Die "wichtigen Grundsatzentscheidungen" zur neuen gemeinsamen Lehrer-Ausbildung, die Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S) und Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (V) für Herbst angekündigt haben, sind noch nicht gefallen. Schmied hat dennoch schon jetzt "ein großes Reformpaket für die Pädagogischen Hochschulen" präsentiert. "Die PH sind zu hundert Prozent in meiner Verantwortung und deswegen handle ich auch jetzt", so ihre Begründung am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Ziel sei die Weiterentwicklung der PH, damit diese künftig "mit den Unis auf Augenhöhe kooperieren" können.
Herzstück der Reform sind neue Studienangebote an den PH: Schmied kündigte schon für das Studienjahr 2011/12 neue Angebote an, etwa für die an den Neuen Mittelschulen wichtigen Bereiche Individualisierung und Kompetenzorientierung sowie für Mentoring und Schulmanagement. Es soll auch mehr - vor allem auch berufsbegleitende - Angebote für Quereinsteiger geben.
PH-Dienstrecht soll demnächst in Begutachtung gehen
Erst mit dem Koalitionspartner geklärt werden muss dabei ihr Plan, in einem zweiten Schritt auch an den PH öffentlich-rechtliche Masterstudien anbieten zu können. Derzeit gibt es dort Masterstudiengänge nur unter dem Titel Fortbildung, die Angebote sind kostenpflichtig. Schmied bezeichnete die derzeitige Regelung als "bonsaihaft", es sei "fast absurd", dass sie den Master dort, wo sie ihn brauche, nicht anbieten könne. Sie ortete darin auch eine Widerspruch zum Regierungsprogramm. Schmied hofft, dass die nötige Änderung des Gesetzes noch in dieser Legislaturperiode passieren wird, immerhin sei es "kein gewaltiger Sprung".
Schmied kündigte außerdem an, die Forschungskompetenz an den PH zu stärken, die derzeit als größtes Manko der praxisorientierten Ausbildungsstätte für Lehrer an Volks-, Haupt- Sonder- und Polytechnischen Schulen gilt. In den nächsten Tagen oder Wochen soll ein neues PH-Dienstrecht in Begutachtung gehen, das u.a. die Stellung von Forschung an den PH stärken soll. Im Herbst soll es verabschiedet werden. Am Geld sollte es jedenfalls nicht scheitern, die Finanzierung sei "im Budget dargestellt".
Außerdem sollen durch gezielte Doktoratsprogramme mehr Lehrende über ein facheinschlägiges Doktorat oder eine entsprechende Habilitation verfügen. Ab dem Studienjahr 2012/13 soll zudem im Rahmen gezielter Weiterbildungsangebote der Austausch mit internationalen Fachexperten gefördert werden.
Standardisierte Eignungsprüfungen
Ab 2012/13 soll es an allen PH standardisierte Eignungsprüfungen und Aufnahmeverfahren geben, auch die Studienpläne sollen künftig koordiniert weiterentwickelt werden. Geplant ist auch eine Überarbeitung der Lehrpläne der Bundesanstalten für Kindergartenpädagogik.
Die Koordinierung all dieser Maßnahmen soll ein neuer Entwicklungsrats (Vorsitzender: Ex-VP-Bundesrat Andreas Schnider, Stellvertreter: Roland Fischer) übernehmen, der "jederzeit auch in Richtung Unis erweiterbar" sei. Insgesamt werde es wohl zehn bis zwölf Jahren dauern, bis die PH tatsächlich auf dem Niveau der Unis angekommen sein werden, betonte Schnider bei der Pressekonferenz.
Schmied verwies darauf, dass aufgrund der zu erwartenden Pensionierungswelle und personalintensiver Regierungsprojekte wie Fördergruppen oder Teamteaching in der Neuen Mittelschule, wo in Deutsch, Mathematik und Englisch zwei Lehrer unterrichten, viel Personal benötigt werde. Angesichts der Zunahme an PH-Studenten zeigte sie sich jedoch vorsichtig optimistisch: Die Zahl der Studienanfänger für das Volks- und Hauptschullehramt hat sich zwischen 2008/09 und 2011/12 von rund 1.700 auf fast 3.800 mehr als verdoppelt.
(APA / red, Bild APA)