Beinahe jeder fünfte junge Migrant ohne Ausbildung, Anstellung oder Training

28. März 2012 - 17:02

Insgesamt 75.000 Jugendliche in Österreich betroffen - Für Integrationsstaatssekretär Kurz "ein Integrationsthema"

Etwa 75.000 Jugendliche in Österreich besuchen keine Schule, gehen keiner Arbeit nach und befinden sich nicht in beruflicher Fortbildung. Besonders stark betroffen sind junge Menschen mit Migrationshintergrund, wie eine Erhebung des Instituts für Soziologie der Universität Linz in Zusammenarbeit mit der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich zeigt. Demnach fällt beinahe jeder fünfte junge Migrant in die Gruppe der sogenannten "NEET-Jugendlichen" ("Not in Education, Employment and Training").

Ausgehend vom Mikrozensus der Statistik Austria, bei dem rund 22.500 Haushalte bzw. bis zu 47.000 Personen befragt wurden, haben Uni und AK Zahlen erhoben und Risikogruppen ermittelt. Die Gruppe der NEET-Jugendlichen könne zwischen 16 und 24 Jahren festgemacht werden und sei vor allem "armen und bildungsfernen Familien" zuzuordnen, wie es in einer Aussendung heißt. Etwa sieben bis acht Prozent der Jugendlichen in Österreich befinden sich laut Studie weder in Ausbildung noch in Training oder am Arbeitsmarkt und müssen sich in der Folge "mit schlecht bezahlten Gelegenheitsjobs" durchschlagen oder von Eltern und Sozialleistungen leben, so der Soziologe Johann Bacher, der als Gegenmaßnahme u.a. den Ausbau von Ganztagsschulen fordert.

Frauen sind dabei besonders stark betroffen: Durchschnittlich knapp neun Prozent der jungen Frauen sind der NEET-Gruppe zugehörig. Unter den 16- bis 24-jährigen Männern sind es 7,5 Prozent. Ein möglicher Grund liegt laut Studie darin, "dass männliche Jugendliche leichteren Zugang zu Lehrstellen finden bzw. auch öfters Hilfstätigkeiten in jungen Jahren annehmen und somit aus diesem Indikator herausfallen".

Besonders hoch ist das Risiko, zumindest vorübergehend aus dem Bildungssystem ausgeschlossen zu werden, bei Migranten. Hier ist der Anteil an jungen Menschen, die weder in (Aus)-Bildung, Beschäftigung noch Training sind, bei Jugendlichen der ersten Generation (18,8 Prozent) um etwa sechs Prozentpunkte höher als bei in Österreich geborenen Jugendlichen der zweiten Generation (11,7 Prozent). Ein signifikant höheres Risiko trifft Migrantinnen: Beinahe 24 Prozent der jungen Frauen der ersten Generation sind betroffen (Männer: 13,5 Prozent).

Aus Sicht von Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (V) ist das Ergebnis der Studie "ein Integrationsthema". Die Zahl der NEET-Jugendlichen hänge direkt mit Schulpflichtverletzungen und infolgedessen frühzeitigem Schulabbruch zusammen. So sei die Schulabbrecherquote bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund viermal so hoch (16 Prozent) wie bei jenen ohne Migrationshintergrund (vier Prozent). In diesem Zusammenhang erneuert Kurz gegenüber der APA seine Forderung nach einer höheren Strafe bei Schulpflichtverletzungen (1.500 statt 220 Euro) sowie möglichen Sanktionen bei Schulabbruch.

(APA/red, Bild APA)

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