"Erstes große Steinzeittreffen seit der Steinzeit"

27. Juli 2017 - 10:25

Rund 60 Experimental-Archäologen, Archäotechniker und Museums-Pädagogen, die sich der Steinzeit-Forschung verschrieben haben, sind laut Rüdiger Kelm aktuell in dem Steinzeitpark in Albersdorf (Schleswig-Holstein) zu Gast. Es sei das "erste große Steinzeittreffen seit der Steinzeit", sagt der Geschäftsführer des Steinzeitparks Dithmarschen.

Live-Experiment in Deutschland
Live-Experiment in Deutschland

Eine Woche lang wollen sich die Teilnehmer aus ganz Europa in wissenschaftlichen sowie handwerklichen Fragen austauschen und etwa auch unter Bedingungen der Alt-, Mittel- und Jungsteinzeit leben. Um die "Zeitreise" von Wissenschaftern und Besuchern möglichst authentisch zu gestalten, versucht der Steinzeitpark eine Landschaft wie vor 5.000 bis 6.000 Jahren herzustellen.

"Sowohl im Waldbereich wie auch im offenen Land", erläutert Kelm. Auf dem Gelände findet man eine originalgetreu nachgebaute steinzeitliche Bauernsiedlung mit Häusern, aber auch Hütten und Jurten der mittelsteinzeitlichen Jäger und Sammler.

Ziel ist fachlicher Austausch der Experten

"Bei dem Treffen geht es nicht primär darum, den Gästen des Steinzeitparks zu demonstrieren, wie die Menschen vor Tausenden Jahren gelebt haben, sondern um den Austausch der Experten", sagt Organisator Werner Pfeifer. Diese seien keine "normalen" Wissenschafter im herkömmlichen Sinne, die im Anzug in einem Museum oder mit Kittel im Labor arbeiten. Ihre Arbeitskleidung sei tatsächlich zum Teil lediglich ein Fellüberwurf, erklärt Pfeifer. Der Grund: Für ihre experimentellen Versuche gehen sie oft für mehrere Monate in die Wildnis, um zu sehen, wie man dort leben kann - "nicht überleben, sondern gut leben".

Tatsächlich lebten die Steinzeit-Jäger gesünder und länger als die ersten Bauern und Viehzüchter. "Noch bis vor 200 Jahren wurden die Bauern bei uns im Norden nur 30 bis 40 Jahre alt", sagt Pfeifer. Aus Gräbern wisse man, dass die Jäger und Sammler der Steinzeit fast doppelt so alt wurden: "60 bis 70 Jahre. Die hatten zwar auch Krankheiten, aber weniger als die Bauern. Sie lebten gesünder und wurden älter."

Steinzeit-Männer "ruhten meist am Feuer"

"Bei Naturvölkern können wir sehen, dass die Jagd die Domäne der Männer ist", erklärt Archäo-Botaniker Jake Newport. Der britische Wissenschafter kennt sich mit den Pflanzen der Steinzeit aus. Die Steinzeit-Männer hatten vermutlich keinen besonders anstrengenden Job: "Denn kein Mann geht täglich auf die Jagd." Während die Frauen sich laut Newport um das tägliche Überleben kümmern mussten - Kinder groß ziehen, Nüsse, Pilze, und andere Pflanzen sammeln, Feuer machen, oder Körbe flechten - habe der Mann meist nur am Feuer geruht.

Wollen Experimental-Forscher bei so viel Begeisterung für immer in der Steinzeit leben? "Nein", meint Newport. "Wenn du 100 Prozent in der Steinzeit lebst, kann schon ein kleines Problem mit den Zähnen zum größten Problem der Welt werden, schon eine kleine Schnittverletzung kann den Tod bedeuten." Sein Traum beschränke sich darauf, in zehn oder 20 Jahren eine Hütte in der Wildnis zu besitzen, um dort ein, zwei Monate im Jahr zu leben: "Ohne Handy, ohne Stress."

Von Wolfgang Runge/dpa

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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