Grund für Chemo-Resistenz bei kleinzelligem Lungenkarzinom erforscht

18. Juli 2017 - 13:40

Beim kleinzelligen Lungenkarzinom kommt es nach erfolgreicher chemotherapeutischer Behandlung häufig zu einem Rückfall mit Tumorrezidiven, die resistent gegen weitere Chemotherapien sind. Forscher der MedUni Wien unter der Leitung von Gerhard Hamilton haben nun die Ursache dafür herausgefunden: Zirkulierende Tumorzellen schließen sich zusammen und werden zu chemoresistenten Zellverbänden.

Tumorzellen vermindern Zutritt von Wirkstoffen
Tumorzellen vermindern Zutritt von Wirkstoffen

Etwa ein Jahr nach der Behandlung mit einer zytotoxischen Chemotherapie und Bestrahlung kommt es beim fortgeschrittenen kleinzelligen Lungenkarzinom (Small Cell Lung Cancer - SCLC), das vor allem sehr starke Raucher betrifft, zu Tumorrezidiven, die Resistenz gegen weitere Chemotherapien zeigen. Die Überlebensdauer der Betroffenen beträgt dann zumeist nur noch wenige Monate. Bisher war unbekannt, was dafür verantwortlich ist.

Schutz in der "Wagenburg"

"Die zirkulierenden Tumorzellen schließen sich zum Schutz vor der Chemotherapie wie in einer Wagenburg zusammen und vermindern den Zutritt von Wirkstoffen", beschrieb Hamilton die Vorgänge in einer Aussendung. Diese "Aggregate" können Hunderttausende Zellen umfassen, bis zu zwei Millimeter Durchmesser haben und sind bis zu achtfach resistent gegen Chemotherapeutika. Einerseits, weil sich im Inneren des Aggregats eine Hypoxie (Sauerstoffmangel) bildet und andererseits, weil diese Tumorzellen das Wachstum reduzieren und dadurch weniger sensitiv sind.

Ermöglicht wurden diese Erkenntnisse durch das weltweit erstmalige und permanente Kultivieren von zirkulierenden Tumorzellen von Patienten mit fortgeschrittenem kleinzelligen Lungenkarzinom in Wien. Der Forschungsgruppe um Hamilton und Robert Zeillinger (Molecular Oncology Group, Universitätsklinik für Frauenheilkunde der MedUni Wien) und Maximilian Hochmair (Otto-Wagner Spital) gelang es dabei, sieben Zell-Linien aus Blutproben zu entwickeln und im Labor zu analysieren. Die Ergebnisse wurden nun im Journal "Scientific Reports" der Nature-Publishing Group veröffentlicht.

Weitere Studien sollen folgen

"Damit ist es erstmals nach 30 Jahren Unklarheit in diesem Bereich gelungen, die Ursachen der Chemo-Resistenz zu entschlüsseln", sagte Hamilton. Die Wissenschafter wollen nun in weiteren Studien herausfinden, wie man diese Zellverbände entweder verhindern oder zerstören kann. Ein vielversprechender Ansatz sei es, die Zell-Zusammenschlüsse mit Hilfe von Enzymen oder Inhibitoren aufzubrechen.

15 Prozent der Menschen mit Lungentumoren leiden unter dem kleinzelligen Lungenkarzinom. Zum Zeitpunkt der Diagnose hat SCLC meistens bereits Metastasen gebildet und könne nicht mehr operiert werden, die Prognose der Betroffenen sei dementsprechend schlecht, erläuterte Hamilton. Noch ungünstiger werden die Aussichten, wenn sich die Resistenz gegen die Chemotherapie entwickelt. "Die Betroffenen überleben dann meistens nur noch wenige Monate", so der Forscher.

Service: Studie "Small cell lung cancer: model of circulating tumor cell tumospheres in chemoresistance": http://go.apa.at/ajZBVlws

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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