WKÖ: Lehre hat gutes Image

27. April 2017 - 14:55

Zum ersten Mal seit 2008 ist die Zahl der Lehrlinge im ersten Jahr in Österreich wieder leicht gestiegen. Die Berufsausbildung kommt bei den heimischen Lehrlingen gut an, besonders zu Beginn der Lehre ist die Euphorie groß, geht aus einer aktuellen WKÖ-Umfrage hervor. International sei die duale Ausbildung sehr gefragt und könne etwa hoher Jugendarbeitslosigkeit entgegenwirken.

Erstmals seit 2008 beginnen wieder mehr Leute Jugendliche eine Lehre
Erstmals seit 2008 beginnen wieder mehr Leute Jugendliche eine Lehre

Mit Stichtag 31. März 2017 gab es bei den Lehrlingen im ersten Lehrjahr gegenüber dem Vorjahr einen leichten Anstieg von 0,9 Prozent. Auch in den kommenden Jahren sollen laut Wirtschaftskammer (WKÖ) wieder mehr Menschen eine Lehre beginnen.

Hohe Zufriedenheit besonders im ersten Lehrjahr

"Das Image der Lehre ist sehr gut", so Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl (ÖVP) am Donnerstag vor Journalisten. 85 Prozent der Lehrlinge seien sehr zufrieden und würden ihre Berufsentscheidung wieder so treffen. Die Begeisterung nimmt aber mit den Lehrjahren ab: Während im ersten Lehrjahr 89 Prozent der Auszubildenden angaben, mit der Lehre sehr zufrieden beziehungsweise zufrieden zu sein, waren es im 3. und 4. Lehrjahr 79 Prozent.

Als Grund für den Entschluss, eine Lehre zu machen, wurde allen voran das "Mehr im Börserl" genannt: Das erste eigene Geld war für 64 Prozent der Lehrlinge und 56 Prozent der Lehrabsolventen Anreiz für die Entscheidung zur Berufsausbildung. Erst danach folgte das Interesse am Lehrberuf. Auch eine grundsätzliche Neigung zur Lehre und Aversion gegen Schule spielen häufig eine Rolle.

Dass lebenslanges Lernen für beruflichen Erfolg immer wichtiger wird, bestätigt die Umfrage: 57 Prozent der Absolventen gaben an, nach ihrem Lehrabschluss eine weitere Ausbildung gemacht zu haben. Die bekanntesten Möglichkeiten zur Weiterbildung sind laut Umfrage Meisterprüfung und Berufsmatura, die Berufsakademie mit akademischem Master-Abschluss kennen nur drei von zehn Lehrlingen.

Ein Zehntel der Lehrabsolventen habe sich selbstständig gemacht, ein Viertel der fertigen Lehrlinge arbeite mittlerweile in einer leitenden Position. Stellen Betriebe Absolventen nach Abschluss einer Lehre als zusätzliche Mitarbeiter ein, fallen diese laut WKÖ unter den Beschäftigungsbonus.

"Früher haben wir immer geklagt, dass Mädchen hauptsächlich traditionelle Lehrberufe wählen", so Leitl. Eine positive Entwicklung sei aber vor allem in der Steiermark sichtbar: Bei der Wahl der Berufsausbildung von Mädchen liege Mechatronik bereits auf Platz vier. Die Betriebe wüssten einen Mix von weiblichen und männlichen Lehrlingen sehr zu schätzen, Absolventinnen können laut Leitl mit gutem Einkommen und Perspektiven rechnen.

Immer mehr Betriebe wollen und müssen laut WKÖ Fachkräfte selbst ausbilden, das österreichische duale Ausbildungssystem habe hier international Vorbildwirkung. Beispielsweise werden in der Slowakei über hundert Lehrlinge von heimischen Unternehmen ausgebildet. Dort gebe es eine Jugendarbeitslosigkeit von 30 Prozent - dieser könne man mit gelungener dualer Ausbildung entgegenwirken.

Zehn Prozent der Lehrlinge haben Maturaabschluss

"Wir sagen Schule und Betrieb", so Leitl und betonte das "Engagement und Begleitung des Einzelnen" in ausbildenden Betrieben. "Das ist das, was wir an unserem Schulsystem kritisieren." Er plädierte erneut dafür, dass man mit 19 die Möglichkeit haben sollte, die Matura und eine berufliche Ausbildung zu haben. Momentan hätten 10 Prozent der Lehrlinge einen Maturaabschluss.

Die Voraussetzung für eine passende Lehre sei vor allem die Information, vor allem Schnuppertage und das Internet seien hier wichtig. Interessierte können aber auch österreichweit knapp eineinhalbstündige Talentechecks nutzen, bei denen sich berufliche Interessen und Stärken feststellen lassen sollen. Dadurch sollen auch die Abbruch-Raten bei Lehrlingen sinken.

Die Tests selbst sind kostenlos, ein anschließendes Beratungsgespräch kann aber im Schnitt 400 Euro kosten. Die Checks seien in den letzten zwei Jahren pilotartig aufgebaut worden. Leitl will bald ein Gesamtkonzept präsentieren.

(APA/red, Foto: APA/APA (Techt))

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