Hoffnung auf neue Bandscheiben dank Stammzelltherapie

9. Mai 2017 - 10:55

Bei einem Bandscheibenvorfall kann eine Operation zwar den Schmerz beheben, aber die Bandscheibe bleibt kaputt. Vielleicht könnte man den Knorpel künftig jedoch mit Stammzellen regenerieren. Forschende der Uni Zürich haben dazu erste wichtige Erkenntnisse bei Schäferhunden gewonnen.

Tests mit Hunden liefern Erkenntnisse für Therapie beim Menschen
Tests mit Hunden liefern Erkenntnisse für Therapie beim Menschen

Wenn das faserknorpelige Gewebe zwischen den Wirbeln degeneriert, kann es sowohl bei Menschen als auch bei Hunden zum Bandscheibenvorfall kommen. Der Druck auf Nerven und Knochenmark und die damit verbundenen Schmerzen lassen sich zwar durch eine Operation beheben. Aber die Bandscheibe bleibt degeneriert.

Das könnte sich durch eine Stammzelltherapie ändern, so die Hoffnung des Forscherteams um Frank Steffen von der Universität Zürich. In einer Studie mit drei Schäferhunden konnten die Wissenschafter erste wichtige Erkenntnisse dazu gewinnen, wie die Hochschule mitteilte.

Gereinigte Stammzellen injiziert

Das Prinzip einer solchen Therapie ist einfach: Das Forscherteam entnahm mit Einwilligung der Hundehalter Stammzellen aus dem Mark des Beckenknochens der drei Hunde, die einen Bandscheibenvorfall erlitten hatten. Diese Stammzellen wurden gereinigt und aufbereitet und anschließend während der ohnehin notwendigen Bandscheiben-OP in die kaputte Bandscheibe gespritzt.

"Unser Ziel ist es, dass die Stammzellen dort zelluläre und molekulare Reparaturvorgänge auslösen und im Idealfall neue Bandscheibenzellen bilden, um so zur Regeneration des Gewebes beizutragen", erklärte Steffen.

Zumindest schienen die Hunde die Injektion ihrer eigenen Stammzellen gut vertragen zu haben, wie die Forschenden im Fachblatt "Tissue Engineering" berichten. Sie stellten keine negativen Effekte bei den Tieren fest. Allerdings ließen sich bei späteren Röntgen- und Magnetresonanztomografie-Aufnahmen auch noch keine Anzeichen für eine Regeneration des Gewebes im Vergleich zu anderen Hunden feststellen, die keine Stammzelltherapie erhalten hatten.

Die Forschenden seien jedoch zuversichtlich, hieß es. Die Verträglichkeit der Therapie nachzuweisen sei der erste wichtige Schritt gewesen, erklärte Steffen. Nun arbeitet er mit seinem Team daran, die Wirksamkeit der Therapie beispielsweise durch gezielte Zugabe von Wachstumsfaktoren zu verbessern. "Sollten wir mit unser Methode dereinst Erfolg haben, wäre das ein wegweisender Schritt - auch für die Humanmedizin", sagte der Forscher.

Hoffnung auf Erkenntnisse für menschliche Therapie

Weil Bandscheibenvorfälle bei Hunden und Menschen relativ ähnlich sind, hoffen die Wissenschafter, mit ihrem Projekt auch Erkenntnisse für eine zukünftige Behandlung beim Menschen zu gewinnen. Daher arbeitet Steffens Team auch mit der Schweizer Paraplegiker-Forschung in Nottwil zusammen.

Bevor eine solche Therapie beim Menschen einsetzbar wäre, gilt es jedoch noch viele Fragen insbesondere zur Sicherheit zu klären. Studien zu Bandscheibenregeneration sind oft mit Tierversuchen verbunden. Da die Forschenden an der Klinik für Kleintierchirurgie der Vetsuisse-Fakultät der Uni Zürich ohnehin zahlreiche Hunde mit Bandscheibenvorfall behandeln, konnten sie ihre Erkenntnisse direkt bei erkrankten Tieren gewinnen, schrieb die Hochschule.

Service: Fachartikelnummer DOI: 10.1089/ten.TEC.2017.0033

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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