Starke Frauen im Blickpunkt des Crossing Europe Festival

26. April 2012 - 12:55

Im europäischen Spielfilmwettbewerb des Linzer Festivals Crossing Europe dominieren starke Frauenfiguren. Mehr als die Hälfte der neun Beiträge haben ihr erstes Screening bereits hinter sich. Es sind alles Erstlings- oder Zweitwerke der Regisseurinnen und Regisseure, die sich einer internationalen Jury stellen und am Samstagabend auf die Preise des Festivals hoffen dürfen. Fünf Awards, die mit insgesamt 22.000 Euro dotiert sind, und erstmals Auszeichnungen für Dokumentarfilme werden vergeben.

 

Alice Rohrwacher begleitet in ihrem impressionistischen Debütfilm "Corpo Celeste" Marta bei ihrer Vorbereitung auf die Firmung. "Was heißen diese Worte?", fragt die 13-Jährige in der Kirche dabei nach. "Es sind Worte Gottes", bekommt sie lapidar zu hören. Die Kirche ist in der kalabrischen Kleinstadt allgegenwärtig. Marta hingegen fühlt sich hier fremd, sie ist vor kurzem aus der Schweiz nach Süditalien zurückgekehrt. Zu den Umgewöhnungsschwierigkeiten kommt das pubertäre Aufbegehren gegen gesellschaftliche Zwänge. Die italienische Filmemacherin verzaubert mit ihrer herzerwärmenden Geschichte, die zugleich voller Humor steckt.

Ebenso stark ist Emma in "Apflickorna/She Monkeys". In dem Erstlingswerk der schwedischen Regisseurin Lisa Aschan kommt der attraktive Teenager als neues Mitglied in eine Voltigiergruppe, der auch Cassandra angehört. Beide sind sofort aneinander interessiert. Bald entwickelt sich zwischen den beiden eine Freundschaft, die sich aber immer mehr als eigenwillig herausstellt. Zusätzlich wird sie zunehmend durch Missverständnisse, Streit und Konkurrenz bedroht. Emma (Mathilda Paradeiser) ist unterkühlt und kann mit den zu großen Emotionen Cassandras nichts anfangen. Aschan erzählt nicht linear und besonders wortkarg. Es ist aber vor allem Emmas Mimik, die tief in sie hineinblicken lässt.

Im Film "Ave" des bulgarischen Regisseurs Konstantin Bojanov dominieren dunkle Farben, richtig hell wird es hier nie. Das Mädchen Ave liebt es, sich mit fantasievollen Lügen durchs Leben, aber auch einen Roadtrip zu schlagen. Der ruhige Kamen reist mit ihr durch Bulgarien. Anfangs ist er genervt von ihren Varianten der Wahrheit, einmal schlüpft sie in die Rolle der trauernden Freundin, um bei einer Familie unterzukommen, dann gibt sie Kamen als ihren Bruder, aber auch wieder als ihren Freund aus. Hinter ihren Lügen steckt jedoch eine tiefe Traurigkeit, hinter dem Roadtrip eine Flucht vor ihren Problemen. Nach und nach kommen sich die beiden näher, und Ave lernt sich ihrer Vergangenheit und ihren Fehlern zu stellen. Der Film wird von dem großartigen Schauspiel der jugendlichen Hauptdarsteller getragen und ist von leisem Humor geprägt. Eine melancholische Charakterstudie, die berührt.

Den Kampf ums Überleben und mit Problemen kennt auch die Hauptfigur in Cyril Menneguns Film "Louise Wimmer". Der französische Film ist ebenfalls überwiegend in dunklen Farben gehalten, als Synonym für Wimmers Gefühle. Die 50-Jährige ist nach der schmerzhaften Trennung von ihrem Mann halt- und orientierungslos. Sie verschließt sich gegenüber ihrer Außenwelt und versucht verbissen alleine auf die Beine zu kommen. Mit Gelegenheitsjobs bringt sie sich über die Runden, die Nächte verbringt sie in ihrem alten Auto. Der Franzose Cyril Mennegun nimmt seine Hauptfigur als Beispiel für jene Menschen in seinem Heimatland, deren Gehalt aus prekärer Beschäftigung nicht ausreicht, um die Miete einer Wohnung zu bezahlen. Eine bedrückende Sozialstudie und eine interessante Hauptfigur, die zum Nachdenken über die aktuellen Verhältnisse in Frankreich anregt. (APA/red, Bild: CROSSING EUROPE Trailer 2012: "Sub" / Konzept & Animation: Remo Rauscher & Rafael Mayrhofer, Sound design: Irad Lee)

>> Crossing Europe Festival 

>> FH OÖ-Studenten gestalten Crossing-Europe-Trailer

tutor18

Studium.at Logo

© 2010-2021  Hörsaal Advertainment GmbH

Kontakt - Werbung & Mediadaten - Datenschutz - Impressum

Studium.at versichert, sämtliche Inhalte nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und aufbereitet zu haben.
Für etwaige Fehlinformationen übernimmt Studium.at jedenfalls keine Haftung.