Schweizer Universitäten mit Noten-Guillotine gegen Ansturm deutscher Studenten

21. August 2011 - 15:32

Rektoren-Präsident: "Wir wollen nicht jeden"

Die Schweizer Hochschulen reagieren auf den Zustrom von deutschen Studenten. Für das im September beginnende Herbstsemester werden nur noch Studienanfänger zugelassen, die auch an einer anerkannten deutschen Hochschule zugelassen sind. Für alle anderen Bewerber aus dem nördlichen Nachbarland gilt eine "Noten-Guillotine". Das berichtet die aktuelle Schweizer Sonntagspresse.

Die verschärften Zulassungsbedingungen hat eine Arbeitsgruppe der Rektorenkonferenz der Schweizer Hochschulen (Crus) erarbeitet. Crus-Präsident Antonio Loprieno betonte, die Regelung stehe im Licht der Qualitätssicherung: "Wir sind offen für ausländische Studenten. Aber wir wollen nicht jeden, sondern die guten Leute."

"In Deutschland gibt es für viele Fächer einen Numerus Clausus", führte Thomas Tschümperlin vom Rektoratsdienst der Universität Zürich aus. "Mit den neuen Zulassungsbedingungen wollen wir verhindern, dass wir zur Ausweich-Universität für jene Studierenden werden, die in Deutschland die Voraussetzung für einen Studienplatz nicht erfüllen."

Doppelte Abiturjahrgänge und das Aussetzen der Wehrpflicht in Deutschland sorgen wie auch in Österreich für einen zunehmenden Druck auf die Schweizer Universitäten. Laut der Zeitung "Sonntag" erhöhten sich die Anmeldungen von Deutschen an der Uni Zürich im Vergleich zum Vorjahr bereits um 20 Prozent. Das sage aber noch nichts aus über die Zahl der Studierenden, die im Herbst tatsächlich beginnen werden. Den Grund nennt Tschümperlin: "Die Studienplätze werden in Deutschland erst jetzt vergeben."

Für die nördlichen Nachbarn sei es bisher deutlich einfacher gewesen, einen Studienplatz in der Schweiz zu ergattern als in der Heimat. Laut der deutschen Rektorenkonferenz gibt es dieses Jahr 140.000 zusätzliche Studieninteressenten. 50.000 Studienplätze in Deutschland würden indes noch fehlen.

In der Schweiz galt bisher nur für vereinzelte Fächer an einzelnen Unis, dass Deutsche bereits an einer eigenen Uni zugelassen sein müssen. Die neue Guillotine-Regelung hingegen gilt schweizweit für alle Studienrichtungen. Ausnahmen bilden lediglich die Universitäten St.Gallen (HSG) und Tessin (USI/ Universita della Svizzera italiana). Sie haben anderslautende Bestimmungen. Die HSG mit ihrem ausgezeichneten Ruf in Wirtschaftswissenschaften hat den Ausländeranteil auf 25 Prozent beschränkt. Die Nachfrage aus dem Ausland, vor allem aus Deutschland, ist deutlich höher als das Angebot.

Der "Sonntag" schreibt weiter, dass es neu A- und B-Universitäten in der Schweiz gibt. Zu den Elite-Hochschulen mit den strengsten Auflagen gehören Zürich und Bern. Sie verlangen von deutschen Bewerbern die Abitur-Note 2. Das entspricht einer 5 in der Schweizer Skala (1 bis zur Höchstnote 6). Die Universitäten Basel, Freiburg, Genf, Lausanne und Neuenburg schreiben eine deutsche 2.5 vor.

 In der Schweiz gibt es insgesamt 10 Universitäten und 2 Eidgenössische Technische Hochschulen. Im Gegensatz zu letzteren sind die Unis Angelegenheit der Kantone. Nach Angaben des Bundesamts für Statistik (BfS) waren im Wintersemester 2010/2011 rund 131.000 Studierende an den Universitäten eingeschrieben. Laut einer vom "Sonntag" publizierten Nationalitätenrangliste der Studierenden 2011 stammen etwas mehr als 10.000 aus Deutschland und immerhin noch 937 aus Österreich.(APA/red)

tutor18

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