Wie bei Babys das Erkennen von Interesse erwacht

26. Juni 2017 - 14:25

Ab dem Alter von einem Jahr können Babys erkennen, wenn ein Objekt das Interesse eines Erwachsenen erregt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Doktorarbeit an der Universität Neuenburg in der Schweiz. Diese Entdeckung sei ein wichtiger Fortschritt in der Erforschung der Sozialisationsprozesse in der Entwicklung, teilte die Hochschule mit.

Verhaltensänderungen mit zunehmendem Lebensalter
Verhaltensänderungen mit zunehmendem Lebensalter

Fabrice Clement erforscht seit Jahren, wie soziale Informationen Kinder erreichen. Und zwar nicht nur durch expliziten und direkten Dialog. "Derzeit ist die Sozialisation oft eine Black Box", sagte der Forscher. Um diesen Prozess genauer zu untersuchen, entwickelte er das Konzept Babylab, in dem sein Team Kleinkinder bei der Interaktion mit verschiedenen Objekten beobachtet.

In einem der Experimente tritt ein Erwachsener in den Raum, in dem sich auch das Baby befindet. Dieses wird Zeuge einer Szene, ohne darin direkt involviert zu sein: Der Erwachsene befasst sich nacheinander mit zwei Spielzeugen. Das erste begutachtet er aufmerksam mit interessierter Miene. Das zweite betrachtet er mit Desinteresse. Bevor er den Raum verlässt, platziert er eine Schublade mit beiden Spielzeugen vor dem Baby.

Das Ergebnis des Experiments: Kinder im Alter von unter neun Monaten interessieren sich gleichermaßen für beide Spielzeuge. Ab zwölf Monaten jedoch wählen sie das Objekt, für das sich der Erwachsene interessiert hat, und prüfen dieses genauer.

Bewusstsein für Interesse vorhanden

Das Resultat ermögliche, das Alter zu bestimmen, ab dem ein Baby die Bedeutung von Objekten für andere verstehen kann, schrieb die Uni Neuenburg. Das Bewusstsein um das Interesse, das ein Objekt in anderen weckt, scheine somit bereits mit zwölf Monaten vorhanden zu sein.

Nur wenige Wochen später erlebten die Forschenden bei ihren Versuchen jedoch eine Überraschung: "Mit 15 Monaten kehrte das Baby sein Verhalten vollständig um", so Clement. Dann nimmt es nämlich systematisch das Spielzeug an sich, das vom Erwachsenen links liegen gelassen wurde.

Noch ist unklar, wie es zu dieser Kehrtwende im Verhalten kommt. Aber die Wissenschafter haben zwei Hypothesen: Entweder, das Kind hält das vom Erwachsenen bevorzugte Objekt für dessen Eigentum und nimmt an, es könne sich dieses nicht aneignen, oder das Baby versucht zu verstehen, warum der Erwachsene sich für das andere Objekt nicht interessiert hat.

Service: Babylab: http://go.apa.at/Nle1JPTb

(APA/red, Foto: APA/APA (Gindl))

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