Behördendeutsch kontra Klarsprache bei Konferenz in Graz

31. August 2017 - 13:10

Gesetzestexte, Amtsschreiben, Asylbescheide - offizielle Schriftstücke sind für den Empfänger selten leicht verständlich. Mit dieser Thematik sowie mit Verbesserungsmöglichkeiten befasst sich eine Tagung von 21. bis 23. September im Grazer Resowi-Zentrum. Veranstaltet wird sie von der Plain Language Association International (PLAIN) und Klarsprache.at - Gesellschaft für lesbare Texte.

Will einfachere Formulierungen für amtliche Schreiben forcieren
Will einfachere Formulierungen für amtliche Schreiben forcieren

Viele Schriftstücke von offiziellen Stellen, aber auch etwa von Versicherungen sind laut Rudolf Muhr, Obmann der Gesellschaft "Klarsprache", für ihre Empfänger alles andere als leicht verständlich. "Das reicht von der Gestaltung bis zum Inhalt - wenn etwa ein großer Teil der ersten Seite schon z. B. vom Logo der Organisation eingenommen wird. Zumeist sind die Schreiben in 'Behördendeutsch' oder einer anderen hermetischen Sprache abgefasst, meist von Juristen", sagte Muhr, der auch Initiator des österreichischen "Wortes bzw. Unwortes des Jahres" ist.

In USA müssen Schriftstücke verständlich sein

Eine Vorreiterrolle in leichter verständlicher Sprache hätten die skandinavischen und die angelsächsischen Länder eingenommen, sagte Muhr im APA-Gespräch. In den USA habe dies schon in den 1940er-Jahren mit leichter lesbarer Formulierung in Zeitungen begonnen. Und 1984 habe ein Pensionist den Staat New York wegen eines unverständlichen Bescheides geklagt. Ein Gericht habe dann entschieden, dass Schriftstücke so abzufassen seien, dass sie klar verständlich sind. Einer der ersten Schritte von Präsident Barack Obama im Jahr 2009 sei es gewesen, den "Plain Language Act" (Klare Sprache-Gesetz) zu unterschreiben. Dieser verpflichtet zwar zum leicht verständlichen Schreiben von offiziellen Schriftstücken, aber es gibt beim Zuwiderhandeln keine Sanktionen.

Bei der Konferenz geht es auch um Erfahrungsaustausch und Beispiele, wie die Verwendung einer klaren Sprache Abläufe erleichtert und Kosten spart. Erwartet werden rund 200 Teilnehmer, dazu kommen 70 Keynote-Speaker und bis zu 70 Mitwirkende aus über 20 Ländern aus fünf Kontinenten.

Die Konferenz wird auf Englisch und Deutsch abgehalten, dazu es gibt Übersetzungsmöglichkeiten, sagte der Obmann der Gesellschaft "Klarsprache". Thema der Konferenz ist die "Verbesserung von Kundenbeziehungen durch Klarsprache". Zielgruppen sind Unternehmer, Kommunikationsspezialisten oder leitende Beamte, die in verschiedenen Bereichen wie Finanzen, Recht oder in kommunalen Dienstleistungen arbeiten.

Service: 11. Internationale Konferenz der Plain Language Association International (PLAIN) und Klarsprache.at - Gesellschaft für lesbare Texte vom 11. bis 23. September im Resowi-Zentrum der Uni Graz, Info unter http://cats.host/plain2017/cms/index.php/de/ abrufbar.

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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