Neue Software erkennt, welche Wege der Strom nimmt

14. Dezember 2017 - 10:10

Auf das städtische Niederspannungsnetz, also die "letzte Meile", ehe der Strom zum Energiekunden gelangt, kommen künftig große Herausforderungen zu. Wenn Gebäude und Elektroautos gleichzeitig Strom verbrauchen und auch einspeisen, hat das massiven Einfluss auf das Netz. Eine neu entwickelte Software nutzt Big Data und erkennt, welche Wege der Strom im Niederspannungsnetz nimmt.

Software kann Schalterstellungen erkennen, für die man bisher "blind" war
Software kann Schalterstellungen erkennen, für die man bisher "blind" war

Entwickelt wurde sie von den Forschern Andreas Lugmaier von Siemens und Friedrich Kupzog vom Austrian Institute of Technology (AIT), heißt es in einer Aussendung. In der Seestadt Aspern, wo intensiv an intelligenten Stromnetzen geforscht wird, erfassen mehr als 100 Monitoring-Geräte die aktuelle Netzsituation und liefern gemeinsam mit Sensoren in den Gebäuden, Wetterdaten und weiteren Informationsquellen in Summe rund 1,5 Millionen Messwerte pro Tag. Mit der neuen Software werde dieser Datenberg nun sinnvoll genutzt.

Dass die Software funktioniere, lasse sich im Smart Grid Labor der Siemens-Konzernforschung in Wien überprüfen. Dort werden zwei Miniatur-Verbrauchereinheiten - in der Realität wären das Gebäude - mit Strom versorgt. Anhand realer Messwerte wird getestet, wie gut sich die Schalterstellung der Stromversorgung mithilfe der Software bestimmen lässt. Dann ändern sich nämlich auch die Spannungswerte, was von den Sensoren registriert und von der Software erfolgreich ausgewertet wird.

Immer noch im Blindbetrieb

Das Niederspannungsnetz werde heute "praktisch noch immer blind" betrieben. Stromnetzbetreiber zählen bisher im Wesentlichen, wie viele neue Kunden hinzukommen und schließen so darauf, ob das Netz verstärkt werden muss. In den Straßen stehen Verteilerkästen mit manuell bedienbaren Schaltern, um die Energieflüsse zu lenken. Um den aktuellen Schaltzustand zu erkennen, gab es bisher nur eine Möglichkeit: Servicetechniker mussten Umschaltungen genau dokumentieren oder notfalls vor Ort nachsehen. Eine eigene Kommunikationsstruktur aufzubauen wäre oftmals viel zu aufwendig. Mit der neu entwickelten Software, für die der Elektrotechniker Lugmaier und der Informations- und Elektrotechniker Kupzog übrigens mit einem Siemens-Preis als "Erfinder des Jahres" ausgezeichnet wurden, lässt sich dieses Problem nun lösen.

1.300 Erfindungen und 920 Einzelpatente

Auch zwölf weitere Forscher dürfen sich über die Prämierung als "Erfinder des Jahres 2017", die Siemens seit 1995 jährlich vergibt, freuen. Die Wissenschafter sind insgesamt für rund 1.300 Erfindungen und 920 erteilte Einzelpatente verantwortlich. Neun der Erfinder kommen aus Deutschland, zwei aus Österreich, einer aus Dänemark sowie zwei weitere aus den USA. Ihre Erfindungen reichen von einer Lösung für künftige digitale Stromnetze über Technologien, die medizinische Untersuchungen wesentlich verbessern, bis hin zu Stromabnehmern, mit denen herkömmliche Lastwagen rein elektrisch fahren können.

Weltweit hält Siemens rund 63.000 erteilte Patente. Mitarbeiter von Siemens haben laut eigenen Angaben im Geschäftsjahr 2017 rund 7.450 Erfindungsmeldungen eingereicht.

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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