Vetmed-Studie bestätigt sparsamen Antibiotika-Einsatz bei Milchkühen

16. November 2017 - 11:55

Die Tierärzte in Österreich sind im europaweiten und internationalen Vergleich sparsam beim Einsatz von Antibiotika bei erkrankten Nutztieren, vor allem bei Kühen. Das zeigt eine Datenanalyse der Einsatzmengen bei Milchrindern durch das Institut für Öffentliches Veterinärwesen der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Verwendung von Antibiotika ist streng reglementiert
Verwendung von Antibiotika ist streng reglementiert

Ein übermäßiger Einsatz von Antibiotika fördert die Widerstandsfähigkeit von Bakterien gegen die Arzneien. Entwickeln die Erreger Resistenzen, also Unempfindlichkeiten gegen Antibiotika, können die von ihnen verursachten Erkrankungen nur noch schwer oder gar nicht mehr bekämpft werden. "Da Nutztiere wie Schweine, Geflügel oder Kühe Nahrungsmittel für den Menschen produzieren, ist die Anwendung von Antibiotika ein Thema mit hoher Relevanz für den gesundheitlichen Verbraucherschutz", betonte die Vetmeduni in einer Aussendung.

Eine Analyse der Verwendungsdaten von 232 Milchviehbetrieben unter Federführung von Experten des Institutes für Öffentliches Veterinärwesen hat gezeigt, dass der Einsatz von antimikrobiellen Wirkstoffen bei österreichischen Kühen im internationalen Vergleich niedrig ist. Kritische Wirkstoffe, die auch für die Therapie in der Humanmedizin eine besonders wichtige Rolle spielen, machen demnach jedoch noch immer einen relativ großen Teil der verabreichten Antibiotika aus.

17 Tierarztpraxen und 232 Rinderbetriebe

An der Studie nahmen 17 Tierarztpraxen und 232 Rinderbetriebe mit Antibiotikaanwendung bei Milchkühen während der Laktation teil. Für die Studie wurden anhand der elektronisch erfassten Gesamtmengen verabreichter Antibiotika bei Milchrindern für einen Zeitraum von einem Jahr die Anzahl der Tagesdosen berechnet. Für die Behandlung von akuten Euterentzündungen lagen die Betriebe mit 1,21 standardisierten Tagesdosen pro Kuh und Jahr laut Vetmeduni im Schnitt weit unter den Vergleichswerten der USA (2,02) oder Belgiens (2,30). Ähnlich günstig war auch der Wert für alle Eutererkrankungen: Mit einem Mittelwert von 1,33 standardisierten Tagesdosen pro Kuh und Jahr wurden Milchkühe auch insgesamt weniger häufiger mit Antibiotika behandelt als etwa in Irland (1,44 Tagesdosen).

"Besonders interessant war für uns, welche Wirkstoffe für die Behandlung von Eutererkrankungen verwendet wurden", erklärte Erstautorin Clair Firth. "Einige Tierarztpraxen verwenden kaum kritische antimikrobielle Wirkstoffe, andere bei mehr als 75 Prozent der Tagesdosen." Nun soll durch Beratung und gezielte Aufklärung in Form von Workshops und Zusammenarbeit mit Forschern, Behörden, Tierärzten und Landwirten eine weitere Reduktion des Antibiotikaeinsatzes erreicht werden. Der Schwerpunkt soll auf den für die Therapie bei Menschen besonders wichtigen Wirkstoffgruppen liegen.

Ein Drittel des EU-weiten Durchschnittsverbrauchs

Europaweit werden zur Beurteilung des Antibiotikaeinsatzes - anders als bei dieser Studie - häufig Verkaufsmengen des Pharmahandels herangezogen, wie die Vetmeduni erläuterte. Mit diesen Daten könne man jedoch keine Aussage treffen, bei welchen Tierarten diese Antibiotika eingesetzt wurden. Um den Antibiotikaeinsatz zwischen Ländern trotz unterschiedlicher Tierhaltungen vergleichen zu können, wird auf europäischer Ebene die Menge antibiotischer Wirkstoffe in Milligramm pro Kilogramm der produzierten Tier-Biomasse aller Nutztierarten, der sogenannten population correction unit (PCU), angegeben. Der für Österreich für das Jahr 2015 errechnete Wert macht mit 56,3 Milligramm pro Kilo PCU nur ein Drittel des EU-weiten Durchschnittverbrauchs von 151,5 Milligramm aus.

Die Verwendung von Antibiotika ist streng reglementiert. Jeder Einsatz muss auf der Grundlage der Diagnose eines Tierarztes erfolgen. Bei der Behandlung von Nutztieren muss für jedes Antibiotikum die festgelegte Wartezeit eingehalten werden, das heißt, in dieser Zeit dürfen keine Lebensmittel gewonnen werden. Mit dieser Maßnahme wird die Sicherheit für den Verbraucher gewährleistet. Die Rückstandsfreiheit von Milch ist auch für Molkereien wichtig, denn Antibiotikarückstände würden die Weiterverarbeitung der Milch, etwa zu Käse, stören.

Service: Der Artikel "Antimicrobial consumption on Austrian dairy farms: An observational study of udder disease treatments based on veterinary medication records" von Clair L. Firth, Annemarie Käsbohrer, Corina Schleicher, Klemens Fuchs, Christa Egger-Danner, Martin Mayerhofer, Hermann Schobesberger, Josef Köfer und Walter Obritzhauser wurde in der Fachzeitschrift PeerJ veröffentlicht.

(APA/red, Foto: APA/Vetmeduni Vienna/W. Obritzhauser)

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