unter den 50 untersuchten Ländern, bzw. Rang sechs unter den EU-Teilnehmern (2007: Platz 15 von 36 bzw. Platz sieben unter 14 EU-Länder).

17 Prozent der Schüler erreichen lediglich die niedrigste Kompetenzstufe, vier Prozent liegen noch darunter. Damit hat etwas mehr als jeder fünfte Volksschüler große Mängel bei naturwissenschaftlichen Grundkompetenzen. 2007 gab es noch 24 Prozent "Risikoschüler" in den Naturwissenschaften. In der höchsten Kompetenzstufe landen acht Prozent (2007: neun Prozent), das entspricht etwa dem internationalen Schnitt von sieben Prozent.

Nach wie vor signifikant ist der - auch bei anderen Bildungsstudien belegte - Leistungsunterschied nach Bildungsstand der Eltern: So erreichen Volksschüler, deren Eltern höchstens über einen Pflichtschulabschluss verfügen, beim Lesen um 81 Punkte weniger als Kinder, deren Eltern einen Hochschulabschluss haben. In der Mathematik beträgt der Unterschied 79 Punkte, in den Naturwissenschaften sogar 98.

Geringe Unterschiede zwischen den Geschlechtern


Große Leistungsunterschiede gibt es außerdem noch immer zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund, allerdings hat sich der Abstand im Vergleich zu früheren PIRLS- bzw. TIMSS-Studien bereits verringert. So haben "einheimische" Schüler beim Lesen diesmal um 40 Punkte mehr erreicht als Kinder mit Migrationshintergrund, 2006 betrug die Differenz allerdings noch 46 Punkte. In der Mathematik lagen Kinder mit Migrationshintergrund 36 Punkte hinter einheimischen Schülern zurück (2007: 42 Punkte, 1995: 55), in den Naturwissenschaften 60 Punkte (2007: 70, 1995: 80 Punkte).

Im Vergleich zu vielen anderen Ländern eher gering fallen die Leistungsunterschiede nach Geschlechtern aus: Beim Lesen haben die Mädchen einen Vorsprung von acht Punkten, 2007 waren es noch 17 (internationaler Durchschnitt 16 Punkte). Neun Punkte Leistungsunterschied gibt es bei Mathematik, wo allerdings die Buben besser abschneiden, 2007 gab es allerdings noch 14 Punkte Unterschied. Statistisch signifikant besser ist das Ergebnis der Buben auch in den Naturwissenschaften, wo sie um zwölf Punkte vor den Mädchen liegen (2007: 13) (APA/red, Bild APA).

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