Landwirte sehen durch Klimawandel auch Chancen

23. Mai 2017 - 10:40

Zwei Bevölkerungsgruppen wird der Klimawandel besonders treffen: Jugendliche, von denen viele seine Folgen noch lange erleben werden, und Landwirte, deren täglich Brot vom Wetter und Klima abhängt. Bei beiden gibt es sehr unterschiedliche Wahrnehmungen und Strategien, mit den Veränderungen umzugehen, zeigen zwei beim Österreichischen Klimatag an der Uni Wien präsentierte Umfragen.

Klimatag: Zwei Umfragen zu Einstellungen von Jugendlichen und Bauern
Klimatag: Zwei Umfragen zu Einstellungen von Jugendlichen und Bauern

Landwirte fürchten Schäden an den Böden, einen Rückgang des Grundwassers sowie Ernteverluste durch Schädlinge, Unwetter und Trockenheiten, so Magdalena Stöttinger vom Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien, die eine qualitative Befragung von Bauern aus dem Mostviertel und der südöstlichen Steiermark durchgeführt hat. Teils sehen sie in höheren Temperaturen aber auch Chancen, weil dann Pflanzen schneller wachsen und frühere Ernten sowie der Anbau neuer Kultursorten möglich werden.

"Vor allem, wenn die Weiterführung durch einen jungen Hofnachfolger in Aussicht ist, ermunterte das die Landwirte, ihre Betriebe an die neuen Umstände anzupassen", berichtete Stöttinger. Vielfach seien sie überzeugt, dass ein Umstieg auf umweltfreundliche und naturschonende Anbaumethoden gleichzeitig einen gewissen Schutz etwa vor zunehmenden Extremereignissen wie Starkniederschlägen bringt. "Auch die Möglichkeit, von den Veränderungen zu profitieren, war recht motivierend für eine Anpassung", sagte die Forscherin gegenüber der APA. Zum Beispiel wenn man vom Anbau von Getreide auf Wein umstellen kann, mit dem ein höherer Erlös zu erzielen ist.

Größere Investitionen wie etwa Bewässerungsanlagen ziehen aber einige Betriebe aufgrund der finanziellen Belastung nicht in Betracht, erklärte sie, und manche würden sogar überlegen, die Landwirtschaft aufzugeben. "Vor allem Obstbauern, die durch einen Hagel oder Frost den Großteil ihrer Ernte und damit ihres Einkommens verlieren, sind ratlos, weil dies nun ein paarmal hintereinander passierte", sagte Stöttinger.

"Gelähmte", "Aktivisten", "Gemeinnützige" und "Unbeteiligte"

Bei der Befragung von 760 Jugendlichen zeigten sich vier Gruppen mit jeweils unterschiedlicher Einstellung zum Klimawandel und dem damit verbundenen Handlungsbedarf, erklärte Alina Kuthe vom Institut für Geographie der Universität Innsbruck. 14 Prozent sehen ihr eigenes Leben in Zukunft sehr durch den Klimawandel verändert und fühlen sich dem hilflos ausgeliefert. Dieser Gruppe der "Gelähmten" solle man aufzeigen, dass auch das Verhalten von Einzelpersonen etwas bewirkt und Initiativen in ihrem Umfeld näher bringen, wo sie mitmachen können, ohne selbst etwas völlig Neues auf die Beine stellen zu müssen.

21 Prozent der befragten Schüler sehen sich ebenso sehr betroffen, setzen dies aber sehr aktiv in Handlungen um, so Kuthe. Diese "Aktivisten" würden sehr von zur Verfügung gestelltem Wissen zum Klimawandel profitieren. 40 Prozent wiederum wähnen ihr eigenes Leben zwar kaum vom Klimawandel beeinflusst, das hohe Verantwortungsgefühl dieser "Gemeinnützigen" würde sie aber trotzdem zu klimafreundlichen Maßnahmen bewegen, sagte sie.

Eine Sorgengruppe wären jene Jugendlichen, die wenig über den Klimawandel wissen, sich nicht davon berührt glauben und kaum Verantwortungsgefühl entwickeln. Jene 25 Prozent der "Unbeteiligten" seien allerdings ein sehr heterogenes Grüppchen, das sich aus einem unbekannten Anteil an Klimaskeptikern zusammensetzt sowie Jugendlichen, die gerade mit anderen Problemen kämpfen. Sie würden sehr von Gleichaltrigen profitieren, die ihnen das Thema näherbringen, meint die Forscherin.

Service: Österreichischer Klimatag: http://go.apa.at/8OhDprPb

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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