Forum Alpbach: Fachhochschulen sollen mehr Studien anbieten dürfen

23. August 2017 - 16:10

Fachhochschulen (FH) sollen künftig mehr Studien anbieten dürfen. Unter anderem sollen sie die Möglichkeit bekommen, auch Kombinationsstudien wie etwa Wirtschaft und Recht oder - in Kooperation mit Universitäten - Agrarwissenschaften und Übersetzen/Dolmetschen zu offerieren. Langfristig soll so der Anteil der FH-Studenten an allen Hochschulstudenten von derzeit 13 Prozent auf 60 Prozent steigen.

Studierende an Fachhochschulen
Studierende an Fachhochschulen

Das ist eines der von Wissenschaftsminister Harald Mahrer (ÖVP) am Rande der Hochschulgespräche beim Forum Alpbach präsentierten Ergebnisse des Strategieprozesses "Zukunft Hochschule". Das Ministerium wollte mit diesem im Vorjahr gestarteten Vorhaben den Hochschulraum in fünf Themenfeldern ab dem Jahr 2019 neu aufstellen.

Schließlich sei es bei dem großen Angebot der Hochschulen - alleine die 22 öffentlichen Unis und die 21 FH bieten rund 1.400 Studien bzw. Studiengänge an - zu "Überschneidungen und Abstimmungsdefiziten" gekommen, wie Mahrer in der Zusammenfassung der Ergebnisse schreibt. "Wir brauchen eine bessere Kooperation und Abstimmung zwischen den Playern", sagte der Minister vor Journalisten.

Die Ergebnisse seien von den Uni- und FH-Vertretern "sehr konsensual" ausgearbeitet worden. Für die Rektorin der Technischen Universität (TU) Wien, Sabine Seidler, war diese Arbeit "dringend notwendig, um zu einer Versachlichung der Argumentation" zwischen den beiden Sektoren zu kommen. Auch für den Präsidenten der FH-Konferenz, Helmut Holzinger, gibt es "im 21. Jahrhundert keinen Platz für Statusrivalitäten zwischen Unis und FH".

Abgleich des Studienangebots

Der wohl prominenteste Punkt der Vorhabens war dabei der "Abgleich des Studienangebots zwischen den Hochschulen und Weiterentwicklung des Fachhochschulsektors". Hier ist man übereingekommen, den FH-Sektor in den nächsten Jahren "deutlich weiter auszubauen". Demnach sollen FH künftig Studien aus dem Bereich Angewandte Informatik und Industrie 4.0, Angewandte Wirtschaftswissenschaften, Angewandte Medien- und Kommunikationswissenschaften, Angewandte Gesundheits- und Sozialwissenschaften sowie eben Kombistudien wie Wirtschaft und Recht bzw. (in Kooperation mit einer Uni) Agrarwissenschaften und Übersetzen/Dolmetsch anbieten können. Das klassische Jus-Studium bleibt dagegen an den Unis.

Auf einen konkreten Zeitplan zum Ausbau des Anteils der FH-Studenten von derzeit 13 Prozent auf "mittelfristig" 30 Prozent und "langfristig" 60 Prozent, wie es in der Broschüre heißt, wollte sich Mahrer nicht einlassen. "Das hängt von der budgetären Ausstattung ab". Ihm könne es aber "nicht schnell genug gehen", so der Minister.

Sowohl Seidler als auch Holzinger fordern, dass den Empfehlungen "auch die finanzielle Basis" folgt. "Wenn die notwendigen finanziellen Mittel im neuen FH-Entwicklungs- und Finanzierungsplan (der aktuell gültige läuft bis 2018, Anm.) zur Verfügung gestellt werden, kann die Saat aufgehen", sagte Holzinger. Genau so sieht das die TU-Rektorin für die Leistungsvereinbarungen mit den Unis. Ähnlich der Rektor der Uni Wien, Heinz Engl, im Hinblick auf eine Kooperation mit der FH Campus bei Übersetzen und Dolmetschen gegenüber der APA: Man sei "in guten Abstimmungsgesprächen": "Für eine erfolgreiche Umsetzung ist die Realisierung der kapazitätsorientierten Universitätsfinanzierung wichtig."

Durchlässigkeit soll verbessert werden

Verbessert werden soll weites die Durchlässigkeit: Im Jus-Studium sollen etwa die Prüfungsfächer des österreichischen Rechts bei einem Standortwechsel von den einzelnen Fakultäten einfacher anerkannt werden, die Studieneingangs- und Orientierungsphase wird bei positiver Absolvierung von allen wechselseitig anerkannt. In Informatik- und Wirtschaftsstudien sollen die Übertritte vom Bachelor- zum Masterstudium vereinfacht werden.

Änderungen solle es auch bei den Geistes- und Kulturwissenschaften (GSK) geben: Derzeit sind 22 Prozent aller angebotenen Studien an den Unis aus dem GSK-Bereich, allerdings nur elf Prozent aller Absolventen. Künftig sollen daher breitere, methodisch orientierte Bachelor-Studien aufgesetzt werden, die fachdisziplinäre Spezialisierung soll erst im Masterstudium erfolgen.

Im Informatik -und Wirtschaftsbereich setzt man auf eine Verbesserung der Betreuungsrelationen an den Unis durch den Ausbau der FH-Studienplätze in diesem Bereich. In den Rechtswissenschaften soll es - wie schon im derzeit in Begutachtung befindlichen Gesetzesentwurf zur Studienplatzfinanzierung vorgesehen - neue Zugangsbeschränkungen geben.

(APA/red, Foto: APA/APA (Hirsch))

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