150 Jahre Schulärzte: Ministerinnen wollen Rolle weiterentwickeln

14. November 2019 - 13:23

In Österreich gibt es seit 150 Jahren Schulärzte. Geht es nach Bildungsministerin Iris Rauskala und Gesundheitsministerin Brigitte Zarfl, soll das auch in Zukunft so bleiben, wie sie vor der Enquete "150 Jahre Schularztwesen in Österreich" kürzlich in Wien betont haben. "Das System ist gut", so Zarfl zur APA. Der Beruf Schularzt müsse sich aber entsprechend den Bedürfnissen weiterentwickeln.

Versorgung ist derzeit völlig unterschiedlich geregelt
Versorgung ist derzeit völlig unterschiedlich geregelt

Gesundheit sei eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Schüler dem Unterricht folgen können, so Rauskala. Die Schulärzte erfüllten hier eine wesentliche Rolle als "Gatekeeper", indem sie Schüler, bei denen sie etwa bei der jährlichen Untersuchung gesundheitliche oder auch psychische Probleme entdecken, an andere Experten weiterverweisen können. Zusätzlich beraten sie u.a. Direktoren und Lehrer in Gesundheitsfragen - von Bewegungsmangel bis übermäßige Handynutzung - und stehen auch für vertrauliche Gespräche bereit, was vor allem für ältere Schüler bei Themen wie Sexualität oder Suchtmittel wichtig sei.

Über die Schulärzte werden auch Kinder und Jugendliche erreicht, deren Eltern sonst nicht mit ihnen zum Arzt gehen würden, unterstreicht Zarfl. Mit der Schulärzteverordnung soll auch für das Impfen für alle Schulärzte eine eindeutige Rechtsgrundlage geschaffen werden. Zarfl sieht hier einen wichtigen Anker, um die derzeit nicht zufriedenstellende Durchimpfungsrate zu verbessern. Damit könnte man sich laut Rauskala auch das Sperren ganzer Schulen, wie zuletzt aufgrund von Masernepidemien, ersparen. Künftig sollen Schulärzte außerdem bei Projekten zur Gesundheitsprävention mitwirken und die Daten der jährlichen Schüleruntersuchung einheitlich digital dokumentieren, damit darauf aufbauend Gesundheitsmaßnahmen gesetzt werden können.

Gemeindebund fordert Abschaffung

Der Gemeindebund läuft gegen die Novelle Sturm und fordert statt einer Ausweitung der Aufgaben die Abschaffung der Schulärzte in der derzeitigen Form. Weil seiner Meinung nach den Kommunen damit zusätzliche Kosten aufgebürdet würden, hat er den sogenannten Konsultationsmechanismus ausgelöst. Mit Bundeskanzleramt und Finanzministerium soll der Streit nun geschlichtet werden. Zarfl will an der geplanten Novelle dennoch festhalten: "Ich führe die Gespräche mit großem Optimismus."

Gleichzeitig betont sie, dass es sich nur um eine Übergangslösung handelt, bis eine neue Regierung eventuell weiterreichendere Änderungen umsetzt. Im vergangenen Jahr sei bereits ein umfassender Diskussionsprozess gestartet worden, wie die Rolle der Schulärzte angepasst werden soll. Der Vorschlag des Gemeindebunds, Schulärzte abzuschaffen und stattdessen den Mutter-Kind-Pass bis 18 Jahre zu verlängern und bei Nichteinhaltung der Untersuchungen mit Sanktionen zu versehen, sei "nur eine von mehreren Ideen".

Für Rauskala ist es jedenfalls wichtig, sich darüber Gedanken zu machen, wie eine gute Gesundheitsversorgung an den Schulen heute aussehen soll, für welche Altersgruppe es welche Angebote brauche und wie die Schulärzte mit anderen Professionen ( etwa Schulpsychologie) zusammenarbeiten können. Die Frage, wie die Rolle des Schularztes an den Pflichtschulen (v.a. Volks- und Neue Mittelschulen) in der Praxis aussehen soll, müsse man mit Ländern und Gemeinden diskutieren, betonte Rauskala. Hier ist die Versorgung - von der Anwesenheit über die Ausstattung bis zur Bezahlung - derzeit "völlig unterschiedlich geregelt".

(APA/red, Foto: APA)

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