Bewegte Erde: NHM visualisiert Dynamik des Planeten

19. Februar 2018 - 14:06

Als könnte sie nichts erschüttern dreht sich seit Jahren das zwei Meter große Modell Erde im Geologie-Saal des Naturhistorischen Museums Wien. Wie dynamisch der Planet tatsächlich ist, vermittelt nun die neue Simulation "Shaking Earth" direkt daneben. Täglich aktualisiert werden alle Beben ab einer Magnitude 3 dargestellt - eine beeindruckende Zahl aufpoppender kleinerer und größerer roter Punkte.

"Shaking Earth" im Naturhistorischen Museum stellt Beben dar
"Shaking Earth" im Naturhistorischen Museum stellt Beben dar

"Die Menschen haben eine sehr statische Vorstellung von der Welt", sagte Mathias Harzhauser, Leiter der Geologisch-Paläontologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums (NHM) zur APA. Zusätzlich zur benachbarten Plattentektonik-Maschine wolle man mit der neuen, vom Medienunternehmen 7reason realisierten Animation dem Publikum "die Dynamik des Planeten vermitteln".

Die Visualisierung zeigt die weltweite, regionale und lokale Erdbebentätigkeit auf verschiedenen Zeitskalen. Alle Beben der Magnitude 3 seit 1980 sind erfasst und werden täglich um 8.00 Uhr Früh aktualisiert. Die Größe der ein Erdbeben signalisierenden Punkte zeigt seine Stärke. Zudem gibt es Informationsseiten über die zehn stärksten Beben weltweit seit 1960 sowie die wichtigsten Beben in Österreich seit dem 12. Jahrhundert. Das Projekt wurde durch die Akademie der Wissenschaften (ÖAW) aus Mitteln der Dr. Emil Suess-Erbschaft gefördert und in Kooperation von NHM, Technischer Universität (TU) Wien und Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) realisiert.

40 bis 60 fühlbare Beben in Österreich pro Jahr

Rund 7.000 Mal bebt die Erde pro Jahr weltweit mit einer Magnitude 4 oder höher, sagte Wolfgang Lenhardt, Leiter des Österreichischen Erdbebendienstes an der ZAMG, zur APA. Er wird anlässlich der Eröffnung der neuen Simulation neben anderen Experten bei einem Symposium im NHM referieren. Hierzulande würden rund 2.000 Erschütterungen mit Epizentrum in Österreich registriert, etwa die Hälfte davon gehe auf Sprengungen bzw. Felsstürze zurück.

Fühlbar seien zwischen 40 und 60 Beben pro Jahr in Österreich, so Lenhardt. Der Experte kennt auch den Hauptgrund für Erdbeben in Österreich: "Kleine Teile in der Erdkruste bauen Druck ab, der von der Bewegung der Afrikanischen Platte gegen die Böhmische Masse aufgebaut wird."

1895: Geburt der modernen Erdbebenforschung

Zu den stärksten in Österreich dokumentierten Erdbeben zählt jenes von Ried am Riederberg vom 15. September 1590. Dabei wurde der Stephansdom beschädigt, der Turm der Michaelerkirche stürzte ein und mehrere Tote waren zu beklagen. Das Beben von Laibach vom 14. April 1895 war Geburtsstunde der modernen Erdbebenforschung. Die k.k. Geologische Reichsanstalt beauftragte einen jungen Geologen mit der Untersuchung des Ereignisses. Er sollte einen detaillierten Fragenkatalog ausarbeiten, um die subjektiven Beobachtungen der Augenzeugen bewerten zu können. Diese objektive Datenerhebung mit Formularen war nach Angaben der Experten wegweisend und lässt sich heute mittels Internet oder App erledigen.

Wie die Erdbebenforschung von der Beteiligung der Bürger profitieren kann, zeigte der emeritierte Professor für Geophysik an der TU Wien, Ewald Brückl, mit "Sparkling Science"- und "Citizen Science"-Projekten. So hat er im Projekt "Schools & Quakes" mit HTL-Schülern Erdbebenstationen in Höhlen und Stollen installiert bzw. erneuert und mit "QuakeWatch Austria" eine App zur Meldung von Erdbebenbeobachtungen per Handy entwickelt.

Weiters wurden von TU Wien und HTL-Schülern einfache und billige Erdbebensensoren entwickelt, die zwar nicht so präzise messen, wie die professionellen Seismometer, dafür aber direkt dort platziert werden, wo Erdbebenmeldungen der Bevölkerung herkommen. 25 solcher Sensoren wurden im Herbst vergangenen Jahres in Gebäuden im südlichen Wiener Becken angebracht, "um subjektive Wahrnehmungen mit Messwerten zu verbinden", so Brückl.

Service: http://www.nhm-wien.ac.at/;
Video über die Simulation "Shaking Earth":http://go.apa.at/YZYaS6uX;
Citizen Science Projekt: http://www.macroseismicsensor.at/

(APA/red, Foto: APA)

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