"Science: it's a girl thing"-EU-Kampagne

22. Juni 2012 - 7:36

Bis 2020 werden in der EU bis zu einer Million neue Forscher benötigt. Weil aber gerade Frauen eine Karriere in Naturwissenschaften und Technik nur selten ins Auge fassen, hat die Europäische Kommission am 21. Juni eine Kampagne vorgestellt, mit der Vorurteile abgebaut, Mädchen für Wissenschaft begeistert und Studentinnen ermutigt werden sollen, in die Forschung zu gehen. Sechs der 27 EU-Staaten starten bereits heuer, darunter auch Österreich, das bei der Auftaktveranstaltung zu "Science: it's a girl thing" in Brüssel durch mehrere Forscherinnen, eine Lehrerin und Schülerinnen vertreten war.

Insgesamt sind rund hundert Schülerinnen und Schüler aus Belgien, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Österreich und Polen nach Brüssel gekommen, um auf dem Platz vor dem Europäischen Parlament die Lust an der Forschung zu entdecken: Bei Workshops können sie etwa elektronische Würfel basteln, Wasserabsorption bei Windeln oder die Leitfähigkeit von mit Salz versetztem Wasser untersuchen und in Teams über die Vermeidung und Recycling von Müll debattieren.

Sensible Phase Oberstufe

Der erste Teil der auf drei Jahre angelegten Kampagne richtet sich an Mädchen in der Oberstufe, da zu diesem Zeitpunkt in der Schule die Entscheidung für oder gegen einen Schwerpunkt auf MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) fällt. In einer zweiten Phase sollen dann schwerpunktmäßig Studentinnen motiviert werden, in die Forschung zu gehen.

Dazu sollen nicht nur eine Internet- und Facebook-Seite eingerichtet werden. Zwischen September und Dezember zieht auch ein Lastwagen durch die sechs beteiligten Ländern, auf dem Schüler Experimente etwa zur Verbindung von Wissenschaft und Musik, Essen und Mode durchführen können. In Österreich soll er in Wien Station machen, wann das sein wird, ist derzeit noch nicht bekannt. Geplant ist auch, dass bereits etablierte Wissenschafterinnen als Vorbilder in den Medien und bei speziell konzipierten Veranstaltungen auftreten.

Eine dieser Frauen, die auch im Kampagnenvideo vorgestellt werden, ist die 24-jährige Daniela Wolf. Die Informatikerin der Technischen Universität (TU) Wien nimmt bereits an einem Online-Mentoringprogramm für Studienanfängerinnen teil. "Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass Mädchen noch mehr Anerkennung von Leistung brauchen", begründet Wolf ihr Engagement.

Imagekorrektur durch Kampagne

"Die Kampagne soll Frauen und Mädchen zeigen, dass man sich unter Wissenschaft nicht nur alte Männer in Laborkitteln vorstellen sollte", gab die für Wissenschaft zuständige EU-Kommissarin Maire Geoghegan-Quinn als Losung aus. Es solle gezeigt werden, dass Wissenschaft Spaß macht.

Derzeit machen Frauen in der EU zwar 45 Prozent aller PhDs bzw. Doktorate aus, stellen aber nur ein Drittel der Forscher. Vor allem im Ingenieurs- und Produktionswesen sind Doktorandinnen noch immer in der Minderheit.

Frauen durchwegs unterrepräsentiert

In Österreich sind Frauen in den MINT-Studien ebenfalls unterrepräsentiert: Mit Ausnahme der Biowissenschaften machen Frauen in keinem Feld über 40 Prozent aus, in Informatik, Ingenieurwesen und den technischen Berufen sind es sogar unter 20 Prozent. An den Schulen sieht es noch düsterer aus: Der Anteil von Mädchen an technisch gewerblichen Schulen liegt laut Daten des Unterrichtsministeriums bei nur 15,3 Prozent (Schuljahr 2010/11), 2003/04 war er allerdings noch geringer (12,5 Prozent).

In Österreich laufen bereits seit gut zehn Jahren Aktionen wie den "Girls Day", die "Kinderunis" oder "Sparkling Science", mit denen Mädchen für frauenuntypische Berufe interessiert werden sollen. Nachwuchsforscherinnen sollen durch spezielle Programme des Forschungsfonds FWF gefördert werden. "Ich begrüße sehr, dass neben den Anstrengungen auf nationaler Ebene auch die Europäische Kommission sich verstärkt dieses Themas annimmt", betonte Österreichs Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (V) am 21. Juni in einer Aussendung.

Link: http://science-girl-thing.eu/

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